Menschen und Unternehmen

Wirtschaftsdelegation des Kreises besucht die Reinhard Bretthauer GmbH

Die aktuelle Ausbildungssituation, der diskutierte Wegfall der Zerspaner-Klasse in Dillenburg und die Errichtung eines Solarparks zur Deckung des eigenen Strombedarfs – diese Themen standen auf der Agenda bei dem Besuch der Wirtschaftsdelegation des Lahn-Dill-Kreises bei der Firma Bretthauer in Dillenburg.
„Wir konnten in diesem Jahr noch alle Ausbildungsstellen besetzen, aber es wird langsam eng“, erklärte der kaufmännische Geschäftsführer des Kunststoffunternehmens Reinhard Bretthauer GmbH, Dr. Martin Wehrße den Gästen aus dem Kreishaus, der Wirtschaftsförderung, der Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar sowie der IHK Lahn-Dill. „Haben wir 2020 noch 50 Bewerbungen auf eine Stelle für Industriekaufleute bekommen, sind es heute nur noch 10.“ Die duale Ausbildung müsse dringend attraktiver gemacht werden, darin waren sich die Anwesenden schnell einig. Wirtschaftsförderer Prof. Harald Danne und Landrat Wolfgang Schuster sprachen das Imageproblem der dualen Ausbildung an. Vor allem in den Schulen, aber auch in den Elternhäusern müsse bekannt gemacht werden, dass akademische und berufliche Ausbildung gleichwertig seien. Die Pressesprecherin der IHK Lahn-Dill, Iris Baar, stellte in dem Zusammenhang kurz die bundesweite Ausbildungskampagne der IHKs vor, die gerade startet. Die Mitmachkampagne soll in den kommenden Monaten das Image der Dualen Ausbildung aufwerten, den Unternehmen werden Materialien zur Verfügung gestellt, mit der sie gezielt Azubis in der Region über verschiedene Kommunikationskanäle ansprechen können.
Weiteres großes Thema war anstehende Schließung der Zerspaner-Klasse in Dillenburg. Seniorchef Udo Bretthauer appellierte an Landrat Wolfgang Schuster, mit der Schließung der Fachklasse noch zwei Jahre zu warten, da die niedrigen Schülerzahlen, die als Grundlage für die Entscheidung dienten, in die Corona-Krise fallen. Landrat Schuster zeigte Verständnis für das Anliegen. Noch am gleichen Abend hatte der Kreistag dann auch eine Kompromisslösung gefunden: Wenn sich mindestens zwölf Azubis für die Zerspanerausbildung im alten Dillkreis finden, wird eine Klasse eingerichtet.
Das Vorhaben von Bretthauer, hinter dem Firmengebäude auf einer inzwischen verfüllten ehemaligen Tongrube einen Solarpark zu errichten, wurde von der Wirtschaftsdelegation begrüßt. Allerdings verzögert sich das Bauvorhaben deutlich, da die untere Naturschutzbehörde im Rahmen des Bauantragsverfahrens ein Vegetations- und Artenschutzgutachten angefordert habe, so Geschäftsführer Tim Bretthauer. Auch schwang in den Worten die Sorge mit, eventuell keine Genehmigung für das Vorhaben zu bekommen. Ingo Dorsten, Stabsstellenleiter Klimaschutz, Energiemanagement und Mobilität, sowie die Kreis-Dezernentin für Klimaschutz, Technologie und Mobilität, Andrea Biermann, sagten dem Unternehmen Unterstützung zu. Der Vorgang sei zwar deutsches Recht, jedoch gebe es Auslegungsspielraum, da Anlagen zur Energieversorgung priorisiert werden können.
Das Kunststoffunternehmens Reinhard Bretthauer gehört zu den energieintensiven Unternehmen der Region und war von den gestiegenen Strompreisen besonders stark betroffen. Auf der 1,6 Hektar großen Fläche hinter dem Firmengebäude will das Unternehmen deshalb 1,2 Millionen Euro in einen Solarpark investieren, der dann 1,5 Millionen Kilowattstunden im Jahr produzieren soll. Tim Bretthauer: „Den Großteil werden wir selbst nutzen, den Rest könnten wir ins Netz einspeisen.“ Iris Baar
Die Reinhard Bretthauer GmbH ist ein inhabergeführtes mittelständisches Familienunternehmen, dass Kunststoff-Komponenten und Baugruppen für industrielle Anwendungen fertigt. Bei dem mittelständischen inhabergeführten Familienbetrieb sind 300 Mitarbeiter beschäftigt. Neben dem Hauptsitz in Dillenburg-Frohnhausen gibt es noch ein Fertigungswerk im thüringischen Waltershausen. Gegründet wurde das Unternehmen 1957 von Reinhard Bretthauer, 1974 übernahm Sohn Udo Bretthauer die Leitung. Seit 2021 ist mit Tim Bretthauer die dritte Generation in die Geschäftsleitung eingetreten.
Kontakt:
Reinhard Bretthauer GmbH
Tel.: 02771 30050
www.bretthauer.de
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Am Nebelsberg 1
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