IHK-Standortumfrage 2023
Ergebnis nach Kategorie
Verkehr und Infrastruktur
Eine gut funktionierende Infrastruktur ist essenziell für Unternehmen. Dabei zählen zur Infrastruktur nicht nur Verkehrswege, sondern auch die Versorgung mit schnellem Internet und ein flächendeckendes Mobilfunknetz sowie die Erreichbarkeit für Kunden, Mitarbeitende und Lieferverkehr.
Unter den zehn wichtigsten Standortfaktoren, die die Firmen bei der IHK-Standortumfrage als besonders relevant ansahen, rangierten demzufolge gleich drei Aspekte, welche die Infrastruktur betreffen. Den Spitzenrang teilen sich die Versorgung mit schnellem Breitband und der leistungsfähige Mobilfunk – sie sind für die befragten Unternehmen die wichtigsten Einzelfaktoren mit einer Relevanz von 95 Prozent.
Die Zufriedenheit der Betriebe mit diesen Faktoren ist allerdings nur gering ausgeprägt. Lediglich die Note 3,12 gibt es von den Firmen für die Versorgung mit schnellem Breitband. Das Mobilfunknetz wird im Durchschnitt nur mit der Note 3,39 bewertet. Bei beiden Faktoren gibt es zudem beträchtliche Unterschiede zwischen den Standorten über den Kammerbezirk hinweg.
Die höchste Zufriedenheit in der Kategorie Verkehr und Infrastruktur wird bei der Erreichbarkeit für Kunden, Mitarbeitende und Lieferverkehr erreicht. Die Unternehmen bewerten diesen Faktor mit der Note 2,76. Auch hier gibt es, genauso wie bei der Anbindung an den Schienenfernverkehr (Note 3,25) und an die Autobahn (Note 2,92), Unterschiede in der Bewertung innerhalb des Kammerbezirks. Diese sind hauptsächlich mit der großen Ausdehnung und der damit einhergehenden Entfernung mancher Standorte von der Autobahn sowie der Haltepunkte im Schienenfernverkehr zu erklären. Die Werte bei der Anbindung an den Schienennahverkehr und ÖPNV (Note 3,01) bewertet die Mehrheit der Firmen eher mittelmäßig. Hier, wie im gesamten Themenblock, ergeben sich aufgrund der großen Fläche des Kammerbezirks, insbesondere in dem eher ländlich geprägten Landkreis Waldshut, schwächere Werte als in den übrigen Teilregionen des Kammerbezirks.
Die Note 2,90 gibt es für die Frage nach der Zufriedenheit bei der Anbindung an den Flughafen, wobei dieser Faktor mit 35 Prozent mit eher geringer Relevanz eingestuft wird. Anders formuliert: Längst nicht jeder Betrieb ist auf einen (regelmäßigen) Flugverkehr angewiesen.
Weniger zufrieden sind die Unternehmen auch mit dem Zustand und der Leistungsfähigkeit der innerörtlichen Straßen. Diesen Faktor bewerten sie mit 3,00.
Kosten und Flächen
Kosten sind für die Unternehmen im IHK-Bezirk Hochrhein-Bodensee ein wichtiges Thema, wenn es um den Standort geht. Gerade die Höhe der Energiekosten, aber auch die Höhe der Gewerbesteuer, ebenso wie die Höhe der kommunalen Abgaben spielen eine bedeutende Rolle – dies zeigt der Blick auf die Bewertung der Relevanz, die bei 87, 81 und 74 Prozent liegt. Die Zufriedenheit ist bezüglich dieser Standortfaktoren naturgemäß nicht sehr groß, wenn auch je nach der Höhe der festgesetzten Hebesätze und Gebühren sehr unterschiedlich. So geben die Unternehmen der Höhe der Gewerbesteuer sowie der Höhe der Grundsteuer an ihrem Standort nur die Note 3,39 bzw. 3,40. Mit der Höhe der Energiekosten sind die Unternehmen im Gesamtdurchschnitt am wenigsten zufrieden (Note 3,96). Gerade energieintensive Unternehmen sind auf konkurrenzfähige Strompreise angewiesen, die nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine und den damit verbundenen Unsicherheiten und Veränderungen am Energiemarkt deutlich angestiegen sind.
Ein unzufriedenes Bild zeichnen die Unternehmen mit den Standortfaktoren im Bereich Flächen und Wohnen, die neben der Kategorie Fachkräfte die schlechtesten Bewertungen erhalten. Dies drückt sich insbesondere im Faktor Verfügbarkeit von Wohnimmobilien (Miete/Kauf) aus, der mit der Note 4,11 am schlechtesten beurteilt wird. Auch die Verfügbarkeit von Gewerbeimmobilien/-flächen wird lediglich mit der Note 3,70 und die Miet-/Kaufpreise von Gewerbeimmobilien/-flächen mit 3,80 beurteilt. Eine deutlich angespanntere Lage im Bereich des Wohnens und der Gewerbeimmobilien zeigt dabei der Landkreis Konstanz.
Arbeitsmarkt und Qualifizierung
Die Erkenntnis ist nicht neu: Der Bedarf der Betriebe an qualifizierten Fachkräften und mittlerweile auch nicht qualifizierten Arbeitskräften kann häufig vom Arbeitsmarkt nicht mehr gedeckt werden. Die Differenz zwischen Bedeutung und Zufriedenheit ist bei den Faktoren im Bereich Arbeitsmarkt und Qualifizierung hoch, d. h. der Handlungsbedarf ist hier besonders groß. Die Verfügbarkeit insbesondere von qualifizierten Arbeitskräften zählt mit einer Relevanz von 84 Prozent zu den wichtigsten Standortfaktoren, gefolgt von der Verfügbarkeit von qualifizierten kaufmännischen und technischen Fachkräften.
Die Unternehmen zeigen sich mit diesen relevanten Faktoren allerdings unzufrieden am jeweiligen Standort. Für die Verfügbarkeit von technischen Fachkräften gibt es nur die Note 3,96. Die Zufriedenheit bei der Verfügbarkeit von geeigneten Ausbildungsbewerber/-innen liegt nur bei schwachen 3,72, ein Bild, welches auch die umliegenden Landkreise und Regionen verzeichnen.
Die Nähe und Kooperation zu Schulen (2,83) und zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen (3,15) ist mittelmäßig bewertet und genießt mit einer Relevanz von 51 und 32 Prozent keinen sehr hohen Stellenwert für die Betriebe in der Region. Die Auswertungen zeigen, dass vorrangig große Unternehmen die Nähe zu Schulen und Hochschulen schätzen.
Verwaltung und Wirtschaftsförderung
Im Bereich der Verwaltung und Wirtschaftsförderung sind den Unternehmen die Wirtschaftsfreundlichkeit der Verwaltung, aber auch die Bearbeitungsdauer von Genehmigungs- und Antragsverfahren bei der Verwaltung vergleichsweise wichtig. Hier werden jeweils Werte in der Relevanz von mehr als 70 Prozent erreicht.
Allerdings zeigen sich die Betriebe insbesondere mit der Bearbeitungsdauer von Genehmigungs- und Antragsverfahren bei der Verwaltung (Note 3,60) und dem Angebot digitaler Verwaltungsverfahren (Note 3,77) deutlich unzufrieden. Es besteht in den kommenden Jahren noch Luft nach oben, um im Bereich E-Government mehr Dienstleistungen digital von den Verwaltungen für die Wirtschaft anzubieten. Auch die Wirtschaftsfreundlichkeit der Verwaltungen ist verbesserungswürdig und mit 3,35 benotet.
Lebensqualität
Sie zählt zu den sogenannten weichen Standortfaktoren: die Lebensqualität. In Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels und der damit einhergehenden Notwendigkeit, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, spielen Kriterien wie das Einzelhandelsangebot, die Kinderbetreuung, das regionale Kulturangebot und die generelle Aufenthaltsqualität eine immer wichtigere Rolle.
Wie die IHK-Standortumfrage 2023 zeigt, gehört die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Region Hochrhein-Bodensee für die befragten Unternehmen zu den wichtigsten Standortfaktoren. Die abgefragten Faktoren Lebens- und Aufenthaltsqualität, das Kultur-, Sport- und Freizeitangebot, das Einzelhandelsangebot und die Nahversorgung sowie die medizinische Versorgung sind allesamt mit Relevanz-Spitzenwerten von über 75 Prozent bewertet worden.
Die Unternehmen zeigen sich indes auch überaus zufrieden mit den weichen Standortfaktoren in der Region. Insbesondere bei der Lebens- und Aufenthaltsqualität sowie dem Kultur-, Sport- und Freizeitangebot werden Spitzenbewertungen mit Noten von 1,88 und 2,31 erreicht. Bei der Betrachtung der Teilregionen im Kammerbezirk sind insbesondere die Unternehmen in Konstanz mit dem Kultur-, Sport- und Freizeitangebot, aber auch mit der medizinischen Versorgung zufrieden. Die Zufriedenheit in Bezug auf die Lebens- und Aufenthaltsqualität ist über den gesamten Kammerbezirk sehr hoch.
Lediglich die Betreuungsangebote für (Klein-)Kinder sind mit 69 Prozent zwar nicht ganz so relevant, erreichen mit der Note 3,17 auch nur einen mittelmäßigen Wert.
Die hohe Relevanz im Bereich der Lebensqualität in Verbindung mit einer hohen Zufriedenheit der Unternehmen weist auf einen besonderen Standortvorteil hin, der für die gesamte Region von hoher Bedeutung ist.
Stand: September 2023