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Klaus Arhelger
Klaus Arhelger war 23 Jahre jung, als er vom damaligen Leiter der Abteilung Aus- und Weiterbildung, Martin Kreck, gefragt wurde, ob er nicht im Prüfungsausschuss für Elektroberufe der Industrie- und Handelskammer Dillenburg mitwirken wolle.
Die damals bestehenden Ausschüsse waren total „überaltert“ und sollten durch jüngere Nachrücker aufgefrischt werden. Klaus Arhelger: „In den Ausschüssen damals war alles ganz steif. Zu den Prüfungen musste man im schwarzen Anzug kommen“.
Sein erster Einsatz als Mitglied im damaligen Prüfungsausschuss für Elektroberufe (Starkstromelektriker und Elektromechaniker) fand bei den Burger Eisenwerken statt, die zu dieser Zeit zu den relativ großen Ausbildungsbetrieben zählten. Klaus Arhelger erläutert: „Im Gegensatz zu heute waren die Prüfungen noch ganz anders strukturiert. Es gab Schaltaufgaben, die an einer Schaltwand aufgebaut werden mussten und eine Brettmontage mit elektrischen Komponenten wie Schalter, Taster, Schütze mussten aufgebaut und installiert werden. Für beide Aufgaben hatte der Prüfling acht Stunden Zeit. Heute wird die Prüfungsaufgabe im Ausbildungsbetrieb erstellt und im Rahmen der praktischen Prüfung lediglich „ergänzt“, erklärt Arhelger.
Auch die handwerklichen Geschicklichkeiten wurden früher geprüft, in dem zum Beispiel Leitungen zugerichtet wurden: „Es mussten Erdkabel zugerichtet werden. Das war gar nicht so ohne. Wer das nicht richtig konnte, der hat das Ding verbrannt und dann war es Schrott“, so Klaus Arhelger. Die Praxis stand damals in den Prüfungen im Vordergrund. Aber auch die theoretische Prüfung war sehr anspruchsvoll und enthielt gegenüber heute nur Aufgaben, die vom Prüfling ohne Hilfsmittel (Taschenrechner und Tabellenbuch) bearbeitet werden mussten. „Es gab vier Bereiche“, so Klaus Arhelger, „Fachkunde, Fachrechnen und Fachzeichnen und auch WiSo-Themen wurden in den Prüfungen abgefragt“. Außerdem musste jeder Prüfling eine mündliche Prüfung absolvieren. Klaus Arhelger stellt weiterhin fest, „die Prüfungen damals waren gegenüber heute keineswegs einfacher“.
Klaus Arhelger selbst hat seine Ausbildung bei Buderus absolviert und bekam die Möglichkeit einer Zusatzausbildung im Werk in Wetzlar. „Das war sehr interessant. Ich arbeitete unter anderem mit den Telefonelektrikern und habe die Telefontechnik gelernt. Heute kann man sich diese Technik von damals im Museum anschauen. Ich konnte mit dabei sein, als Buderus in Wetzlar die drei Türme im Zementwerk für die Lagerung und Abfüllung baute, die es heute schon nicht mehr gibt. Das war hochinteressant, denn hier kam sehr viel Mess- und Regeltechnik zum Einsatz“.
Im Zusammenhang mit der Frage, ob sich in Bezug auf die Vorbereitung und Durchführung der Prüfungen über die Jahre etwas verbessert oder gar verschlechtert habe, spricht Klaus Arhelger den zuständigen Mitarbeiterinnen der IHK ausdrücklich seinen Dank aus: „Die Damen waren immer sehr engagiert. Wenn es mal Probleme oder Schwierigkeiten gab, wurde sich immer sofort darum gekümmert“. Die Probleme heute lägen eher bei fehlerhaften Prüf- und Auswertungsunterlagen, so Arhelger. Dies werde aber meistens erst durch den Prüfungsausschuss bei den Prüfungen oder beim Korrekturtermin festgestellt, da auch der Prüfungsausschuss vorher die Prüfung nicht einsehen dürfe. Generell stellt Klaus Arhelger fest: „Früher waren die Aufgaben klar strukturiert, heute ist das leider nicht immer so.“
Auch die Prüflinge selbst hätten sich im Laufe der Jahre verändert. „Die Prüflinge früher haben von zu Hause noch den ,guten Ton‘ mitbekommen, dass ist heute leider oft nicht mehr der Fall“ schildert Klaus Arhelger. Heute sei es oft so, dass der Prüfling mit der Einstellung komme, ich bin hier und ihr müsst sehen, wie ihr mit mir zurechtkommt. Aber das ist zum Glück nicht der Standard.
Eine Prüfung, die ihm in all den Jahren ganz besonders in Erinnerung geblieben ist, gibt es für Klaus Arhelger nicht: „Jede Prüfung hatte irgendwo Besonderheiten, denn es sind ja die unterschiedlichsten Menschen, die geprüft werden. Dementsprechend müsse man sich immer auf die jeweiligen Gegebenheiten einstellen.
An ein Aufhören in all den Jahren hat Klaus Arhelger nie gedacht: „Ich habe es immer gerne gemacht“. Damit, dass jetzt Schluss ist, hat der 73-Jährige keine Probleme „Ich habe im Leben gelernt, mich auf jede Situation einzustellen und habe damit nie Probleme gehabt“. Aber so ganz ohne Ehrenamt geht es für Klaus Arhelger nicht, denn in der Politik ist er weiterhin aktiv tätig.
Langweilig wird es ihm auf keinen Fall. Gemeinsam mit seiner Frau ist er – so oft es geht – mit dem Wohnmobil unterwegs. Egal ob Berge oder See, alles wird bereist und in Ruhe genossen. Ein weiteres Hobby von Klaus Arhelger ist die Modellfliegerei. Segelflugzeug, Hubschrauber, Drohne – „aber alles natürlich nur mit den entsprechenden Zulassungen und dem heute notwendigen Kenntnisnachweis“. Aktuell hat er sich einen neuen Hubschrauber zugelegt, mit dem er sogar Kunstflugmanöver fliegen kann.
Grundsätzlich sagt Klaus Arhelger: „Wenn ich gebraucht werde, bin ich da, ansonsten will ich mir natürlich auch gewisse Freiheiten einräumen“. Diese Freiheiten hat er sich nach 50 Jahren Beruf und Ehrenamt auch redlich verdient.
Tanja Winkler
Tanja Winkler
Klaus Arhelger liebt die Modellfliegerei.
© privat
LahnDill Wirtschaft November/Dezember 2023
Kontakt
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Am Nebelsberg 1
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Telefon: +49 2771 842-0
Telefax: +49 2771 842-5399
E-Mail: info@lahndill.ihk.de
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