Pressemeldung
Mangelnder Wohnraum ist ein Hemmnis
50 Prozent der Betriebe im IHK Bezirk Hochrhein-Bodensee konnten laut der Ausbildungsumfrage 2024 Ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen.
Es bleibt schwierig für Ausbildungsbetriebe. Auch in diesem Jahr gaben 50 Prozent der Betriebe, an, dass sie Ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen konnten. Das ergab die aktuelle IHK-Ausbildungsumfrage, an der 212 Unternehmen im IHK-Bezirk teilgenommen haben. „Wir haben mit diesen Zahlen gerechnet“, sagt Alexandra Thoß, Geschäftsführerin für den Bereich Bildung bei der IHK Hochrhein-Bodensee. „Die Generation der Babyboomer geht jetzt schrittweise in den Ruhestand und es kommen nicht genügend junge Leute nach. Wir können davon ausgehen, dass sich der Trend auch in den kommenden Jahren fortsetzt.“ Problematisch sei, dass die Unternehmen nicht genügend auf sich aufmerksam machen. Deswegen würden Unternehmen und potenzielle Auszubildende nicht zusammenfinden, so Thoß. „Wir motivieren die Unternehmen an Ausbildungsmessen teilzunehmen oder Bildungspartnerschaften mit nahen gelegenen Schulen abzuschließen und in diesem Zusammenhang auch auf Praktika zu setzen. Erfolgreich ist das Projekt Ausbildungsbotschafter. Hier gehen die eigenen Auszubildenden in die Schulen und berichten über ihre Arbeit und den Betrieb. Damit verlieren die Ausbildungsstelle und das Unternehmen das Abstrakte und Schülerinnen und Schüler können sich eher vorstellen, worum es bei dem Beruf geht.“
Das Handlungsbedarf besteht, belegen einmal mehr die Zahlen. 41 Prozent der Betriebe gab an, keine Bewerbung erhalten zu haben, knapp 70 Prozent gaben an, zwar Bewerbungen erhalten zu haben, aber keine passenden Auszubildenden gefunden zu haben. „Die Unternehmen können nicht nur abwarten, dass Bewerbungen eingehen, sondern müssen etwas für die eigene Bekanntheit tun.“
Arbeitswelt im Wandel: Neue Generationen, neue Vorstellungen
Viele Unternehmen haben ihre Strategie schon angepasst und versucht für die Gen Z ansprechende Bedingungen im Unternehmen zu schaffen. 50 Prozent der Betriebe gaben an, die digitale Ausstattung verbessert zu haben. Mit flachen Hierarchien versuchen 60 Prozent der Unternehmen zu überzeugen. Weiter wird mit finanziellen und materiellen Anreizen, Auslandsaufenthalten, neuen Lernkonzepten und Azubi-Projekten z.B. im Bereich Nachhaltigkeit geworben. Dennoch bleibe laut Thoß die generationenübergreifende Zusammenarbeit schwierig. „Die Generation Z stellt das Berufsleben auf den Kopf. Sie hat einfach ein völlig anderes Verständnis von einer erfüllten Berufstätigkeit als die Generation der Babyboomer und der Generation X. Sie sagen, die heutigen Auszubildenden seien nicht motiviert oder nicht belastbar. Hilfreich ist dieser Vorwurf nicht. Zielführender ist die Frage: Was kann ich in meinem Unternehmen tun, um Mitarbeitende der Gen Z zu begeistern“, sagt Alexandra Thoß.
Wohnraummangel als Hindernis
Ein großes Thema bei den Betrieben ist der mangelnde Wohnraum. „Das ist in unserer Region ein echtes Hemmnis und eine Entspannung ist für die nächsten Jahre nicht in Sicht“, sagt Thoß. Etwa die Hälfte der Befragten schätzt die Wohnraumsituation schon jetzt als Problem ein bzw. rechnet zukünftig damit. Besonders problematisch sei die Lage in Städten wie Konstanz oder Lörrach. „Wie wollen Unternehmen aus Bewerbersuche gehen, wenn es für Auszubildende kaum eine Chance für eine bezahlbare Wohnung gibt. Nicht jedes Unternehmen hat die Ressourcen, um Wohnraum bereitzustellen“, ergänzt Thoß. Wir begrüßen deswegen, dass das Land einen Förderaufruf „Junges Wohnen” für die Schaffung von Wohnheimplätzen für Auszubildende gestartet hat.
Herausforderung: Mangelnde Vorkenntnisse bei Auszubildenden
Je nach Branche berichten die Unternehmen, dass mangelnde Vorkenntnisse bei den Auszubildenden ein Problem seien. „Viele Betriebe beklagen bereits seit Jahren die mangelnde Ausbildungsreife von Bewerbenden. Das liege laut Thoß auch daran, dass früher sehr viel stärker ausgesiebt wurde. „Früher hätten viele Bewerberinnen und Bewerber, die heute eine Ausbildung beginnen, keine Chance erhalten. 43 Prozent der befragten Unternehmen geben lernschwächeren Bewerberinnen und Bewerber eine Chance und fast 40 Prozent der Befragten bieten innerbetriebliche Nachhilfe an. Ich denke, dass man diese Entwicklung positiv sehen sollte. Auszubilden ist nicht nur eine betriebliche, sondern auch gesellschaftliche Aufgabe“, so Thoß abschließend.