Pressemeldung

Regionalauswertung der Stromstudie Baden-Württemberg

Nach den landesweiten Ergebnissen der Stromstudie im Auftrag des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) zu Beginn des Jahres steht jetzt auch die Regionalauswertung für die drei Landkreise Konstanz, Lörrach und Waldshut zur Verfügung. Bei der Sommervollversammlung wurden die Ergebnisse nun von Dr. Verena Fluri vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg vorgestellt.
„Die Stromstudie hat uns zwei wichtige Erkenntnisse gebracht. Zum einen, wie sich der Strombedarf voraussichtlich entwickelt und zum anderen, dass trotz der ambitionierten Pläne für den Ausbau der erneuerbaren Energien eine Versorgungslücke bleibt. Das sind keine guten Nachrichten“, sagt IHK-Präsident Thomas Conrady. „Die Regionalauswertung zeigt nun auf, dass wir auch in der Region Hochrhein-Bodensee unter Berücksichtigung der Landesziele bis 2040 nicht genug Strom aus Erneuerbaren Energien lokal erzeugen werden, um den steigenden Strombedarf zu decken. Die Ausbauziele müssen deswegen noch einmal deutlich ausgeweitet werden. Andernfalls werden wir auf Stromflüsse aus benachbarten Regionen, angrenzenden Bundesländern (Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz) oder Nachbarstaaten (Frankreich, Schweiz) angewiesen sein.“

Dass der Strombedarf bis 2040 kontinuierlich steigen wird, ist keine Überraschung. Der generell starke Anstieg lässt sich durch die Elektrifizierung, insbesondere in den Bereichen Prozess- und Raumwärme sowie im Verkehrssektor erklären. Den größten Bedarf in der Region Hochrhein-Bodensee verzeichnet aktuell der Industriesektor. Es werden große Energiemengen für die Fertigungsprozesse von Produkten benötigt. Die höchste Bedarfssteigerung bis 2040 weist dabei die Metallindustrie auf. Eine Besonderheit der Region im Vergleich zu Baden-Württemberg ist der hohe Anteil des Strombedarfs der „sonstigen chemischen Industrie“ am Gesamtstrombedarf der Industrie. Während die Branche in Baden-Württemberg 2040 einen durchschnittlichen Anteil von etwa 6 Prozent am Industriestrombedarf hat, liegt der prognostizierte Wert in der Region Hochrhein-Bodensee bei etwa 15 Prozent.

„Die Unternehmerinnen und Unternehmen in der Region machen sich zu Recht große Sorgen um die Versorgungssicherheit. Ob beim Ausbau von Straßen und Schiene, beim Wasserstoff-Kernnetz oder digitaler Infrastruktur: Unsere Region erlebt immer wieder, dass man in Grenzregionen Versorgungsunsicherheiten eher in Kauf nimmt. Eine Unsicherheit bei der Stromversorgung kann die täglichen Betriebsabläufe erheblich beeinträchtigen. Die Versorgungssicherheit ist deswegen für die Unternehmen nicht verhandelbar“, sagt IHK-Präsident Thomas Conrady.

Die Studie hat auch ergeben, dass bezüglich des Ausbaus der Erneuerbaren Energien erhebliches Potential in der Region existiert – insbesondere durch Photovoltaikanalgen auf Dächern und Freiflächen. „Ein entsprechender Zubau an Erneuerbaren Energien, selbst auf Basis der aktuellen politischen Zielsetzung ist höchst herausfordernd“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Katrin Klodt-Bußmann. „Um den künftigen Bedarf über regionale Erzeugung bedienen zu können, müssten die regulatorischen Rahmenbedingungen schnellstmöglich verbessert werden.“
„Ein weiteres großes Fragezeichen steht auch bei der Finanzierung dieser Mammut-Aufgaben. Wir sprechen beim künftigen Strombedarf und dessen Erzeugung oft nur von Terrawatt. Ein ebenso wichtiger Aspekt sind die Kosten. Für die Energiewende braucht es Flächen und Investitionen vor Ort genauso wie eine überregionale leistungsfähige Infrastruktur. Das sind Fragen, auf die wir zügig eine Antwort brauchen. Denn ohne den schnelleren Ausbau von Erneuerbaren Energien und Stromnetzen drohen unserer Region und der Südwestwirtschaft insgesamt große Wettbewerbsnachteile. Die Wirtschaft ist bereit, ihren Teil zu leisten. Jetzt ist die Politik am Zug, um auf dem Feld der Regulatorik alle Hürden zu beseitigen, die den Klimaschutzaktivitäten der Unternehmen und dem Ausbau der Erneuerbaren im Wege stehen“, sagt Thomas Conrady abschließend.