Wasserstoff

Ein Markt für Wasserstoff: 12 IHK-Handlungsempfehlungen

Deutschland und Europa wollen bis Mitte des Jahrhunderts treibhausgasneutral sein – so die politischen Ziele von Bundesregierung und Europäischer Union. Dies erfordert in allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten einschneidende CO2-Emissionsminderungen. Der von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Green Deal soll diesen Prozess erheblich beschleunigen. Auf einem solchen Weg werden sich die Ener-gieversorgung in den Bereichen Industrie, Verkehr und Gebäude, viele Produktionsprozesse, aber auch die Wirtschaftsstruktur insgesamt, grundlegend wandeln.
Aus Sicht des DIHK ist der Einsatz CO2-neutraler und CO2-armer Gase zur Erreichung dieser ambitionierten Klimaschutzziele notwendig. Insbesondere Wasserstoff kann aufgrund seiner vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten hier eine zentrale Rolle spielen.
Vorteile bietet Wasserstoff zudem für das Energiesystem als Ganzes:
Wasserstoff und seine chemischen Verbindungen können über größere Distanzen transportiert und über längere Zeiträume hinweg gespeichert werden. Vor allem aufgrund dieser Eigenschaften bietet er sich als wichtige Ergänzung zu den volatilen erneuerbaren Energiequellen im Stromsektor an. Für den Transport und die Speicherung von Wasserstoff kann dabei auf die bestehende Gas-Netz-Infrastruktur zurückgegriffen werden.
Power-to-Gas-Anlagen schlagen im Sinne der Sektorenkopplung eine Brücke zwischen Strom-und Gassektor und reduzieren zugleich die Kosten für die Energiewende im Vergleich zu einem vollelektrischen Szenario.
Die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft bietet schließlich die Chance, die starke Position deutscher Technologie- und Systemanbieter auf den Weltmärkten auszubauen und regionale Wertschöpfungsnetzwerke zu entwickeln.
Schließlich kann die Erzeugung von Wasserstoff den Windenergieanlagen eine wirtschaftliche Perspektive bieten, für die ab 2021 die EEG-Förderung endet und die sonst in windstarken Zeiten aufgrund vonNetzengpässenabgeregelt würden und so ohne jede Einnahme blieben.
Damit Unternehmen Wasserstoff in der Produktion oder zur Energiegewinnung einsetzen, ist ein Markt notwendig, auf dem CO2-neutraler Wasserstoff als qualitativ hochwertiges, verständliches und sicher handhabbares Produkt angeboten wird. Zentrale Voraussetzung ist zudem, dass Wasserstoff preislich mit fossilen Alternativen konkurrieren kann. Hierfür muss ein kosteneffizienter und nachfrageorientierter Markthochlauf gestaltet werden, dessen zentrale Triebfedern die explizite CO2-Bepreisung sowie eine technologieneutrale Definition vonCO2-neutralerzeugtem Wasserstoff sind. Eine stetige Nachfrageentwicklung ist die beste Voraussetzung für Investitionen in Anlagen zur Produktion und zum Transport von Wasserstoff.
Für die drei Handlungsfelder Verbraucher, Hersteller und Markt richtet der DIHK die nachfolgenden zwölf Handlungsempfehlungen an die Bundes- und die EU-Politik:
Verbraucher
  1. CO2-Neutralität von Wasserstoff als Zielkriterium festlegen
  2. Verständliches und sicheres Produkt für Unternehmen schaffen
  3. Rahmenbedingungen für preisliche Wettbewerbsfähigkeit befördern
  4. Vorreiter aus Unternehmen und öffentlicher Hand zur Aktivierung der Nachfrage nutzen
Hersteller
  1. Rechtlichen Rahmen für Geschäftsmodelle zur Wasserstoffproduktion verbessern
  2. Mit vollständiger Wertschöpfungskette Industriestandort Europa stärken
Markt
  1. Eine europäische Strategie für den Import CO2-neutraler Gase verfolgen
  2. Infrastruktur bedarfsgerecht planen
  3. Wasserstoffstoffhandel durch technologieoffene Definition und Herkunftsnachweise ermöglichen
  4. Wasserstoff über dualen Markt ohne Netz zum Verbraucher bringen
  5. Trennung von Netz und Erzeugungim Wasserstoffmarkt durchsetzen
  6. Regionale Märkte als Schaufenster entwickeln
Die Handlungsempfehlungen im Detail können Sie im Dokument