Innovation und Technologieberatung

Internationale Norm

Entstehung einer internationalen Norm
Ein Normungsantrag wird über die jeweiligen nationale Normungsorganisation – in Deutschland ist dies das Deutsches Institut für Normung (DIN) – eingereicht. Dieser Normungsantrag wird dann weitergereicht an die internationale Normungsorganisation International Organization for Standardization (ISO) bzw. an das Internationalen Elektrotechnischen Komitees (IEC).
Bei ausreichender Zustimmung der ISO-Mitglieder, deren Bereitschaft zur Mitwirkung und einer gesicherten Finanzierung ordnet ISO das Normungsprojekt einem technischen Komitee (TC) zu. Dieses leitet den Arbeitsauftrag an seine Arbeitsgruppen (WG = working group) weiter.
Hat sich die zuständige Arbeitsgruppe (WG = Working Group) des TC oder des SC auf einen Komitee-Entwurf (CD = Committee Draft ) geeinigt, nehmen die zuständigen Gremien der an der Arbeit des TC bzw. SC beteiligten nationalen Normungsorganisationen dazu innerhalb von drei Monaten schriftlich Stellung. Wird dabei Konsens erreicht, wird von ISO- bzw. IEC auf der Basis eines Internationalen Norm-Entwurfs (DIS = Draft International Standard; bei der IEC: CDV = Committee Draft for Voting) in englischer und französischer Sprache eine öffentliche Umfrage eingeleitet. Die ISO- bzw. IEC -Mitglieder haben daraufhin fünf Monate Zeit, eine nationale Stellungnahme abzugeben.
In Deutschland wird dazu in deutscher Sprache möglichst frühzeitig der Entwurf einer DIN-ISO-Norm bzw. einer DIN-IEC-Norm veröffentlicht, bei paralleler Abstimmung gemäß der Wiener Vereinbarung der Entwurf einer DIN-EN-ISO-Norm, bei paralleler Umfrage gemäß der Dresdener Vereinbarung der Entwurf einer DIN-EN-Norm (mit 60.000er Nummer), zu dem innerhalb von zwei Monaten jedermann (möglichst unter Verwendung der Einspruchstabelle) Stellungnahmen abgeben darf, über die dann vom national zuständigen Ausschuss (Spiegelausschuss) unter Hinzuziehung der Stellungnehmenden beraten und eine nationale Stellungnahme abgegeben wird.
Auf Basis der Stellungnahmen erstellt die zuständige WG einen Internationalen Schluss-Entwurf (FDIS = Final Draft International Standard) in englischer und französischer Sprache. Über dessen Annahme als Internationale Norm entscheiden die ISO- bzw. IEC-Mitglieder anschließend in einer 2-monatigen Schlussabstimmung, bei der nur noch angenommen oder begründet abgelehnt werden kann. Für die Annahme ist die Zustimmung von 2/3 der an der Abstimmung teilnehmenden P-Mitglieder des zuständigen TCs erforderlich, daneben dürfen nicht mehr als 1/4 der abgegebenen Stimmen negativ ausfallen.
Weicht der FDIS wesentlich vom Inhalt des DIS (bzw. CDV) ab, so wird in Ausnahmefällen zuvor erneut ein (zweiter) DIS (bzw. CDV)  veröffentlicht, zu dem erneut eine öffentliche Umfrage durchgeführt wird.
Nach einem positiven Abstimmungsergebnis wird die Internationale Norm in englischer und französischer Sprache publiziert. Eine Verpflichtung der ISO- bzw. IEC-Mitglieder zur Übernahme der Internationalen Norm in das nationale Normenwerk besteht dabei grundsätzlich nicht, d.h. es steht den ISO- bzw. IEC-Mitglieder frei, diese unverändert, modifiziert oder überhaupt nicht als nationale Norm zu übernehmen - es sei denn, die Norm wäre im Rahmen der Wiener Vereinbarung bzw. der Dresdener Vereinbarung entstanden und hätte durch parallele Abstimmungsverfahren die gleichzeitige Anerkennung als Internationale und Europäische Norm erlangt. In diesem Fall hätte die Internationale Norm zugleich auch den Status einer Europäischen Norm und müsste von denjenigen ISO- bzw. IEC-Mitglieder, die auch Mitglied von CEN/CENELEC sind, unverändert als nationale Norm übernommen werden, wobei abweichende nationale Normen zurückzuziehen wären.
Als Richtwert ist in den ISO/IEC-Direktiven ein Erarbeitungszeitraum von 36 Monaten bis zur Veröffentlichung der Norm angegeben.
Weitere Produkte der internationalen Normung, die sich in der Art und der Dauer des Erarbeitungsprozesses und der Verbindlichkeit von Internationalen Normen unterscheiden, sind:
  •   die Internationale Technische Spezifikation – ISO/TS bzw. IEC/TS,
  •   der Internationale Technische Bericht – ISO/TR bzw. IEC/TR
  •   der Public Available Specification - PAS
  •   das Internationale Workshop Agreement – IWA der ISO bzw. das
  •   Industry Technical Agreement – ITA der IEC und der Leitfaden – Guide.
Stand: Mai 2022