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Wenn die Stammkundschaft ins Netz geht...
Als innerhalb weniger Tage ein Einzelhändler nach dem anderen anrief – immer mit dem gleichen Problem – wussten Steffen Schaden und Eric Huismann, was sie zu tun hatten: ein Online-Shop-Konzept vor allem für die kleinen Ladenbesitzer in der Region musste her, doch keins von der Stange, sondern eins, das den Ladenbesitzern vom Verkauf über das Marketing bis hin zum Rechnungswesen alles abnimmt. „Bezahlbar und einfach in der Handhabung muss so ein Shop natürlich auch sein“, ergänzen Schaden und Huismann von der gleichnamigen Agentur aus Herborn.
© Schaden & Huismann
Die Verlängerung des Lockdowns hat den Einzelhandel vielerorts in die Knie gezwungen und den Ladenbesitzern deutlich gemacht, dass ohne E-Commerce kaum noch ein Geschäft zu machen ist. Doch viele Ladeninhaber seien mit dem Thema schlicht überfordert, erklärt Steffen Schaden. Zwar gebe es viele unterschiedliche Shop-System, doch, so erklärt Schaden weiter, „sind diese Anbieter nicht auf den Einzelhandel in den Innenstädten spezialisiert, sondern eher für komplexere Lösungen konzipiert. Die Ladenbesitzer dürfen mit der Anwendung und Pflege eines Online-Shops nicht überfordert werden.“ Der stationäre Einzelhandel habe es mit realer Stamm- und Laufkundschaft zu tun, und die müsse mit einem Online-Shop auch persönlich und authentisch angesprochen werden.
Steffen Schaden konzipiert seit über zehn Jahren Websites, Online-Shops und Konfiguratoren, unter anderem für die Haushaltsmarke Hailo oder den Kochgeschirrhersteller ELO. „Jetzt wollen wir für die kleinen Läden in den Innenstädten Lösungen entwickeln.“ Sein Vorteil: Schaden hat nicht nur Erfahrung als Shop-Entwickler und kennt sich im Marketing aus, er besitzt auch ein eigenes Fotostudio und das entsprechende Know-How – bis hin zu Bildbearbeitung und Rendering. „Das ermöglicht es uns, eine komplette Shopbetreuung aus einer Hand anzubieten.“
Schaden und Huismann wollten nicht ins Blaue hinein konzipieren, also fragten sie die Bedürfnisse der Ladenbesitzer im Kammerbezirk der IHK Lahn-Dill ab: Was braucht der stationäre Einzelhandel? Wie schafft man es, dass die Stammkunden über den Shop bestellen? Wie gewinnt man Neukunden? Sollen online die gleichen Preise gelten wie im Laden vor Ort? Soll das komplette oder nur ein eingeschränktes Sortiment angeboten werden? Wer kümmert sich um den Versand und die Retouren? Wer übernimmt den Zahlungsverkehr? Und wer fotografiert die ganzen Produkte und zeichnet sie preislich aus?
© Schaden & Huismann
Michael Pötzl, Inhaber des Herborner Modegeschäfts Adams, ist einer der Händler, mit dem Schaden und Huismann Antworten auf die Fragen gesucht haben. Schon vor dem Lockdown hatte Michael Pötzl versucht, über Facebook und Instagram Kontakt zu seinen Kunden zu halten. Doch wirklich zufriedenstellend war das nicht: „Ich habe mein Geschäft seit 1984 und natürlich viele treue Stammkunden, die ich nicht verlieren möchte.“
Jetzt erarbeitet Pötzl mit Schaden und Huismann seine individuelle Lösung. Für Michael Pötzl heißt das: „Ich möchte einen Shop mit persönlichem Bezug und ohne die übliche Anonymität im Internet.“ Ganz wichtig ist ihm auch, dass er keine weitere Arbeit mit der Verwaltung eines zusätzlichen Onlineangebots hat. So wie Michael Pötzl geht es vielen kleineren Ladeninhabern, erklärt Steffen Schaden: „Sie haben den digitalen Zug verpasst oder sind zu spät aufgesprungen.“ Dabei lohne es – auch ganz unabhängig von Corona – sich als Einzelhändler digital aufzustellen. Schaden: „Irgendwann steht fast jeder Einzelhändler vor einer Nachfolgeregelung. Und ein Geschäft lässt sich besser verkaufen, wenn es digital aufgestellt ist.“
Steffen Schaden und Eric Huismann haben nun ein Baustein-Konzept für die kleinen Einzelhändler entwickelt, dass diesen Bedürfnissen Rechnung tragen soll: individuell aufgebaut, auf unterschiedliche Bedürfnisse ausgerichtet und einfach zu handhaben.
Als nächstes wollen Schaden und Huismann mit ihrem Konzept als autorisiertes Beratungsunternehmen im Förderprogramm „go-digital“ des Bundeswirtschaftsministeriums aufgenommen werden. Das Förderprogramm unterstützt kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Handwerksbetriebe, die ihre Geschäftsprozesse mithilfe digitaler Lösungen optimieren wollen und übernimmt bis zu 50 Prozent der Kosten für die Digitalisierung.
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Burak Dogan