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Wendel Email aus Dillenburg gewinnt hessischen Exportpreis
„Ganze 56 Prozent unseres Umsatzes machen wir allein im Export“
In der Produktionshalle ist es heiß. Drei Öfen rotieren auf Hochtouren. Dann ergießt sich aus einem plötzlich ein feiner Strahl, 1200 Grad heißes Glas: In der Schmelze von Wendel Email in Dillenburg läuft der erste Produktionsschritt für die unterschiedlichen Gläser an, die das Unternehmen seit knapp hundert Jahren herstellt und inzwischen in 33 Länder weltweit exportiert. Für sein internationales Engagement ist das mittelständische Unternehmen nun mit dem Hessischen Exportpreis ausgezeichnet worden.
„56 Prozent unseres Umsatzes machen wir allein im Export“, erklärt Geschäftsführer und Gesellschafter Klaus-Achim Wendel, der das Familienunternehmen in der vierten Generation führt. Bei Gussemail ist Wendel Weltmarktführer. Als sein Urgroßvater, Karl Heinrich Wendel, das Unternehmen 1932 am Dillenburger Bahnhof entlang der Gleise am heutigen Güterbahnhof gründete, konnte keiner ahnen, welche Entwicklung die kleine Firma nehmen würde: „Mein Urgroßvater hätte gerne früher gegründet“, erzählt Klaus-Achim Wendel, „aber die weltweite Depression durch den Börsenzusammenbruch 1929 war keine gute Zeit dafür“, so der heutige Firmenchef weiter. Also mietete Karl Heinrich Wendel, der damals als Emaillierwerksmeister in der Adolfshütte in Niederscheld tätig war, kurzerhand einen Ofen in der Aurorahütte und tüftelte an seiner Idee, bleifreies Email herzustellen.
Führt das Unternehmen in der vierten Generation: Klaus-Achim Wendel
© IHK Lahn-Dill
Zurück in der Schmelze: Das heiße, flüssige Glas wird direkt mit kaltem Wasser abgeschreckt. Durch den Prozess zerplatzt es in tausende kleine Splitter – und bildet die Grundlage für die vielen unterschiedlichen Gläser, die auf Töpfen, buntem Geschirr, Dachziegeln, Badewannen, Boilern oder auch Schmuck weltweit zu finden sind. Die Produktpalette ist schier endlos – wie auch die Farbpalette: Denn bevor die jährlich produzierten rund 10.000 Tonnen Email und Glasuren für den Versand fertig gemacht werden können, müssen sie eine Halle weiter zu feinem Pulver vermahlen und in mehreren Stufen veredelt werden.
© IHK Lahn-Dill
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Beim Thema Umweltschutz ist das Unternehmen ebenfalls klar aufgestellt: Nicht nur der Verzicht auf Blei, Cadmium, Selen oder Arsen bei der Produktion, sondern auch die Löschwasserrückhaltebecken zeugen von verantwortungsbewusster Produktion: „Sollte es bei uns zu einem Brand kommen, sammeln wir in den Becken das Löschwasser, damit es nicht in die Dill gelangt“, so Klaus-Achim Wendel.
Wendel Email hat heute 130 Mitarbeiter und macht dem Begriff „Familienunternehmen“ alle Ehre, denn mehrere Mitglieder der Familie sind im Unternehmen tätig.
Kontakt:
Wendel GmbH Email- und Glasurenfabrik
Tel.: 02771 9060
https://www.wendel-email.de
Vom Pulver zum Email auf dem Topf: Die IHK Lahn-Dill hat dem Exportpreisträger Wendel Email eine Vitrine im Eingangsbereich gewidmet.
© IHK Lahn-Dill
Kontakt
Julian Jäckel