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Maßnahmen zur finanziellen Stabilisierung in Krisenzeiten
Derzeit erleben deutsche Unternehmen eine nicht enden wollende Aneinanderreihung von Krisen und Herausforderungen, wie sie es seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr gegeben hat. Nach der Corona-Pandemie, dem Ukraine-Krieg, der Energiekrise und den steigenden Rohstoff- und Materialkosten hat jüngst das Statistische Bundesamt einen massiven Rückgang der Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe diagnostiziert. Einige Unternehmen gerieten durch diese Omnikrisen in Schieflage, andere mussten bereits die Segel streichen. Die Zahl der Insolvenzen steigt seit August 2022 kontinuierlich an und betrug im Juni dieses Jahres laut IW Halle 48 Prozent mehr als im Juni des vorigen Jahres.
Vor diesem Hintergrund stellt sich für viele Unternehmen eine zentrale Frage: Welche Maßnahmen können sie ergreifen, um die Finanzsicherheit zu stabilisieren? Welche Möglichkeiten gibt es, um Liquidität im Unternehmen zu generieren und zu steigern?
Der Finanzexperte Ulrich Preiß, ehemaliger Leiter des Internationalen Controllings bei Rittal und aktuell Associated Partner beim Beratungsunternehmen advacon, hat dazu einen Acht-Punkte-Plan herausgegeben, der Unternehmen Leitlinien zum Finanzerfolg vermittelt.
„Zunächst ist es wichtig, ein Frühwarnsystem zu installieren“, so der Finanzexperte. „In diesem müssen Indikatoren wie aktueller Auftragseingang und -bestand, die Neukunden- und Beschwerdequote sowie die Bearbeitungsdurchlaufzeit, also die Zeit von Auftragseingang bis zur Fertigstellung, überwacht werden.“ Werden in diesen Bereichen Abweichungen festgestellt, müssen umgehend Maßnahmen zur Korrektur vorgenommen werden. Für die Sicherstellung der finanziellen Stabilität sollten aber noch weitere Maßnahmen getroffen werden. Dazu gehört unter anderem ein konsequentes Kostenmanagement. Hier gilt es insbesondere die Kostensteigerungen im Vergleich zur Umsatzentwicklung im Auge zu behalten. Wo liegen Kostentreiber? Passt die Kostenstruktur zeitnah zur Umsatz- bzw. Geschäftsentwicklung? Wichtig beim Kostenmanagement sind zudem Maßnahmen zur Kostensenkung und die Frage, welche Kosten kurz-, mittel- und langfristig gesenkt werden können?
„Kosten sollten aber auch im Einkauf optimiert werden“, weiß Ulrich Preiß zu berichten. „Oftmals bestehen Risiken in den Lieferketten, da die Abhängigkeit von bestimmten Materialien oder Lieferanten besteht. Ein wichtiger Ansatz ist hier, alternative Lieferanten zu akquirieren.“ Zusätzlich sollten bestehende Verträge und Zahlungsziele gecheckt werden. Hier ergeben sich wichtige Einsparpotenziale.
Einen hohen Stellenwert bei der Sicherung der finanziellen Stabilität hat die Steigerung der Profitabilität, des Working Capitals und des Cash-Flows. „Wir empfehlen unseren Kunden eine Quote von 130 bis 200 Prozent beim Working Capital, sprich dem Quotienten aus liquiden Mitteln plus Forderungen aus Lieferungen und Leistungen gegenüber den Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen“, erklärt der Experte. „Fällt die Quote unter diesen Wert, liegen oftmals strukturelle Probleme des Geschäfts vor. Dazu gehören zum Beispiel das Forderungsmanagement, das Mahnwesen, interne Kommunikationsprobleme, das Pricing oder Fehler in der Produktentwicklung bzw. dem Sortiment.“ In diesen Bereichen ergeben sich große Optimierungspotenziale.
Für die Planung und Kontrolle betrieblicher Prozesse hingegen empfiehlt der Finanzfachmann die Einführung einer Kosten- und Leistungsrechnung. „Mithilfe der Kosten- und Leistungsrechnung erhalten Unternehmen eine Weitsicht über ihre Wirtschaftlichkeit. Sie können dadurch die Leistungen, die Selbstkosten einer Produkteinheit aber auch die Deckungsbeiträge filtern und erhalten ein sehr genaues Bild, wie sich die Kosten gemäß Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung aufstellen lassen“, erklärt Ulrich Preiß.
In den Fokus des produzierenden Gewerbes gerieten besonders in den letzten Monaten die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten. Viele Unternehmen mussten ihre Preisstrukturen anpassen und die gestiegenen Kosten weitergeben. Doch bei der Preisfindung spielen auch andere Faktoren eine Rolle weiß der Finanzexperte zu berichten: „Neben der Einbeziehung der Kosten- und Leistungsrechnung und der Analyse von Werttreibern spielen die vertriebliche Durch- und Umsetzung der Preise eine enorm wichtige Rolle. Zudem sollte ein Unternehmen immer eine an die Märkte angepasste Preisstrategie anwenden und die Preisentscheidungen intern dokumentieren und zugänglich machen.“
Ergänzend gibt Ulrich Preiß noch einen interessanten Tipp: „Im Rahmen von geplanten Investitionen: Zur Verbesserung der Eigenkapitalstruktur und Bonität ist es sinnvoll, passgenaue Fördermittel zu beantragen. Diese Mittel werden auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene zur Verfügung gestellt.“
© advacon GmbH & Co. KG
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advacon.eu
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30. Oktober 2023
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