Standortpolitik

Wirtschaftsbericht Jahreswechsel 2016/2017

Gute Wirtschaftslage

 
Wirtschaftsstärke weiter auf hohem Niveau
Auslastungsgrad der Kapazitäten leicht erhöht
Investitionsabsichten konstant
 
Die Erwartungen über den weiteren Verlauf der Konjunktur sind bei den Unternehmen in der IHK-Region Hochrhein-Bodensee leicht positiv, in der Industrie gar wesentlich zuversichtlicher als in den vorangegangenen Monaten. Der von der Industrie- und Handelskammer (IHK) errechnete Index für das Konjunkturklima in der Region verharrt mit 136 Punkten weiterhin auf einem hohen Niveau. Nicht nur im Fachkräftebedarf sehen die Betriebe der Region ein Risiko für die weitere Entwicklung.
Geschäftslage positiv
In der aktuellen Umfrage der IHK bestätigen die Unternehmen mit ihren Aussagen, dass es der Wirtschaft in der Region zum Jahreswechsel gut geht. „Mit einem Wert von 155 Punkten liegt der entsprechende Indikator für die Geschäftslage auf einem höheren Niveau als in den vorangegangenen Monaten“, so Dr. Alexander Graf, der die Konjunkturumfrage bei der Kammer durchführt. Insgesamt beurteilen 36 Prozent der teilnehmenden Betriebe ihre momentane Geschäftslage als befriedigend, rund 59 Prozent als gut und gerade einmal knapp fünf Prozent als schlecht. Werte, die in der Region im Vergleich zum Landesschnitt deutlich besser sind.
Industrie mit steigendem Auftragseingang
Die aktuelle Geschäftslage der Industrieunternehmen in der Region Hoch-rhein-Bodensee zeigt sich, verglichen mit der Situation vor einem Jahr, verbessert. So stieg in dieser Zeitspanne der Anteil der Unternehmen, die die Geschäftslage mit „gut“ bezeichnen von 45 auf 51 Prozent. Bei rund 44 Prozent der Betriebe ist die Lage befriedigend, fünf Prozent stufen diese mit „schlecht“ ein. Auch mit der Ertragslage sind die Unternehmen großteils zufrieden. Hier sprechen 46 Prozent der Industrieunternehmen von einer guten und 47 Prozent von einer befriedigenden Ertragslage. Der Auslastungsgrad der Kapazitäten in der Industrie ist wieder leicht gestiegen und liegt mit aktuell rund 86 Prozent ungefähr auf Vorjahresniveau.
Im Vergleich zur Herbstumfrage 2016 wesentlich verbessert zeigt sich die derzeitige Tendenz bei den Auftragseingängen. So berichten rund 44 Prozent der produzierenden Unternehmen wieder von einem steigenden Auftragseingang, während dies zuletzt nur 24 Prozent waren. Bei 51 Prozent zeichnet sich aktuell ein gleichbleibender Eingang ab, während dieser bei fünf Prozent der Betriebe zurückgeht. Dabei hat sich sowohl die Tendenz im Auftragseingang aus dem Inland als auch aus dem Ausland gegenüber der letzten Befragung verbessert. Waren es im Herbst rund 20 Prozent, die eine steigende Tendenz in den Auftragseingängen aus dem Inland verzeichneten, so sind es zum Jahreswechsel nun knapp 38 Prozent der Produktionsbetriebe. Bei den Aufträgen aus dem Ausland sind es aktuell rund 43 Prozent der Betriebe, die von einer steigenden Tendenz berichten. Ob diese positive Tendenz aus dem Ausland anhält, dürfte nicht zuletzt auch von den politischen Entwicklungen in den USA abhängen, deren Auswirkungen auf die globalen Warenströme und damit auf die exportorientierten Unternehmen in unserer Region.
Handel und Dienstleistungsbereich mit guten Geschäften
Aus dem Handel und dem Dienstleistungsbereich berichten 60 Prozent der Unternehmen von einer guten Geschäftslage. 35 Prozent sind mit ihrer aktuellen Lage zufrieden, fünf Prozent unzufrieden. Verglichen mit dem Vorjahresquartal zeigt sich der Umsatz in beiden Branchen jedoch rückläufig. Zwar verzeichnen 31 Prozent der Handels- und Dienstleistungsunternehmen eine Steigerung des Umsatzes gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal, bei rund 32 Prozent ist der Umsatz im Vergleich aber gefallen. Dies legt nahe, dass die durch den Schweizer Frankenkurs und die starke Inlandsnachfrage genährte Nachfragespitze für den Handel und den Dienstleistungsbereich überschritten ist.
Sehr positiv sieht es bei der Ertragslage aus. Mehr als die Hälfte der Handels- und Dienstleistungsunternehmen beurteilen diese derzeit als gut und mehr als ein weiteres Drittel ist mit dem Ertrag zufrieden.
Die derzeitige Tendenz bei der Nachfrage zeigt sich uneinheitlich, bei mehr als der Hälfte der Betriebe ist sie gleichbleibend, bei rund 20 Prozent der Unternehmen ist ein steigendes Auftragsvolumen zu verzeichnen, bei weiteren rund 20 Prozent ist dies fallend.
Erwartungen für die kommenden zwölf Monate
Die meisten Unternehmen im Kammerbezirk sehen für die kommenden zwölf Monate positive Geschäftsentwicklungen voraus. Rund 93 Prozent der Unternehmen erwarten eine gleichbleibende oder bessere Entwicklung als in den vergangenen Monaten. Die restlichen sieben Prozent erwarten eine schlechtere Entwicklung ihrer Geschäfte.
Die Erwartungshaltung bei den Industrieunternehmen hat sich weiter verbessert. So gehen aktuell mehr als ein Drittel der Unternehmen davon aus, dass sich die Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten verbessern werden. Lediglich knapp drei Prozent kalkulieren einen Rückgang ein. Unter den Unternehmen der Dienstleistungsbranche sieht es tendenziell ähnlich aus. Im Handel gehen rund zwei Drittel der Betriebe von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Das weitere Drittel teilt sich zu fast gleichen Teilen in Betriebe mit positiver Erwartung (19 Prozent) und negativer Erwartung (15 Prozent) auf.
 
Investitionsabsichten konstant
Die Investitionsabsichten der Unternehmen in der Region bleiben gegenüber dem Vorjahr nahezu konstant. Sowohl im Handel und Dienstleistungsbereich als auch in der Industrie wird in den kommenden zwölf Monaten weiter investiert. So rechnen rund 57 Prozent aller Unternehmen mit gleichbleibenden und 28 Prozent mit steigenden Investitionen. Rund fünf Prozent planen für diesen Zeitraum keine Investitionen. Verwendet werden die Mittel dabei in erster Linie zur Beschaffung von Ersatzbedarfen und der Umsetzung von Innovationen. „Die Dynamik bei den Investitionen könnte angesichts der niedrigen Zinsen und den Erfordernissen durch die voranschreitende Digitalisierung jedoch höher ausfallen“, ist sich Alexander Graf sicher. „Gefordert ist hier die Unterstützung der Politik, die die Investitionsbedingungen, etwa durch eine Vereinfachung des komplexen Steuersystems und attraktivere Abschreibungsregelungen, wesentlich verbessern könnte.“
 
Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung
Rund 25 Prozent der Unternehmen in der Region Hochrhein-Bodensee möchten die Beschäftigtenzahl vor Ort in den kommenden zwölf Monaten erhöhen. Weitere 64 Prozent beabsichtigen, die Mitarbeiterzahl in diesem Zeitraum konstant zu halten. Damit ist der Fachkräftebedarf auch zu Beginn dieses Jahres ein prioritäres Thema, das viele Betriebe umtreibt. Der Mangel an bestimmten Fachkräften ist entsprechend das von den Unternehmen in der Region am häufigsten genannte Risiko (57 Prozent) für die eigene wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten. Da die aktuellen Prognosen für den bundesweiten Arbeitsmarkt von einer weiteren positiven Entwicklung ausgehen, die Zahl der bei den Arbeitsagenturen in der Region gemeldeten offenen Stellen bereits heute Höchstwerte erreicht, wird es darauf ankommen, möglichst schnell die Beschäftigungsquoten, insbesondere von Frauen und Älteren, in der Region zu erhöhen.
Darüber hinaus sehen die Händler in der Region Risiken insbesondere in den Veränderungen der Auslandsnachfrage (43 Prozent) und der Wechselkurse (36 Prozent). Hier spiegelt sich die Sorge um einen Nachfragerückgang von Schweizer Kunden wider, die dem Handel seit 2015 gesteigerte Umsätze gebracht haben.
Bei den Unternehmen aus dem Bereich der Dienstleistung stellen neben den Fachkräften die Inlandsnachfrage (33 Prozent) sowie die Arbeitskosten (31 Prozent) häufig genannte Risiken dar.
Für die Industriebetriebe sind zudem die steigenden Energie- und Rohstoffpreise sowie die unsichere Auslandsnachfrage mit Risiken verbunden. Die in Deutschland hausgemachten Preissteigerungen im Energiebereich erlangen vor dem Hintergrund des langsam wieder steigenden Ölpreises erneut an Bedeutung. Insgesamt 53 Prozent aller Industriebetriebe in der Region Hochrhein-Bodensee sehen in den Energie- und Rohstoffpreisen ein Problem. Für 40 Prozent der Produktionsbetriebe liegt ein Risiko in der Auslandsnachfrage. Der im Verhältnis zum Dollar aktuell günstige Euro lässt die Exportindustrie in der Region zwar für das Jahr 2017 hoffen, abzuwarten bleibt allerdings, wie sich das Erstarken nationalistischer und protektionistischer Tendenzen und die daraus resultierenden wirtschaftspolitischen Verwerfungen sowie die geopolitischen Risiken – insbesondere in Russland, der Türkei und dem Nahen Osten – auf die regionalen Unternehmen auswirken werden. Für die Wirtschaftsentwicklung im gesamten Bundesgebiet geht der DIHK aktuell von einem Wachstum für 2017 von 1,2 Prozent aus.