IHK-Lotsenbericht

IHK-Lotsenbericht von Züleyha Tagal

Züleyha Tagal aus Unkel bringt Schwung mit. Davon konnte sich Heinz Rethage in den vergangenen Jahren immer wieder überzeugen. Die Betreuungsfachkraft hat in dieser Zeit ihr eigenes Unternehmen, einen Betreuungsdienst, gegründet: 2017 war das, nachdem sie bei der IHK Koblenz ein Basisseminar für Existenzgründer belegt hat. „Das war der erste Kontakt zur IHK“, erinnert sie sich – und gleichzeitig der erste Kontakt zu ihrem IHK-Lotsen Dr. Heinz Rethage, der damals vor Ort war.
Rethage, IHK-Lotse seit fünf Jahren, blickt auf einige Jahrzehnte Berufserfahrung zurück: 35 Jahre lang hat er in ganz unterschiedlichen Funktionen in zahlreichen Unternehmen gearbeitet und gibt sein Wissen gerne weiter. „Ich habe in den vergangenen Jahren als Lotse rund 20 Unternehmen beraten, viele davon waren Existenzgründer“, erzählt er. „Am Anfang muss man erst mal gut zuhören können. Da geht es noch gar nicht so sehr um Detailfragen wie Finanzierungspläne und solche Dinge.“
Dennoch ging es in der Folge auch oft ans Eingemachte, denn Tagals Existenzgründung war alles andere als ein Selbstläufer. Eine sperrig klingende Verordnung war überhaupt erst Anlass für die Unternehmensgründung: Auf Basis der „Landesverordnung über die Anerkennung und Förderung von Angeboten zur Unterstützung im Alltag“ wagte Tagal den Schritt in die Selbstständigkeit und war damit die erste Antragstellerin in ganz Rheinland-Pfalz.
„Die Behörden waren fast etwas erschrocken, dass Frau Tagal unmittelbar nach Veröffentlichung der Verordnung auf sie zukam“, erinnert sich Heinz Rethage. Es folgte ein langwieriger Prozess mit vielen Gesprächen und Nachfragen. „Wir haben sehr sehr oft und teilweise sehr lange zusammengesessen“, berichtet Tagal. „Manche unserer Gespräche gingen vier Stunden und länger.“
Doch es hat sich gelohnt, der Betreuungsdienst von Tagal beschäftigt mittlerweile 25 Mitarbeiter*innen und betreut rund 250 Kunden. Auch die Umsätze können sich sehen lassen – und werden im laufenden Geschäftsjahr im Vergleich zu 2019 noch mal deutlich gesteigert. Die 47-jährige Unternehmerin könnte also zufrieden sein und sich darauf beschränken, den Status quo zu erhalten. Doch das würde wohl nicht ihrem Naturell entsprechen und so liegen die Pläne für eine Expansion längst auf dem Schreibtisch. Die Idee: Aus dem Betreuungsdienst einen medizinischen Pflegedienst aufbauen, perspektivisch sogar mit betreutem Wohnen. Auch der Einzugsbereich des Unternehmens soll wachsen: Tagal sucht dazu nach kaufmännisch orientierten Personen, die nach einem internen Volontariat die Verantwortung für ein Gebiet übernehmen.
„Bei solchen Expansionen geht es dann schnell um mehrere Millionen“, sagt Rethage, der Tagal als Ansprechpartner und Motivator weiter zur Seite steht, ohne dabei eine tiefgreifende Unternehmensberatung zu leisten. Doch er ist sich sicher, dass Tagal – auch mit der hervorragenden Unterstützung ihres Mannes – das schafft. „Wer will, der findet Wege, wer nicht will, findet Gründe – und Frau Tagal gehört eindeutig zu denen, die Wege finden“, motiviert der IHK-Lotse. Tagal ergänzt: „Aber natürlich habe auch ich hin und wieder mal ein Down. Herr Rethage kommt dann immer und sagt: ‚Du schaffst das, Mädchen‘! Das ist für mich immer sehr motivierend und gibt Kraft für die weiteren Aufgaben.