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"Der Startschuss fiel im Keller"
„Meine Firmengründung war eigentlich ein Zufall“, erzählt der Maschinenbauingenieur Wolfgang Reinheimer aus Lahnau. Offensichtlich ein glücklicher Zufall, denn sein Unternehmen, die Systementwicklungs-GmbH Reinheimer in Lahnau, kurz SER, besteht inzwischen seit 25 Jahren. Seitdem bietet das Unternehmen als Produktionspartner und Dienstleister unter anderem Fräs- und Drehteile nach eigenen sowie Kundenzeichnungen an und produziert Teile in Serie.
„Ich war damals als Konstrukteur festangestellt bei einer Firma in der Nachbarschaft“, erinnert sich Wolfgang Reinheimer an die Anfänge seines Unternehmens. „Da wurde ich von einem Bekannten gebeten, eine Konstruktion zu erstellen und einen Prototypen zu bauen.“ Wolfgang Reinheimer benötigte allerdings die Genehmigung seines Arbeitsgebers, um einer Nebentätigkeit nachgehen zu dürfen. Die Genehmigung dauerte ihre Zeit, und so befand sich der Ingenieur mitten in der Auftragsarbeit, als er Ende des Jahres 1995 erfuhr, dass seine Firma die Nebentätigkeit nicht genehmigen kann. „Da blieb mir nichts anderes übrig, als zu kündigen. Ich hatte mir ja bereits eine CAD-Anlage angeschafft, um zu konstruieren“, erzählt Reinheimer weiter. Er zögerte nicht lange, gründete zum 1. Januar 1996 seine GmbH im Keller seines Wohnhauses und legte los. Sein unternehmerischer Mut wurde belohnt. Nach seinem ersten Auftrag bekam er eine Montage in Serie als Folgeauftrag, weitere Aufträge schlossen sich an. Er stellte erste Mitarbeiter auf 450 Euro-Basis ein. Immer an seiner Seite ist seine Frau Regina, die vom ersten Tag an in der Firma mitarbeitet.
Der kleine Betrieb im Keller der Reinheimers wuchs, die Aufträge wurden mehr, auch sein ehemaliger Arbeitgeber war inzwischen unter den Kunden. „Irgendwann haben wir Fertigungsstraßen für Autoradios und CD-Laufwerke ausgerüstet“, so Reinheimer. Dann schaffte er eine konventionelle Fräs- und eine Drehmaschine an und stellte sie in die Garage. „Das Auto musste dann draußen stehen“, erinnert er sich lachend an diese Sturm- und Drangzeit. Im Jahr 2000 kam ein weiterer Kunde dazu, „für ihn haben wir Gehäuse für Videokameras in Serie montiert.“
Der Platz in Keller und Garage reichte nicht mehr aus, Reinheimer und seine Frau mieteten eine frei werdende Wohnung in der Nachbarschaft an, um das Platzproblem in den Griff zu bekommen. „Das war die Zeit, in der ich meinen ersten Mitarbeiter in Vollzeit fest einstellte“, so Reinheimer. Keine zwei Jahre später zog er mit seiner Firma in das heutige Firmengebäude in der Austraße in Lahnau um. „2004 haben wir das Gebäude übernommen.“ Inzwischen war die kleine Firma auf vier festangestellte Mitarbeiter angewachsen, das Geschäft lief. Kurz vor der Finanzkrise 2008 kaufte Reinheimer seine erste CNC-Maschine, eine Werkzeugmaschine, die durch den Einsatz von Steuerungstechnik in der Lage ist, Werkstücke mit hoher Präzision auch für komplexe Formen automatisch herzustellen. Direkt in der Krise hatte er den Mut, in eine zweite Maschine zu investieren. „Die Maschinen waren damals günstig“, so Reinheimer, „und unser Glück: Denn mit der Entscheidung, die Fertigung ins Unternehmen zu holen, haben wir nicht nur die Krise überlebt, sondern auch den Durchbruch geschafft.“ Seitdem wächst das Unternehmen stetig. Weitere Maschinen wurden angeschafft, 2014 wurde schließlich die Halle zu klein und ein Anbau hochgezogen. Heute sind bei der Systementwicklungs-GmbH Reinheimer in Lahnau neben dem Geschäftsführer sieben Festangestellte und sechs Aushilfen an neun CNC- Maschinen beschäftigt. Rückblickend sagt Wolfgang Reinheimer: „Meine Kündigung vor 25 Jahren und der anschließende Weg in die Selbstständigkeit waren die richtigen Entscheidungen!“
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Burak Dogan