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"Wir sind systemrelevant"
Wer das Gebäude von Optima Pharma in Gladenbach-Mornshausen betritt, bekommt gleich am Eingang Fieber gemessen. Auch der Fragebogen über die körperliche Befindlichkeit und etwaige Aufenthalte in Risikogebieten gehören zum Pflichtprogramm des Hinterländer pharmazeutischen Anlagenbauers. Denn Optima Pharma ist systemrelevant – das Unternehmen stellt unter anderem die Anlagen her, auf der der Corona-Impfstoff weltweit produziert wird.
© Optima Pharma
„Dass wir als Unternehmen bislang gut durch die Krise gekommen sind, haben wir nicht von Anfang an gewusst“: Stephan Reuter.
Der Tag, an dem der Shutdown kam? Für Geschäftsführer Stephan Reuter kein großes Thema, seine Auftragsbücher sind – auch wegen Corona – gut gefüllt. Das Unternehmen, das vor zwei Jahren 25. Geburtstag feierte, macht sein Hauptgeschäft mit der Herstellung und Service von pharmazeutischen Produktionsanlagen wie beispielsweise Gefriertrocknungsanlagen, Be- und Entladesystemen, Abfülllinien für pharmazeutische Arzneimittel.
Der Tag, an dem der Shutdown kam? Für Geschäftsführer Stephan Reuter kein großes Thema, seine Auftragsbücher sind – auch wegen Corona – gut gefüllt. Das Unternehmen, das vor zwei Jahren 25. Geburtstag feierte, macht sein Hauptgeschäft mit der Herstellung und Service von pharmazeutischen Produktionsanlagen wie beispielsweise Gefriertrocknungsanlagen, Be- und Entladesystemen, Abfülllinien für pharmazeutische Arzneimittel.
„Dass wir als Unternehmen bislang gut durch die Krise gekommen sind, haben wir nicht von Anfang an gewusst“, so Reuter weiter. „Wir befürchteten wie alle anderen: Dass Corona uns schadet.“ Sorge hatte er vor allem um den Geschäftsbereich Service. „30 bis 40 Prozent unseres Umsatzes sind vom Service abhängig, und da hat uns Corona auch getroffen.“ Doch nicht lange. Denn Optima Pharma fand sich schnell in den Krisenmodus ein. Zuerst habe die Optima Packaging Group in Schwäbisch Hall, zu der Optima Pharma seit fünf Jahren ganz gehört, einen Krisenstab gegründet und Corona-Konzernvereinbarungen für alle Standorte getroffen. Der Plan wurde mit dem Betriebsrat abgestimmt – „zur Sicherung der Arbeitsplätze und der Produktion“ – und alle machten mit. Der Zwei-Schichtbetrieb kam, und der erste Auftrag wurde virtuell angegangen. Statt sich in Asien zu treffen und vor Ort abzustimmen, fanden Treffen mit Kunden per Videokonferenz statt. Zu dem Zeitpunkt war vom Shutdown in Deutschland noch keine Rede.
„Wir waren beim Thema Corona den Maßnahmen der Regierung immer um zwei bis drei Wochen voraus“, erzählt Reuter weiter. „Wir haben Standorte in Seoul/ Südkorea und in Shanghai/China – da waren wir immer nah dran an der Pandemie.“ Die zwei Mitarbeiter aus Mornshausen, die Anfang des Jahres noch in Shanghai und Südkorea im Einsatz gewesen waren, rief der Geschäftsführer sofort an und wollte wissen, ob es ihnen gut geht. „Das war glücklicherweise der Fall, dann haben wir sie schnell zurückgeholt.“ Zwei Wochen Quarantäne inbegriffen.
„Anfang März bekamen wir eine Lieferung aus Italien – aus Venedig. Der Lkw-Fahrer durfte nicht aussteigen, die Lieferung mit Verpackung ließen wir 24 Stunden stehen, dann desinfizierten wir sie und warteten weitere 48 Stunden ab. Dann erst haben wir ausgepackt. Die Lieferung kam aus Lombardei.“ Reuter schüttelt noch heute den Kopf, wenn er dran denkt. „Ob wir alle Entscheidungen richtig getroffen haben, wissen wir nicht. Aber wichtig ist: Wir haben entschieden!“
In den Monaten April und Mai digitalisierte das Unternehmen sein Wartungsgeschäft. Anlagenabnahmen durch Kunden wurden virtuell über eine VR-Brille durchgeführt. „Die haben unsere Mitarbeiter aufgesetzt und sich mit dem Kunden verbunden. Der sieht dann das gleiche Bild und ist bei jedem Handgriff live dabei“, erläutert Reuter. „Dann sind wir konsequent die nächsten Schritte gegangen: Nach der virtuellen Abnahme kam die virtuelle Bedienung, dann die virtuelle Wartung.“ Schließlich habe Optima Pharma die erste virtuelle Inbetriebnahme einer Anlage in den USA hinbekommen: „Ohne dass einer von uns vor Ort war.“
Im April habe er bemerkt, dass die Kunden weiter investierten, die Sorgen um Umsatzeinbrüche schwanden. Im Mai kam dann die große Nachricht: Die Welt wollte die Anlagen von Optima Pharma, um darauf den Corona-Impfstoff zu produzieren. „Seitdem ist unsere größte Sorge, den Betrieb aufrechtzuerhalten.“
Das gelingt dem Hidden Champion aus dem Hinterland bestens: Der Betrieb läuft, der Krisenplan funktioniert. Vor einem Monat charterte Optima eine Antonow, die größte Transportmaschine der Welt, um eine Anlage zur Produktion des Corona-Impfstoffes in die USA auszuliefern.
Informationen zum Unternehmen:
Als Technologieführer ist Optima Pharma aus Gladenbach-Mornshausen Partner der weltweiten Pharma- und Biotechindustrie für Abfüll-, Verschließ- und Prozesstechnik für flüssige Arzneimittel. Das Unternehmen startete vor 27 Jahren mit der Wartung von Gefriertrocknungsanlagen und dem Umbau alter Steuerungen. Bereits zwei Jahre nach der Firmengründung erfolgte der erste Bau einer eigenen Gefriertrocknungsanlage sowie der Bau von Be- und Entladesystemen. Seit sieben Jahren gehört das Unternehmen vollständig zur Optima-Gruppe in Schwäbisch Hall und ist innerhalb der Gruppe wesentlicher Wachstumstreiber. Aktuell beschäftigt Optima Pharma 130 Mitarbeiter.
Als Technologieführer ist Optima Pharma aus Gladenbach-Mornshausen Partner der weltweiten Pharma- und Biotechindustrie für Abfüll-, Verschließ- und Prozesstechnik für flüssige Arzneimittel. Das Unternehmen startete vor 27 Jahren mit der Wartung von Gefriertrocknungsanlagen und dem Umbau alter Steuerungen. Bereits zwei Jahre nach der Firmengründung erfolgte der erste Bau einer eigenen Gefriertrocknungsanlage sowie der Bau von Be- und Entladesystemen. Seit sieben Jahren gehört das Unternehmen vollständig zur Optima-Gruppe in Schwäbisch Hall und ist innerhalb der Gruppe wesentlicher Wachstumstreiber. Aktuell beschäftigt Optima Pharma 130 Mitarbeiter.
Kontakt
Burak Dogan