Standortpolitik

Wirtschaftsbericht Herbst 2015

Abflachende Konjunktur

Wirtschaftsstärke auf gutem Niveau
Auslastungsgrad der Kapazitäten konstant
Geschäftsentwicklung gleichbleibend
Die Erwartungen über den weiteren Verlauf der Konjunktur gehen bei den Unternehmen im IHK-Bezirk Hochrhein-Bodensee zurück, sind aber weiterhin positiv. Der von der IHK errechnete Index für das Konjunkturklima in der Region ist gegenüber der Befragung im Frühjahr auf 134 Punkte gefallen, er liegt damit aber weiter über dem Landesschnitt. Die Industriebetriebe verzeichnen Stagnation beim Auftragseingang. Größtes Risiko wird in der Entwicklung der Inlandsnachfrage gesehen. Die voranschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt beschäftigt insbesondere die Industriebetriebe.
Geschäftslage gut
Trotz des gesunkenen Indexwertes bleibt die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage durch die Unternehmen der Region unverändert gut. Mit einem Wert von 150 Punkten hält sich dieser „Lage-Indikator“ einmal mehr auf einem sehr hohen Niveau. So beurteilen 57 Prozent der teilnehmenden Betriebe ihre momentane Geschäftslage als gut, weitere 36 Prozent als befriedigend und nur sieben Prozent als schlecht. Die Werte in der Region sind damit im Vergleich zum Landesschnitt deutlich besser.
Industrie mit gleichbleibendem Auftragseingang
Die Einschätzung der Industrieunternehmen in der Region Hochrhein-Bodensee fällt tendenziell leicht negativer aus. So sank der Anteil der Unternehmen, die die Geschäftslage mit „befriedigend“ bezeichnen, auf 40 Prozent. Gleichzeitig stieg der Anteil der Betriebe mit einer schlechten Geschäftslage von einem Prozent im Frühjahr auf nun 13 Prozent an. Dennoch beurteilen weiterhin 47 Prozent der Industriebetriebe die momentane Lage als gut. Konstant geblieben ist der Auslastungsgrad der Kapazitäten in der Industrie, der in den letzten Monaten bei rund 88 Prozent liegt und sich damit im langjährigen Vergleich auf einem sehr hohen Niveau befindet. Hingegen gehen die Erträge der Unternehmen leicht zurück. Dennoch sprechen knapp die Hälfte der regionalen Industriebetriebe derzeit von einer befriedigenden Ertragslage und immerhin rund 38 Prozent von einer guten Ertragslage. Ausgesprochen ausgeglichen zeigt sich die Tendenz bei den Auftragseingängen. Bei 62 Prozent der Betriebe sind diese gleichbleibend, während bei rund 15 Prozent der Unternehmen die Auftragseingänge zurückgehen und bei 23 Prozent die Tendenz nach oben zeigt.
Handel und Dienstleistungsbereich positiv
Im Handel und Dienstleistungsbereich ist die Stimmung weiter gut. So berichten zwei Drittel der Unternehmen von einer guten Geschäftslage und gerade einmal knapp drei Prozent von einer schlechten Lage. Beim Umsatz verzeichnen 50 Prozent der Handels- und Dienstleistungsunternehmen eine Steigerung gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Bei 43 Prozent ist der Umsatz konstant geblieben. Diese positiven Aussagen bestätigen sich auch in der Einschätzung der Ertragslage für den gesamten Handels- und Dienstleistungsbereich. Hier sprechen 52 Prozent von einer guten und 42 Prozent von einer zufriedenstellenden Ertragslage; lediglich sechs Prozent bezeichnen diese dagegen als schlecht. Die derzeitige Tendenz bei der Nachfrage zeigt sich weitestgehend gleich bleibend (64 Prozent), wohingegen bei rund 26 Prozent der Unternehmen ein steigendes Auftragsvolumen zu verzeichnen ist. Insgesamt profitieren die Handels- und Dienstleistungsunternehmen der Region weiterhin vom für die Schweizer Kundschaft positiven Euro-Franken-Wechselkurs.
Erwartungen für die kommenden zwölf Monate verhalten
Die meisten Unternehmen im Kammerbezirk sehen für die kommenden zwölf Monate weiterhin positive Geschäftsverläufe voraus. Insgesamt erwarten rund 94 Prozent aller Unternehmen eine gleichbleibende oder bessere Entwicklung für die kommenden Monate. Dabei ist jedoch die Anzahl der Unternehmen, die von einer besseren Entwicklung ausgehen, seit Frühjahr von rund 36 Prozent auf aktuell 27 Prozent zurückgegangen. Zwei Drittel der Unternehmen gehen von einem gleichbleibenden Geschäftsverlauf für die kommenden Monate aus. Rund 6 Prozent rechnen mit einem schlechteren Verlauf. In der Industrie überwiegen etwas stärker die positiven Erwartungen. Hier gehen rund 36 Prozent der Unternehmen von einer Verbesserung der Geschäftsentwicklung aus, während 56 Prozent eine gleichbleibende Entwicklung voraussehen. Im Handelsbereich erwarten rund 76 Prozent der Händler gleichbleibende Geschäfte, 19 Prozent prognostizieren für die kommenden Monate eine bessere Entwicklung.
Die Erwartungen der exportorientierten Industriebetriebe gegenüber den südosteuropäischen Staaten sowie der GUS gehen derweil weiter stark zurück. Die Hoffnungen ruhen insbesondere auf Exporten in die Eurozone, nach Nordamerika und Asien.
Investitionsabsichten beständig
Keine wesentlichen Veränderungen zeichnen sich bei den Investitionsabsichten der Unternehmen im Inland ab. Etwa rund 81 Prozent aller Betriebe rechnen mit gleichbleibenden oder steigenden Investitionen. Die Zahl der Unternehmen, die dagegen keine Investitionen in den kommenden zwölf Monaten planen, hat sich auf rund vier Prozent verringert. Verwendet werden sollen die Mittel in erster Linie zur Beschaffung von Ersatzbedarfen.
Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung
Die Absatzmärkte sind aktuell das am häufigsten genannte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung der Produktionsbetriebe. Insgesamt 52 Prozent aller Produktionsbetriebe in der Region Hochrhein-Bodensee sehen die Auslandsmärkte und 49 Prozent die Inlandsmärkte als entscheidende Gefahr. Dies verdeutlicht einmal mehr, dass einerseits die Nachfrage in den Exportmärkten stark schwankt und andererseits die Konjunktur immer noch von einer robusten Binnennachfrage getragen wird. Insbesondere die aktuellen Krisen in der Ukraine und in Nahost mit ihren ungewissen Verläufen wirken mit dem weiter ausbleibenden Aufschwung im Euroraum negativ auf die Industrie an Bodensee und Hochrhein. Dritthäufigst genanntes Risiko sind die Arbeitskosten, die von 42 Prozent der Unternehmen benannt werden.
Auch in der Handels- und Dienstleistungsbranche werden die Inlandsnachfrage (42 Prozent) und die Arbeitskosten (36 Prozent) als große Risiken angesehen. Übertroffen werden diese nur durch die Sorgen um vorhandene Fachkräfte (60 Prozent).
Fachkräftebedarf perspektivisch beständig
Dennoch sind die Unternehmen in der Region Hochrhein-Bodensee optimistisch und möchten die Beschäftigtenzahlen vor Ort in den kommenden Monaten konstant halten oder gar erhöhen. So beabsichtigen sieben von zehn Betrieben die Mitarbeiterzahlen zu halten; zwei von zehn Betrieben wollen zusätzliches Personal einstellen. Die demografische Entwicklung wird dies zukünftig erschweren. In deren Folge rechnen 80 Prozent der Betriebe mit einem Mangel an Fachkräften und jeder zweite Betrieb mit einem Mangel an Auszubildenden. Drei von zehn Betrieben sehen als Folge dieser Entwicklung einen steigenden Weiterbildungsbedarf bei ihren Mitarbeitern. Ein Viertel der Betriebe sieht diesbezüglich einen Verlust betriebsinternen Wissens voraus.
Auch die Digitalisierung und stärkere Vernetzung werden die Arbeitswelt in den kommenden Jahren verändern. Lediglich drei Prozent der Produktionsbetriebe erwarten keine Veränderungen durch die Digitalisierung, im Bereich Handel und Dienstleistungen sind dies rund ein Drittel. Über 60 Prozent aller Betriebe sehen zukünftig steigende Qualifikationsanforderungen an die Mitarbeitenden, sei es in fachlicher, organisatorischer oder kommunikativer Hinsicht. Jeder zweite Produktionsbetrieb rechnet aufgrund der Digitalisierung mit einer steigenden Arbeitsproduktivität, gepaart mit einem Wegfall von Routinetätigkeiten (46 Prozent). Dass damit auch ein Personalaufbau verbunden sein wird, sehen nur rund fünf Prozent der Unternehmen, einen so begründeten Personalabbau nur rund zehn Prozent. Entsprechend reagieren wollen die Betriebe insbesondere durch die Ausweitung der Weiterbildung zu digitalen Kompetenzen sowie durch die Anpassung der Personalpolitik und der Organisationsstrukturen. Jeder dritte Betrieb denkt aktuell noch nicht über spezielle Maßnahmen nach.

Deutlich wird, dass alle bereits existierenden sowie zukünftig zu erwartenden Einflüsse die Belegschaften in der Region nachhaltig verändern werden. Die Unternehmen müssen sich schnellstmöglich darauf einstellen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Dazu gehören neben verstärkter Aus- und Weiterbildungstätigkeit auch, vorhandene aber nicht genutzte Potenziale von gut ausgebildeten Personen zu nutzen.
IHK Hochrhein-Bodensee
Dr. Alexander Graf
Geschäftsführer, Leiter Geschäftsfeld Standortpolitik

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