Fachkräfte im Hinterland: gesucht und gefunden!

Sauer & Sohn aus dem Rhein-Main-Gebiet eröffnet Standort in Dautphetal

Fokus des neuen Standortes ist der Werkzeugsupport von Spritz- und Druckgusswerkzeugen bis 60 Tonnen sowie digitale Lösungen zur Zustands- und Prozessüberwachung von Werkzeugen.
Für Stefan Klem, Geschäftsleitung Formentechnik, stachen bei der Standortauswahl die Vorteile, die der Landkreis bietet, deutlich hervor: „Die Region ist seit jeher die Hochburg des Großformen- und Großwerkzeugbaus in Deutschland. Im Rhein-Main-Gebiet finden wir kaum noch Fachkräfte, um die Nachfrage zu bedienen. Hier in der Region gibt es viele Werkzeugmacher und so konnten wir bereits Fachkräfte einstellen, die aufgrund der Krise ihren Arbeitsplatz verloren hatten. Die Menschen haben Berufserfahrung, sie wohnen direkt vor Ort – das ist für beide Seiten optimal.“
Die ersten fünf Mitarbeiter in Dautphetal sind bereits eingestellt, mittel- bis langfristig soll die Anzahl der Mitarbeiter im Hinterland deutlich aufgestockt werden. „Eine weitere wichtige Rolle spielt auch das vorhandene Industriegebiet“, ergänzt Jörg Seibert, Standortleiter in Dautphetal. „Es besteht hier in der Region ein breites Netzwerk an mittelständischen Fertigungsunternehmen und Dienstleistern aus der Branche, die für uns als bestehende sowie zukünftige Kooperationspartner und Zulieferer natürlich sehr wertvoll sind.“
Sauer & Sohn war bis 2015 ein traditioneller Werkzeug- und Formenbau, ehe Stefan Klem den Betrieb neu ausrichtete: „Wir haben uns in den letzten fünf Jahren von einem Fertigungsunternehmen zu einem Dienstleistungsunternehmen weiterentwickelt. Weg von der Herstellung von Werkzeugen - hin zu Engineering und dem Support sowie der Entwicklung von eigenen Soft- und Hardwarelösungen für die Zustands- und Prozessüberwachung von Werkzeugen. Schon heute können unsere Kunden, ähnlich wie beim Boardcomputer bei neueren Automodellen, über die von uns entwickelte Onlineplattform jederzeit auf die aufbereitete Servicehistorie Ihres Werkzeuges zugreifen, um den detaillierten Zustand einzusehen.“ In Zukunft soll die in stetiger Weiterentwicklung befindliche Hardware und Sensorik den Produktionsprozess noch genauer überwachen, um so vorbeugende Wartungen zu ermöglichen. „Vergleichbar ist dies mit den Warnmeldungen und -zeichen im Auto, die den Fahrer zum Beispiel darauf hinweisen, Öl nachzufüllen, damit der Motor nicht beschädigt wird. So lassen sich aufkommende Probleme in der Produktion rechtzeitig erkennen und die Werkzeuge vorbeugend warten. Dies noch bevor sie beschädigt werden, ausfallen, die Produktionsbänder beim Kunden stillstehen und sie aufwendig repariert werden müssen.“
Ein solches Werkzeug, das repariert werden muss, steht beispielsweise in der Halle in Dautphetal: Circa 50 Tonnen schwer ist die große Form, in die die Kunststoffverkleidung des Kofferraums eines bekannten deutschen Automobilherstellers gespritzt wird. „Das Werkzeug und einige weitere Werkzeuge wurden durch einen Brand beschädigt, es gibt dieses Werkzeug nur einmal auf der Welt, sodass wir es zügig reparieren müssen, damit es nicht zu einem Bandstillstand kommt. Wir haben für die Reparatur eines Teils der weiteren Werkzeuge die Kapazitäten eines partnerschaftlich kooperierenden, in Biedenkopf ansässigen Werkzeugbaus in Anspruch genommen. Zurzeit arbeiten auch dort 15 Werkzeugmacher und Ingenieure mit an den Werkzeugen“, erklärt Jörg Seibert.
Das Beispiel zeigt gut, was in Dautphetal passiert: Die Reparatur und Änderungen von Spritzgussformen, den sogenannten Werkzeugen, ist das erste Geschäftsfeld im Werkzeugsupport, das zweite ist der „Landing Service“: Am Dautphetaler Standort werden Großwerkzeuge projektiert, repariert und geändert, die von Südeuropa und Asien nach Deutschland geliefert werden. Seibert: „Wir schleusen die Werkzeuge durch den Zoll, entpacken, prüfen die Elektrik und Hydraulik, bei Bedarf testen wir die Funktionen auf unserer 400 Tonnen Tuschierpresse und bereiten die Großwerkzeuge für die Erstinbetriebnahme beim Kunden vor. Wenn erforderlich korrigieren und optimieren wir direkt bei uns vor Ort mit Unterstützung unserer Kollegen aus Dieburg“
„Der Standort in Dautphetal bietet für uns die idealen Vorrausetzungen für das weitere Wachstum unseres Unternehmens“, so Stefan Klem. “Wir haben die Möglichkeit uns räumlich zu erweitern und auch für die weitere Entwicklung unseres Bereiches Digitalisierung sind mit den umliegenden Hochschulen und Universitäten potentielle zukünftige Fachkräfte vorhanden.“
Sauer & Sohn, 1955 als Werkzeug- und Formenbau in Dieburg im Rhein-Main-Gebiet gegründet, ist heute innovativer Servicepartner in der Formentechnik für die Serienproduzenten & Werkzeugbaubetriebe aus Europa und Asien. Der Focus liegt auf Leistungen für die Bereiche Prototypenwerkzeuge, Werkzeugsupport sowie innovative, modulare Werkzeuglösungen für Spritzgießer. Digital ergänzt wird das Angebot durch den Geschäftsbereich CONDAMOS - Hard- und Softwarelösungen für digitales Werkzeugmanagement und -Monitoring.