Politik der Abschottung ist unverantwortlich

„Die IHK als Körperschaft öffentlichen Rechts ist parteipolitisch zur Neutralität verpflichtet. Zu Parteien, Umfragen und Wahlergebnissen äußern wir uns deswegen nicht. Aber natürlich haben die aktuellen politischen Entwicklungen Auswirkungen auf die Wirtschaft. Und besonders besorgt sind die Unternehmen über eine wachsende Ablehnung gegenüber Zuwanderung, denn die Wirtschaft ist mehr denn je auf Zuwanderung angewiesen.

Wir erleben einen Fachkräftemangel, der sich in den nächsten Jahren noch zuspitzen wird. Die demographische Entwicklung kann nur durch eine gesteuerte Zuwanderung kompensiert werden. In dieser Situation eine Politik der Abschottung zu fordern, ist unverantwortlich, gefährdet unsere Wirtschaftsleistung und unseren Wohlstand.

Was wir brauchen, ist eine gut geregelte Zuwanderung und eine ehrliche Willkommenskultur. Andernfalls wird die deutsche Wirtschaft im Wettbewerb um Fachkräfte und High Potentials das Nachsehen haben. Schon heute erreichen uns Berichte, dass Menschen, die wir gerne für uns gewinnen würden, die politischen Entwicklungen in Deutschland ganz genau verfolgen und Jobangebote aus anderen Ländern bevorzugen. Der Schaden beschränkt sich jedoch nicht nur auf fehlende Zuwanderung. Auch viele Deutsche wollen nicht in Regionen leben, in denen sie Ausländerfeindlichkeit und Intoleranz anzutreffen fürchten müssen.

Wir befinden uns inmitten eines enormen Transformationsprozesses hin zu einer digitalen und nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft. Damit diese Transformation gelingt, braucht es Menschen in der Politik, in der Bürger- und Unternehmerschaft, die die Werte und das Verhalten leben und verteidigen, die für den wirtschaftlichen Erfolg und damit langfristig für unseren Wohlstand und unsere Demokratie wichtig sind. Für uns zählen dazu Weltoffenheit, Toleranz und die Bereitschaft, an der Integration derer aktiv mitzuwirken, die zu uns kommen und diese Bereitschaft ihrerseits zeigen.“