AHK World Business Outlook Frühjahr 2024

Zuversicht für Weltmärkte, aber nicht für das eigene Auslandsgeschäft

Deutsche Unternehmen blicken an ihren internationalen Standorten wieder überwiegend optimistisch und so zuversichtlich wie seit zwei Jahren nicht mehr auf die Entwicklung der Weltwirtschaft. Auf die eigenen Geschäfte springt der Funke allerdings noch nicht über, wie der aktuelle AHK World Business Outlook zeigt.
Für die Erhebung werteten die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) und die deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) die Rückmeldungen von knapp 4.300 weltweit aktiven AHK-Mitgliedsunternehmen aus. Knapp ein Drittel (31 Prozent) davon erwarten demnach eine konjunkturelle Belebung an ihren Standorten im laufenden Jahr. Im Herbst 2023 waren es noch 22 Prozent. Noch jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) geht von einer konjunkturellen Abkühlung aus, nach 28 Prozent im Herbst.

Skepsis und Unsicherheit bleiben

Rückläufige Inflationsraten, verbunden mit der Hoffnung auf Zinssenkungen, verbessern die Konjunkturerwartungen der Unternehmen. Demgegenüber stehen anhaltende geopolitische Spannungen und Handelskonflikte, die die Zuversicht dämpfen. So legen die Erwartungen an die eigene geschäftliche Entwicklung nur minimal zu.
“Auf zahlreichen Weltmärkten stehen die Zeichen auf Aufschwung. Das lässt viele Unternehmen wieder auf bessere Stimmung hoffen”, kommentiert Volker Treier, DIHK-Außenwirtschaftschef die Ergebnisse des AHK World Business Outlook Frühjahr 2024. “Aktuell materialisieren sich die besseren Konjunkturerwartungen aber noch nicht in einer gleichstarken Belebung des internationalen Handels – und damit auch der Geschäfte der deutschen Unternehmen vor Ort.”
Die schwächelnde Konjunktur in Deutschland und bestehende Unsicherheiten über die wirtschaftspolitische Entwicklung hemmten noch viele AHK-Mitgliedsunternehmen, jetzt wieder kraftvoll Schwung zu nehmen und konkrete Investitionspläne zu schmieden, bedauert Treier.
Global betrachtet verbessert sich die Geschäftslage im Vergleich zur vorherigen Umfrage kaum. Sie liegt immer noch unter dem Niveau des Vorjahres 2023 sowie leicht unter dem langjährigen Durchschnitt. Auch die Geschäftserwartungen legen nur minimal zu. Entsprechend halten sich die Unternehmen auch mit Investitionen an ihren internationalen Standorten zurück.

Kaum Bewegung in Europa

In Europa lösen sich die Bremsen bei Wirtschaftswachstum und geschäftlicher Situation erst langsam. So beurteilen die Unternehmen ihre aktuelle Lage in der Eurozone nicht besser als im Herbst. Auch die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate bleiben unter dem globalen Durchschnitt und lichten sich nur leicht. Ein persistenter Fachkräftemangel, eine geringe Nachfrage, gestiegene Arbeitskosten und unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen verhindern einen kräftigeren Aufschwung in Europa insgesamt.

China-Geschäft erfordert langen Atem

Während sich die Stimmung der Unternehmen an zahlreichen internationalen Standorten zumindest leicht verbessert, trüben sich die Erwartungen in China nochmals ein. Insbesondere die anhaltende Nachfrageschwäche in der chinesischen Wirtschaft (80 Prozent sehen darin ein Geschäftsrisiko) wirkt sich negativ aus.

Bessere Stimmung in Asien-Pazifik,…

Derweil sind die Unternehmen an ihren Standorten in Asien-Pazifik (ohne Greater China) optimistischer und heben ihre Geschäftserwartungen merklich an. Die Region entwickelt sich dynamisch und bleibt eine wichtige Destination für die Diversifizierung von Lieferketten. “Die deutsche Wirtschaft ist vor allem von bestimmten Schlüsselproduktionen und Handelspartnern abhängig”, erläutert Volker Treier. “Hier müssen wir uns mit unterschiedlichen Beschaffungsquellen und Absatzmärkten breiter aufstellen als bisher. Die Risiken müssen besser gestreut werden. Es gilt, Resilienz in der Beschaffung abzubauen.”

… in der Mena-Region und den USA

Weitere Lichtblicke sehen Unternehmen zudem besonders in den USA und in der Mena-Region. Mit einer weltweit überdurchschnittlich guten Geschäftslage und Geschäftserwartung spiegelt sich dort das grundsätzlich wachsende Vertrauen in die weltweite Wirtschaftsentwicklung wider. Besonders in der Mena-Region zeigen sich die Unternehmen im Vergleich zur Vorumfrage optimistischer.
Gute Rahmenbedingungen in Marokko, eine Entspannung der Liquiditätskrise in Ägypten und fortwährend gute Investitionsmöglichkeiten in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) tragen zur Dynamik in der Region bei.
Trotz eines zuletzt etwas langsameren Wirtschaftswachstums und hohen Zinsen haben ein robuster privater Konsum und stabiler Arbeitsmarkt die US-Wirtschaft gestützt. Deutlich häufiger als im Herbst sorgen sich die Unternehmen in den USA allerdings um unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und vor allem vor Handelsbarrieren.
“Diese Entwicklung zeigt, dass das internationale Geschäft der deutschen Unternehmen insgesamt kein Selbstläufer ist”, gibt Treier zu bedenken. “Es ist aktuell umso mehr notwendig, auf eine verstärkte globale Kooperation und die Förderung des Marktzugangs auch im bilateralen Bereich hinzuarbeiten, um das volle Potenzial der deutschen Exportwirtschaft auszuschöpfen.”

DIHK rechnet mit schwarzer Null

Die aktuellen Ergebnisse des AHK World Business Outlook verdeutlichen, dass die Zeichen wieder auf eine leichte Belebung der Weltwirtschaft stehen.
Die Unternehmen können aufgrund von Unsicherheit und Risiken davon aber noch nicht ausreichend profitieren. Daher passt die DIHK ihre Exportprognose für 2024 an.
Nach einem Rückgang der deutschen Ausfuhren um 1,8 Prozent im Jahr 2023 werden die Exporte in diesem Jahr immerhin eine schwarze Null erreichen. DIHK-Außenwirtschaftschef Treier: "Die schwache Entwicklung des deutschen Außenhandels zum Jahreswechsel und die geringe Verbesserung der Geschäftserwartungen und Investitionsabsichten deuten trotz kleiner Lichtblicke auf ein herausforderndes Jahr hin."