Aktionstag

"Lokale Bündnisse für Familie"

Bei der Kinderbetreuung ist noch Luft nach oben
Kostenlose flächendeckende Kinderbetreuung, anerkannte Zeiten für Kinderversorgung, Weiterbildung oder auch Sabbaticals: Im Vorfeld des Aktionstages zum 20-jährigen Geburtstag der Initiative „Lokale Bündnisse für Familie“ am 15. Mai hat die IHK Lahn-Dill sich bei ihren Mitgliedsunternehmen zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf umgehört, die in der Vergangenheit mit dem Award „UnternehmensWERT Familie!“ ausgezeichnet wurden.
Für die Personalleiterin von Zeiss am Standort Wetzlar, Natascha Baumann, findet sich der „größte Stellhebel“ beim Thema Kinderbetreuung: „Wichtig ist eine flächendeckende und verlässliche Kinderbetreuung in allen Altersklassen sowie ebenfalls in der Ferienzeit. Als Unternehmen bieten wir zwar Flexibilität durch beispielsweise Gleitzeit oder mobiles Arbeiten, doch das reicht nur bedingt aus.“
Auch für Peter Bittermann, Geschäftsführer der Haus Elisabeth Caritas Dillenburg gGmbH, gibt es beim Thema Kinderbetreuung noch Luft nach oben: Seiner Meinung nach sollte Kinderbetreuung „flächendeckend in Hessen und ganz Deutschland für Eltern kostenlos angeboten werden, um die Berufstätigkeit junger Eltern zu fördern“. Öffnungszeiten von beispielsweise Kitas sollten laut Bittermann „vermehrt auch für Kinder angeboten werden, deren Eltern in Schichtdiensten arbeiten“.
„Der Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Kinderbetreuung zu geringen oder keinen Kosten für Kinder ab einem Jahr würde sicherlich die Berufstätigkeit von beiden Elternteilen schlagartig massiv fördern“, findet auch Marc Busch, Leitung Personalwesen bei Oculus in Wetzlar-Dutenhofen. „Im Bereich der Arbeitszeit würde ein Arbeitszeitgesetz, das den Lebensumständen der Menschen flexibel entgegenkommt, helfen. Die Regelungen zur Ruhezeit, täglicher Höchstarbeitszeit und Pausen nach sechs Stunden sind sehr starr und verhindern Flexibilität bei der persönlichen Arbeitszeitgestaltung wesentlich“, so die Meinung des Personalchefs.
Aus Sicht von Maria Bernhardt, Marketing & Vertrieb der FT Solutions OHG, „nehmen noch immer zu wenig Väter Erziehungsurlaub“. Auch der Bürokratieabbau sei ein großes Thema, gerade beim Thema Elterngeld. Bernhardt: „Schön wäre eine Erleichterung, wenn man sich um ältere Familienmitglieder kümmern muss. Noch gibt es nur gesetzliche Vorgaben in Unternehmern mit mehr als 15 Arbeitnehmern.“
„Ich wünsche mir, dass die Politik, die Wirtschaft, die Gesellschaft, Unternehmen und Organisationen atmende Lebensläufe ermöglichen“, so Dr. Stephanie Robben-Beyer, Inhaberin des gleichnamigen Coaching-Unternehmens in Dillenburg. „Zeiten für Weiterbildung, Kinderversorgung, die Pflege von Angehörigen und Sabbaticals sollten in gegenseitigem Einvernehmen als Weiterentwicklungs- oder Familienphasen ermöglicht, respektiert und anerkannt werden.“
„Derzeit sammeln wir die Vorschläge und Vereinbarkeitsbedürfnisse, um sie an Politik und Gesellschaft weiterzuleiten“, erklärt Bündnismentorin Claudia Wagner, stellvertretende IHK-Bereichsleiterin Recht | Fair Play und IHK-Handelsreferentin. Die IHK Lahn-Dill ist gemeinsam mit den Landkreisen Schirmherrin der Bündnisse für Familie im Lahn-Dill-Kreis (seit 2005) sowie im Altkreis Biedenkopf (seit 2006).
Hintergrund
Die Lokalen Bündnisse für Familie sind Netzwerke von Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung. Rund 300 Bündnisse arbeiten bundesweit daran, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor Ort unterstützend zu begleiten. Dank der Entwicklung neuer Projekte und der Bündelung bestehender Beratungsangebote werden familienfreundliche Arbeits- und Lebensbedingungen geschaffen oder ausgebaut. Die Initiative „Lokale Bündnisse für Familie“ wurde im Jahr 2004 vom Bundesfamilienministerium ins Leben gerufen.
Pressemeldung vom 10. Mai 2024