Standortpolitik

Wirtschaftsbericht Frühsommer 2008

Volle Auftragsbücher, aber unsichere Perspektiven
Konstanz/Schopfheim. Die Wirtschaft in der Region Hochrhein-Bodensee ist auch im Frühsommer 2008 gut ausgelastet und zeigt weiterhin eine hohe Bereitschaft, zusätzliches Personal einzustellen. Die Auswirkungen der US-Immobilienkrise und die Turbulenzen an den Finanzmärkten konnten weitgehend kompensiert werden. Die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate haben sich jedoch aufgrund der wachsenden Risiken zwischenzeitlich etwas eingetrübt. Der Geschäftsklimaindex der Industrie- und Handelskammer ist daher zum dritten Mal in Folge leicht gesunken und liegt nunmehr bei 124 Punkten. Nach Einschätzung des Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee, Kurt Grieshaber, wird sich das Wirtschaftswachstum 2008 in der Region leicht abschwächen ohne negative Folgen für die regionalen Arbeitsmärkte.
Wirtschaft in der Region auf Kurs
Auch zum Frühsommer 2008 ist die Wirtschaft entlang des Hochrheins und am Bodensee mit ihrer aktuellen Geschäftslage überwiegend zufrieden. Industrie, Bauhauptgewerbe und wirtschaftsnahe Dienstleistungsunternehmen, z. B. die Kreditwirtschaft und das Verkehrsgewerbe, sind weiterhin gut ausgelastet. Die Produktionskapazitäten sind aufgrund der hohen Auftragspolster in zahlreichen Industriezweigen ausgereizt. Besonders gut läuft die Konjunktur im Maschinen- und Anlagebau. Die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften bleibt ungebremst hoch, was sich in einer anhaltend positiven Entwicklung der regionalen Arbeitsmärkte widerspiegelt.
Einige graue Wolken trüben jedoch das positive Gesamtbild der wirtschaftlichen Lage in der Region Hochrhein-Bodensee. Insbesondere der Einzelhandel beklagt weiterhin die spürbare Kaufzurückhaltung ihrer Kunden. Lagerbestände, die größer sind als saisonüblich, und ein starker Schweizer Franken dämpfen derzeit den Optimismus auf eine Besserung in diesem Wirtschaftszweig. Aufgrund der hohen Lohnabschlüsse 2008 und einer anhaltend guten Arbeitsmarktentwicklung mit steigenden Erwerbspersonenzahlen rechnen jedoch die führenden wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute mit einem Anziehen der Konsumnachfrage noch in diesem Jahr.
Risiken wachsen
Signale für eine Abschwächung der bislang hervorragenden Konjunktur lassen sich auch im industriell-gewerblichen Bereich ausmachen. Der Auftragseingang war im Frühjahr leicht rückläufig, die Ertragslage schwächer und die Exporterwartungen nicht mehr ganz so euphorisch wie in den Monaten zuvor. Über die gesamte Zeit des konjunkturellen Aufschwungs hinweg war die Weltwirtschaft mit ihren globalen Märkten Motor des wirtschaftlichen Wachstums. Die exportstarke regionale Wirtschaft (Exportquote > 50 %) hat hiervon überdurchschnittlich profitiert. Aufgrund der Rezessionsgefahr in den USA gehen die Unternehmen in der Region für die kommenden zwölf Monate erstmals seit Jahren von sinkenden Exporten in den nordamerikanischen Raum aus und setzen dafür ganz auf weitere Exporterfolge in die europäischen Staaten, Russland, China und Südosteuropa. Sorgen bereiten der heimischen Wirtschaft darüber hinaus auch die weitere Kostenentwicklung (hohe Lohnabschlüsse), die Steuerbelastung des Mittelstandes (Kritik kommt hierzu vor allem vom Handel und den Dienstleistungsunternehmen) sowie eine Verschlechterung der politischen Rahmenbedingungen aufgrund des bevorstehenden Bundestagswahlkampfs 2009 (abnehmende Reformbereitschaft und sinkende Haushaltsdisziplin). Die Bereitschaft der Unternehmen, in den kommenden Monaten im Inland zu investieren, ist gegenüber 2007 ebenfalls leicht rückläufig. Positiv bleibt hingegen der anhaltende Trend zu beschäftigungswirksamen Kapazitätserweiterungen und Investitionen in neue Produkte und Verfahren. Eine Verschlechterung der regionalen Arbeitsmarktlage zeichnet sich daher für 2008 nicht ab.