Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2024

"Wir brauchen ein kräftiges Aufbruchssignal"

Wirtschaft erwartet Aufbruchssignal der Politik / Einigung auf Kraftwerksstrategie „überfällig“
Der Klimaindex der heimischen Wirtschaft trotzt dem Druck verschiedener Risiken und steigt von 82 Punkten im Herbst auf 88 Punkte zum Jahresbeginn 2024. Zwar werden damit die aktuelle Lage und auch die Erwartungen für die kommenden Monate leicht besser beurteilt als in der Vorumfrage, der Klimaindex bleibt aber weiterhin deutlich unter der 100-Punkte-Marke und unter dem langjährigen Durchschnitt von ca. 110 Punkten vor der Coronazeit.
„Problematisch ist die Häufung von Risiken, die gleichzeitig auftreten und bei den Unternehmen für Unsicherheit sorgen. Dieser Mix führt langfristig zu mangelnder Wettbewerbsfähigkeit und belastet unseren Wirtschaftsstandort“, so der Präsident der IHK Lahn-Dill, Dr. Felix Heusler. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sind für die heimischen Unternehmen mit 62 Prozent der Nennungen das größte Risiko für die nächsten zwölf Monate. Auf Rang zwei folgt die Sorge vor einer nachlassenden Inlandsnachfrage (58 Prozent). Nach wie vor zählen auch die Energie- und Rohstoffpreise für mehr als die Hälfte (54 Prozent) der heimischen Unternehmen zu den größten Risikofaktoren. Stark gestiegen in der Risikoeinschätzung sind die Arbeitskosten, die sich auf Rang vier einreihen. Während im Herbst 2023 noch 43 Prozent der Unternehmen in den Arbeitskosten einen der größten Risikofaktoren sahen, sind dies im Januar 2024 mit 52 Prozent bereits mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer. Das fünfte Risiko, das die 50 Prozent-Marke überschreitet, ist der Fachkräftemangel (51 Prozent). Er gehört bereits seit Jahren zu den dominierenden Risiken.
Dr. Felix Heusler: „Die Politik muss jetzt mit einem kräftigen Aufbruchssignal bei den Unternehmen Vertrauen aufbauen. Konkrete Vorschläge der IHK-Organisation liegen vor. Dazu gehören unter anderem konkurrenzfähige Strompreise, Entbürokratisierung und die Fachkräftesicherung.“
Der IHK-Präsident begrüßte in diesem Zusammenhang die Einigung der Bundesregierung auf eine Strategie zum Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke. „Die Einigung auf eine Kraftwerksstrategie war überfällig, denn Versorgungssicherheit ist für unsere Unternehmen nicht verhandelbar.“ Dr. Felix Heusler warnte in diesem Zusammenhang jedoch davor, bestehende Kraftwerke vom Netz zu nehmen, bevor ausreichend neue und verlässliche Anlagen zur Verfügung stehen. Auch sollte Deutschland nicht nur auf eine Technologie setzen: „Denkverbote ersticken gute Ideen im Keim und bedeuten das Aus für Fortschritt und Innovation.“

Geschäftsklima
Der Klimaindex der heimischen Wirtschaft trotzt dem Druck verschiedenster Risiken und legt leicht zu. Der Index steigt von 82 Punkten im Herbst auf 88 Punkte zum Jahresbeginn 2024.

Geschäftslage
Die Beurteilung der aktuellen Lage zeigt sich stabil und verbessert sich im Vergleich zur Vorumfrage. Der Saldo erreicht plus 9 Prozent, nach plus 2 Prozent in der Vorumfrage.

Erwartungen
Die Erwartungen in zukünftige Geschäfte folgen der Lagebeurteilung eher zögerlich. Der Saldo bleibt mit minus 29 Prozent weiterhin im Minus, allerdings um 5 Prozentpunkte zum Ergebnis aus dem Herbst 2023 verbessert.

Beschäftigung
Auch die Beschäftigungsabsichten verbessern sich, bleiben allerdings per Saldo im Minus. Im Herbst lag der Saldo bei minus 15 Prozent. Aktuell erreicht der Saldo aus steigend- und fallend-Antworten minus 7 Prozent.

Investitionen
Auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen für die nächsten 12 Monate bleibt eher von Zurückhaltung geprägt. Der Saldo ergibt minus 11 Prozent und hält das Niveau der Vorumfrage.

Export
Die Exporterwartungen zeigen sich verbessert, wenn auch nach wie vor spürbar von den geopolitischen Ereignissen beeinflusst. Der Saldo ergibt zum Jahresbeginn 2024 minus 13 Prozent nach minus 28 Prozent in der Herbstumfrage 2023.

Risiken
Mit 62 Prozent der Nennungen sehen aktuell die meisten Befragten die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens, noch vor der Sorge um eine nachlassende Inlandsnachfrage (58 Prozent), um hohe Energie- und Rohstoffpreise (54 Prozent) oder steigende Arbeitskosten (52 Prozent), dem Fachkräftemangel (51 Prozent) sowie einer schwächelnden Auslandsnachfrage (19 Prozent).
Den ausführlichen wirtschaftlichen Lagebericht zum Jahresbeginn 2024 finden Sie unter "Weitere Informationen".
Pressemeldung vom 06.02.2024