Pressemeldung

Mehr Freizeit, mehr Wertschätzung und gute Bezahlung

IHK-Umfrage zu den Erwartungen der Generation Z und der Millennials an das Berufsleben
Wie möchte die Generation Z arbeiten? Für die meisten Unternehmen ist das eine der wichtigsten Fragen in ihrer Personalplanung. Denn: Viele ihrer älteren Mitarbeitenden, die sog. Baby-Boomer, werden in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen und es gibt zu wenige junge Menschen, die in den Arbeitsmarkt eintreten, um sie zu ersetzen. Viele Stellen werden deswegen unbesetzt bleiben. Der Fachkräftemangel, der die Unternehmen schon seit Jahren beschäftigt, wird sich in den nächsten Jahren noch einmal deutlich verschärfen, sollte sich an der deutschen Zuwanderungspolitik nicht maßgeblich etwas ändern.
Die Folge: Der Arbeitsmarkt ist ein Arbeitnehmermarkt geworden. Wie wohl kaum eine andere Generation vor ihnen, können sich die Menschen, die zur „Gen Z“ gehören, ihre Jobs aussuchen und an künftige Arbeitgeber Forderungen stellen. Umso mehr sind die daran interessiert zu wissen, was genau diese Forderungen und Erwartungen sind, um die Nase vorn zu haben, wenn es darum geht, eine offene Stelle zu besetzen. Wir haben sie gefragt und nicht nur sie, sondern auch die Generation vor ihnen, die Millennials, die die Arbeitswelt schon länger prägen und die für die Unternehmen nicht weniger wichtig sind.
An der Umfrage haben sich 285 Personen beteiligt, 120 von ihnen gehören zur Generation Z (Jahrgänge 1997 bis 2012), 165 zu den Millennials (Jahrgänge 1981 bis 1996). Die meisten der Teilnehmenden sind bereits im Berufsleben angekommen, nämlich knapp 88 Prozent der Millennials und 65 Prozent der Gen Z. Bei der Gen Z befinden sich noch 18 Prozent in der Ausbildung oder im Studium (8 Prozent). Auf die Frage, was beiden Generationen im Leben wichtig ist, antwortet eine überwältigende Mehrheit (77 und 78 Prozent), dass Freizeit besonders wichtig sei, gefolgt von Familie und Geld – in dieser Reihenfolge wohlgemerkt. Eher unwichtig und deshalb erst weiter unten auf der Prioritätenliste zu finden ist bei beiden Generationen dagegen die berufliche Karriere.
Interessant ist auch, dass über 85 Prozent beider Generationen sagen, dass Arbeit für sie in erster Linie „Geld verdienen“ sei. Erfolg und Einfluss spielen eine untergeordnete Rolle. Auch auf die Frage, wie die zwischen 1981 und 2012 Geborenen heute arbeiten möchten, sehen wir eine klare Präferenz: Beide Generationen wünschen sich mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten (jeweils 72 Prozent) und möchten ihren Vorgesetzen auf Augenhöhe begegnen (78 und 79 Prozent). Kündigen würden Arbeitnehmende der Gen Z, wenn sie sich im Unternehmen nicht weiterentwickeln können oder nicht ernst genommen werden. Millennials würden kündigen, wenn die Atmosphäre am Arbeitsplatz schlecht ist, sie sich nicht ernst genommen fühlen und zu wenig Entwicklungsmöglichkeiten sehen.
Dass der Verdienst nicht oben auf der Skala dessen steht, was als wichtig im Leben erachtet wird, bedeutet nicht, dass an dieser Stelle keine Ansprüche bestünden. Nicht zu unterschätzen ist nämlich bei beiden Generationen die Erwartung an ein gutes Gehalt. Dass das Gehalt bei der Jobauswahl eine wichtige oder sehr wichtige Rolle spielt, sagen knapp 77 Prozent der Gen Z und 76 Prozent der Millennials. Trotz monetärer Anreize genießt aber Freizeit in beiden Generationen einen hohen Wert und wird nur ungern gegen Mehrverdienst eingetauscht: 66 Prozent der Gen Z und 67 Prozent der Millennials würden vielmehr 10 Tage extra Urlaub dem Weihnachtsgeld vorziehen.
„Die Generation Z und die Millennials geben heute am Arbeitsmarkt zunehmend den Ton an“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx. „Wer als Arbeitgeber nicht Home-Office, flexible Arbeitszeiten, gute Gehälter und eine wertschätzende Zusammenarbeit auf Augenhöhe anbieten kann, wird einen Teil dieser Generationen nicht erreichen.“ Hinzu kommt laut Marx die arbeitsmarktbedingte höhere Wechselbereitschaft - beide Generationen halten sich nicht lange mit einem Job auf, wenn er nicht ihren Erwartungen entspricht. „Für die Arbeitgeberinnen und Arbeitergeber heißt das, sie müssen attraktiver werden, nicht nur, um Fachkräfte zu gewinnen, sondern auch, um sie zu halten. Das ist eine ziemliche Umstellung für viele, die jahrzehntelang unter vielen Bewerbungen auswählen konnten und eine hohe Betriebstreue gewohnt sind. Heute sind es immer mehr die Unternehmen, die sich bei potenziellen Mitarbeitern bewerben, Arbeitgeberattraktivität und Employer Branding heißen die Stichworte.“ Diese Entwicklung mag den ein oder anderen provozieren, klingt sie doch mitunter nach einer überzogenen Erwartungshaltung, in der Geben und Nehmen in einem Arbeitsverhältnis nicht mehr in einem guten Verhältnis zueinanderstehen, in der Leistung als Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg ausgeblendet wird. Recht verstanden hat sie aber durchaus großes Potenzial, ist Claudius Marx überzeugt. „Die Betriebe sind motiviert, sich für neue Arbeitsformen zu öffnen, die den Mitarbeitenden mit ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen gerecht werden. Die Mitarbeitenden sind motiviert, sich in einem solchen Umfeld proaktiv einzubringen. Darin steckt ein großes produktives Potenzial. Und für eine zunehmend diverse Gesellschaft, die vor großen Umbrüchen steht, die Chance, das andernorts notleidende soziale Miteinander gerade in der Arbeitswelt zu entwickeln und zu stärken.“