Zahlungsverkehr, Bonität und Exportfinanzierung
Zahlungsverhalten und Kreditsicherung
Zahlungsverkehr
Überweisungen per SWIFT sind möglich
US-Banken bieten zwei elektronische Überweisungswege an: Automated Clearing House (ACH) sowie Wire Transfer. Nur wenige Großbanken sind Mitglied der Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication (SWIFT). Trifft eine Überweisung über SWIFT zugunsten einer Drittbank in den USA ein, wird diese von der amerikanischen Mitgliedsbank zwar weitergeleitet, doch kostet dies Zeit und Gebühren. Das in Deutschland verbreitete IBAN-System wird in den USA nicht angewendet.
Für Überweisungen innerhalb der USA ist der Zahlungsweg ACH in der Regel kostenfrei. Es vergehen dabei drei bis vier Arbeitstage, bis das Geld dem Empfängerkonto gutgeschrieben wird - die Absenderbank sammelt zunächst alle Zahlungsausgänge eines Arbeitstages und leitet sie abends einer Clearingstelle zu.
Eine Überweisung in Echtzeit ermöglicht ein sogenannter Wire Transfer, direkt von Bank zu Bank. Die Kehrseite sind die anfallenden Überweisungsgebühren.
Die in der Vergangenheit weit verbreitete postalische oder persönliche Übergabe von Schecks ist im Geschäftsleben weitgehend verschwunden, obgleich Banken diese Zahlungsart weiterhin akzeptieren. Ein mit einer Bankgarantie ausgestatteter und persönlich überreichter Scheck ist zudem eine der sichersten Zahlungsarten.
Zahlungsziele als Instrument zur Kundenbindung
Großabnehmer konnten Akkreditive (Letter of Credit) als Zahlungsbedingung weitgehend aus dem B2B-Liefergeschäft verdrängen. Dagegen müssen Lieferanten ihren Kunden immer mehr finanzielle Zugeständnisse machen, zum Beispiel Teilzahlungsforderungen und großzügigen Zahlungszielen zustimmen. Die Zahlungsziele variieren im Geschäftsverkehr dennoch je nach Bonität und Vertrauenswürdigkeit des Kunden.
Zudem unterscheiden sich die Zahlungsziele in den Branchen: In der chemischen Industrie sind bis zu 50 Tage üblich, in der IKT-Branche 47 Tage und in der Nahrungsmittelindustrie 38 Tage. Während der Pandemie haben sich die durchschnittlichen Zahlungsziele sogar noch verlängert: Produzenten und Verkäufer konnten nur so Kunden binden oder hinzugewinnen.
Exportfinanzierung
Ohne Kreditierung kein Exportgeschäft
Bei Exportgeschäften kommt der Finanzierung eine immer wichtigere Rolle zu. Oft entscheidet sich mit der Art und der Ausgestaltung des Finanzierungsangebots, ob ein Geschäft überhaupt zustande kommt. Dabei stellt die Finanzierung häufig einen Kompromiss aus den gegenläufigen kommerziellen Interessen des Exporteurs und Importeurs dar.
Während der deutsche Exporteur von seinem amerikanischen Käufer wünscht, dass dieser die Güter in bar zahlt oder ein unwiderrufliches Akkreditiv zu seinen Gunsten eröffnet, bevorzugt der Importeur typischerweise die Einräumung eines Zahlungszieles. Auf diese Weise möchte der Importeur seinen cash flow vorläufig unbeeinträchtigt belassen und darüber hinaus die Kosten für ein Akkreditiv umgehen.
Während der pandemiebedingten wirtschaftlichen Turbulenzen des Jahres 2020 ist die Bedeutung der Exportfinanzierung sogar noch gestiegen. Von einer großzügig ausgestatteten Finanzierung von Liefergeschäften wieder abzurücken, dürfte deutschen Exporteuren selbst in Zeiten der wirtschaftlichen Erholung und hoher Wachstumszahlen in den USA schwerfallen.
Lange Zahlungsziele immer wichtiger
Da deutsche Exporteure immer längere Zahlungsziele akzeptieren mussten und müssen, um in den USA einen Auftrag zu erhalten, bieten die deutschen Hausbanken verstärkt an, deren Forderungen an amerikanische Kunden zu übernehmen. Nehmen Exporteure dieses Angebot an, entfällt für sie das wirtschaftliche Risiko der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners, aber auch das Währungs- und Zinsänderungsrisiko - tendenziell ist in den USA mit steigenden Zinsen zu rechnen. Der Forderungsverkäufer in Form des deutschen Exportbetriebs haftet dann lediglich mit dem kommerziellen Risiko bei Nichterfüllung oder nicht ordnungsgemäßer Erfüllung seiner Verpflichtungen aus dem Grundgeschäft. Entscheidend bleibt in diesen Fällen der rechtliche Bestand der Forderung bis zur Bezahlung der Fälligkeit.
Exportfinanzierungen werden von vielen deutschen Banken angeboten. Bei Lieferungen in den USA sind deutsche Banken im Vorteil, die über eigene Niederlassungen in den USA verfügen und damit die Risiken besser abschätzen können. Zumeist greifen die Banken bei der Exportfinanzierung zunächst auf altbewährte Mittel zurück, wie den Ankauf von Dokumenten, die Abwicklung über Akkreditive, die Diskontierung von Handelswechseln oder auch Forfaitierung.
Geschäftsbanken und spezielle Finanzierungsinstitute bieten verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten für Auslandsgeschäfte an. Wichtige deutsche Kreditgeber im Exportgeschäft sind die Ausfuhrkredit-Gesellschaft (AKA) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau.
Ausgewählte Kreditgeber im Exportgeschäft
Exportkreditgarantien
Exportkreditgarantien schützen Unternehmen und Banken vor politisch und wirtschaftlich bedingten Zahlungsausfällen.
Die Euler Hermes Aktiengesellschaft ist mit dem Management der staatlichen Exportkreditgarantien betraut. Sie fungiert als Dienstleister des Bundes. Hermesdeckungen kommen dort zum Zuge, wo die private Wirtschaft kein entsprechendes oder ausreichendes Absicherungsangebot zur Verfügung stellt.
Informationen zur Deckungspraxis für über 200 Länder bietet das agaportal. Wie es dort heißt, "handelt es sich bei den USA um ein von der OECD hinsichtlich des Risikos nicht klassifiziertes Hocheinkommensland der OECD und der Eurozone. Es gibt keine OECD-weit gültige Entgeltkategorie. Die Entgeltberechnung erfolgt anhand eines Markttests." Mit anderen Worten, für die USA bestehen keine formellen Deckungsbeschränkungen und es besteht auch kein generelles Sicherheitserfordernis. Abgesichert werden daher anstandslos Exportgeschäfte zu kurzfristigen Zahlungsbedingungen mit einer Kreditlaufzeit von bis zu 24 Monaten.
Gerichtsbarkeit weicht in den USA von Deutschland ab
Für Exportkreditgarantien des Bundes ist Euler Hermes Kreditversicherungs-AG/Bereich Exportkreditgarantien zuständig. Euler Hermes weist in diesem Zusammenhang jedoch ausdrücklich auf die Schwierigkeiten im Fall von Zahlungsausfällen in den USA hin. So ist das US-Gerichtssystem laut dieser Quelle durch seine Struktur auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene sehr kompliziert aufgebaut. Weder werden in Europa übliche Schutzmechanismen anstandslos anerkannt noch gibt es vereinfachte Verfahren, um relativ leichte Fälle beschleunigt zu regeln.
Infolgedessen muss laut Euler Hermes mit erheblichen Verzögerungen und Kosten bei möglichen Streitfällen gerechnet werden, während sich die Vollstreckung schwierig gestalten kann. Wenn sich ein Schuldner in den USA als zahlungsunfähig erweist, wird die Eintreibung von Forderungen zu einer hochkomplexen Aufgabe. Wie es bei Euler Hermes heißt, bleibt das Konkurssystem auf der Seite des Schuldners, und die Insolvenz eines Unternehmens ist kein probates Mittel, um Zahlungen zu erhalten. In der Praxis ist eine Konkurssanierung ressourcenaufwendig und führt nur selten dazu, dass die allgemeinen ungesicherten Gläubiger eine Dividende erhalten.
Bonität
Zahlungsmoral und Bonitätsprüfung
Die Zahlungsmoral im B2B-Geschäft hatte sich im 1. Halbjahr 2020 während des Lockdowns und der damit verbundenen Einnahmeausfälle in der Wirtschaft eingetrübt. Mit den umfangreichen staatlichen Hilfszahlungen und Konjunkturprogrammen, die im März 2020 einsetzten, entspannte sich die Lage im 2. Halbjahr wieder. Für 2021 wird eine weitgehende Rückkehr zum Vorkrisenzustand aus dem Jahr 2019 beobachtet, als 74 Prozent aller Handels- und Lieferkredite fristgerecht getilgt wurden. Wenn damals Verzögerungen auftraten, waren sie im Schnitt nach 39 Tagen bereinigt.
Das Länderrisiko der USA für die deutsche Exportwirtschaft, insbesondere die politischen Risiken, schätzen spezialisierte Dienstleister als gering ein. Euler Hermes zum Beispiel hat den USA für 2021 mit der Note AA1 ein sehr niedriges Ausfallrisiko bescheinigt. Nichtsdestotrotz weist Euler Hermes darauf hin, dass nicht für jedes US-Unternehmen von vornherein eine hohe Zahlungsmoral und Finanzausstattung vorausgesetzt werden kann. Zu den Risiken in den USA gehört unter anderem, dass es keine landesweit einheitliche Regelung für den Zahlungsverzug gibt und die Zahlungsbedingungen eine rein vertragliche Angelegenheit bleiben müssen.
Detaillierte Lieferverträge angeraten
Vor Abschluss eines Liefervertrags sollten Informationen zur Bonität eines potenziellen Geschäftspartners eingeholt werden. Mit dieser Prüfung können Wirtschaftsauskunfteien sowie Kreditversicherer sowohl in den USA als auch in Deutschland beauftragt werden. Euler Hermes rät deutschen Exporteuren zwecks Risikominderung zusätzlich, im Liefervertrag die persönliche Haftung des Schuldners festzuschreiben. Festzulegen ist ebenfalls die Höhe der Verzugszinsen, die bei Nichteinhaltung des Zahlungsziels anfallen.
Große lokale und internationale Auskunfteien
Landesweit einheitliche Regelungen für den Zahlungsverzug gibt es keine. Jeder Bundesstaat legt zum Beispiel eigene Höchstsätze für Verzugszinsen fest. Daher ist es wichtig zu wissen, in welchem Bundesstaat der Geschäftspartner niedergelassen ist, denn nur der dort geltende Höchstzinssatz kann vertraglich vereinbart werden.
Komplizierte Forderungseintreibung
Das Inkasso gestaltet sich in der Regel schwierig. Damit anfallende Zusatzkosten können auch nur dann geltend gemacht werden, wenn diese Möglichkeit vorher vereinbart wurde. Eine Garantie, dass ein US-Gericht diese Vertragsklausel anerkennt, existiert nicht. Auch sollten Lieferbedingungen und Gefahrübergangsregelungen vertraglich geregelt sein.
Im Zusammenhang mit der komplizierten Forderungseintreibung und den wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Pandemiezeiten hatte der Kreditversicherer Atradius mit Hauptsitz in Amsterdam 2021 in den USA eine Unternehmensbefragung durchführen lassen. Dabei gaben 25 Prozent der Antwortenden an, künftig den Abschluss von Kreditversicherungen zu erwägen. Als Begründung gaben diese Unternehmen an, dass sie die Gewissheit bevorzugen, im Fall eines Zahlungsausfalls an ihr Geld zu kommen. Zusätzlich möchten sie vom Spezial- und Marktwissen des Kreditversicherers profitieren, was die Bonitätsprüfung von Kunden und Geschäftspartnern gleich mit einschließt.
Weiterhin gaben bei der Umfrage 55 Prozent der Unternehmen an, dass sie mit einer eigenen Forderungseintreibung zeitlich und finanziell annähernd überfordert seien. Im Vergleich dazu würden spezialisierte Dienstleister effizienter und kostengünstiger arbeiten und darüber hinaus bei Inkassodiensten Sonderkonditionen erwirken.
Absicherung von Zahlungsausfällen
Nach dem endgültigen Auslaufen der staatlichen Hilfsmaßnahmen im 2. Halbjahr 2021 ist aber wieder mit steigenden Konkurszahlen zu rechnen. Atradius gibt daher auch keine Entwarnung: Eine Absicherung gegen Zahlungsausfälle sei weiterhin anzuraten, genauso wie die Zahlungs- und Lieferkonditionen mit den Warenabnehmern vertraglich weiterhin genau festzulegen seien.
Informationen zu vertraglichen Sicherungsmitteln finden Sie unter: Recht kompakt - USA
Eigentumsvorbehalte in Liefergeschäften sind unüblich, da das legale Institut des Eigentumsvorbehaltes im US-amerikanischen Recht gänzlich unbekannt ist. Es gibt aber die Möglichkeit, das Risiko durch eine Kreditsicherung (Security Interest, Purchase Money Security Interest) zu mindern. Dazu dient ein Sicherungsvertrag, der in ein entsprechendes Register eingetragen sein muss. Der Sicherungsgeber ist dabei nicht zwingend der Kreditnehmer, doch ist der Sicherungsnehmer stets der Kreditgeber beziehungsweise der Lieferant. Im Falle eines Zahlungsausfalles hat der Gläubiger ein Zugriffs- und Verwertungsrecht an der Sicherungssache.
AHK hilft bei außergerichtlicher Regulierung
Wurde keine entsprechende Sicherheit vereinbart und kommt es zum Zahlungsausfall, sollte die Möglichkeit der außergerichtlichen Regulierung geprüft werden, bevor eine Forderung gerichtlich geltend gemacht wird.
Die Rechtsabteilung der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer (AHK) in New York kann Gläubiger bei der außergerichtlichen Streitbeilegung vertreten. Es hat sich in der Praxis gezeigt, dass die Einschaltung der AHK in den USA sowie deren Stellung als Handelskammer in vielen Fällen ausgereicht haben, um Schuldner zu Zahlungen zu bewegen. Sollte dennoch eine gerichtliche Geltendmachung einer Forderung notwendig sein, vermittelt die AHK qualifizierte Rechtsanwälte.
Diese Informationen wurden uns von der GTAI – Germany Trade and Invest bereitgestellt. Weitere Informationen zum Wirtschaftsumfeld USA finden Sie hier.