Standortpolitik

Wirtschaftsbericht Herbst 2013

Seitwärtsbewegung auf gutem Niveau
Unternehmen in der Region Hochrhein-Bodensee mit großteils positiven Erwartungen
Schopfheim/Konstanz. Trotz der weiter verhaltenen Konjunktur liegt der von der IHK Hochrhein-Bodensee errechnete Index für das Konjunkturklima in der Region über dem Landesschnitt. Mit 128,8 Punkten hat er sich gegenüber dem Frühsommer nicht verändert. Die Erwartungen für die kommenden Monate sind bei den Industriebetrieben gestiegen.
Geschäftslage gut
Vieles in der Weltwirtschaft läuft momentan nicht rund und auch eineinhalb Jahre Rezession in Europa haben die Unternehmen der Region stark gefordert. Vor diesem Hintergrund erscheint die Bewertung der aktuellen Geschäftslage durch die Unternehmen in den Landkreisen Lörrach, Waldshut und Konstanz als ausgesprochen gut, denn 43,9 Prozent der an der Umfrage beteiligten Betriebe bezeichnen ihre momentane Geschäftslage als gut, nur 3,7 Prozent als schlecht. Und auch das Gros der Betriebe, 52,4 Prozent, ist mit der eigenen Geschäftslage zufrieden.
Industrie mit steigenden Auftragseingängen
Die Einschätzung der Industrieunternehmen fällt leicht negativer aus. Hier spricht nur rund ein Drittel der Betriebe von einer guten Geschäftslage, während 63,5 Prozent ihre Lage als befriedigend bezeichnen. Rückläufig sind hier auch die Erträge. Diese beurteilen nur noch rund 21 Prozent der Betriebe als gut, womit dieser Wert seit zwei Jahren nun stetig abnimmt. Positiv ist der Auslastungsgrad der Kapazitäten in der Industrie. Gegenüber dem Frühsommer ist dieser nochmals auf 87 Prozent gestiegen und liegt damit auf dem Niveau des Herbsts 2012.
Positives ist bei den momentanen Auftragseingängen zu verzeichnen. So ist die derzeitige Tendenz wieder steigend. Gegenüber dem selben Zeitraum vor einem Jahr, in dem ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen war, signalisiert ein zunehmender Teil der Industriebetriebe positive Zeichen. So berichten bei den Auslandsaufträgen rund 40 Prozent der Betriebe von einer steigenden Tendenz und bei den Inlandsaufträgen gibt rund ein Viertel der Betriebe ebenfalls eine Steigerung an.
Handel und Dienstleistungsbereich positiv
Im Handel und Dienstleistungsbereich ist die Geschäftslage weiter positiv. Gegenüber dem Frühsommer haben sich die Werte wieder verbessert, die Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr sind jedoch beim Handel deutlich. Die momentane Geschäftslage im Handel und Dienstleistungsbereich bezeichnen aktuell rund 52 Prozent der Betriebe als gut, weitere rund 45 Prozent als befriedigend.
Auch an den Aussagen zu Umsatz und Kaufverhalten zeigt sich diese Tendenz. Während vor einem Jahr noch rund 45 Prozent der Händler von gestiegenen Umsätzen berichteten, sind dies aktuell jedoch nur noch 26 Prozent. Knapp 38 Prozent geben an, dass die Umsätze gefallen sind. Und auch die Einstellung der Kunden wird aktuell lediglich von rund 6 Prozent der Händler als „kauffreudig“ bezeichnet, wohingegen ein Drittel von einem zurückhaltenden Kaufverhalten spricht.
Im Dienstleistungsbereich hat sich die Geschäftslage gegenüber dem Frühsommer deutlich verbessert. Allerdings zeigt sich beim aktuellen Auftragsvolumen bei einer nennenswerten Zahl von Betrieben eine negative Tendenz. So berichten rund 26 Prozent der Dienstleistungsbetriebe von einem sinkenden Volumen. Gegenüber den letzten Umfragen hat somit die Zahl der Betriebe, die eine negative Einschätzung äußern, deutlich zugenommen.
Steigende Erwartungen für die kommenden zwölf Monate
Mehr als die Hälfte aller Betriebe im Kammerbezirk gehen für die kommenden Monate von einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung aus. Ein weiteres Drittel erwartet wieder bessere Geschäfte. Am stärksten zugenommen gegenüber dem Vorquartal haben dabei die Erwartungen der Industriebetriebe. Hier gehen über 34 Prozent der Betriebe von einer Zunahme aus. Und auch der Handel zeigt sich optimistisch für die kommenden Monate, wohingegen bei den Dienstleistungsunternehmen keine einheitlichen Erwartungen festzustellen sind. Rund 41 Prozent der Dienstleister hoffen auf bessere Geschäfte, gleichzeitig hat die Zahl derer, die eine schlechtere Geschäftsentwicklung erwarten, mit 25 Prozent gegenüber nur 4 Prozent im Vorquartal deutlich zugenommen.
Die Investitionsvorhaben der Unternehmen in Handel, Dienstleistung und Industrie für die kommenden zwölf Monate sind überwiegend stabil. So rechnen 59 Prozent aller Betriebe mit gleichbleibenden Investitionen im Inland und knapp 27 Prozent sogar mit einer Zunahme dieser Ausgaben. Ein Zurückfahren oder Aussetzen dieser Mittel ist nur bei rund 14 Prozent der Betriebe vorgesehen. Handels- und Dienstleistungsbetriebe investieren dabei vor allem in Ersatzbedarfe, im produzierenden Gewerbe sind weitere Hauptmotive Rationalisierungsmaßnahmen und die Schaffung von Produkt- und Verfahrensinnovationen.
Passende Fachkräfte gesucht
Ihre Beschäftigtenzahlen in der Region sehen rund 70 Prozent der Betriebe für die kommenden zwölf Monate stabil. Daneben planen aber weitere 20 Prozent die Belegschaften weiter aufzubauen, ein Umstand, der die Fachkräftesuche in der Region weiter verschärfen wird. So antworten auf die Frage, ob offene Stellen im Unternehmen aufgrund passender Fachkräfte am Markt nicht besetzt werden können, aktuell bereits rund 48 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden regionalen Betriebe mit „ja“, ein Wert, der deutlich über dem von Baden-Württemberg liegt.
Mehr als 60 Prozent der Unternehmen möchte auf diesen Fachkräfteengpass mit mehr Aus- und Weiterbildung reagieren. Für rund ein Drittel der Unternehmen stehen daneben auch die Steigerung der Arbeitgeber-Attraktivität sowie die Erleichterung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Fokus. Unternehmen im Handels- und Dienstleistungsbereich sehen auch großes Potenzial im Bereich von Personen, die wieder in den Beruf einsteigen wollen. Rund ein Drittel dieser Betriebe möchte die Einstellung solcher Personen ausweiten. Insgesamt denken die Betriebe über eine ganze Reihe von Maßnahmen nach. Häufig genannt werden zudem Rationalisierung bzw. Umstrukturierung und die verstärkte Einstellung älterer Fachkräfte sowie von Fachkräften aus dem Ausland. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der zunehmenden Alterung der Belegschaften sehen die Unternehmen in der Region die Notwendigkeit mit entsprechenden Angeboten an die Belegschaft zu reagieren. Hierbei sind flexible Arbeitszeiten, die Sicherung des betriebsinternen Wissens sowie Aktivitäten zur Gesunderhaltung der Mitarbeiter die am häufigsten genannten Ansatzpunkte.
Konjunkturelle Risiken
Fachkräftemangel (48,9 Prozent) und hohe Energie-/Rohstoffpreise (47,6 Prozent) bleiben weiterhin die größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen in der Region. Für die hiesigen Industriebetriebe stellen daneben insbesondere die Arbeitskosten (39,9 Prozent) und der Auslandsabsatz (39,9 Prozent) mögliche Risiken dar, während für den Handel und den Dienstleistungsbereich ein Rückgang des Inlandsabsatzes (46,6 Prozent) negative Folgen hätte.
Alles in allem ist die Stimmung in der regionalen Wirtschaft recht zuversichtlich. Die momentane Tendenz bei den Auftragseingängen, die insgesamt solide Beurteilung der Geschäftslage und eine leicht positive Geschäftserwartung durch die Unternehmen könnten auf eine Belebung zum Jahresende hindeuten.