Pressemitteilung vom 13. Februar 2024
Konjunkturumfrage Frühjahr der IHK Koblenz
Der IHK-Konjunkturklimaindex, das wirtschaftliche Stimmungsbarometer für die aktuelle Geschäftslage und zukünftige Perspektive der gewerblichen Wirtschaft, liegt nach der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz bei 85 Punkten – demselben Wert wie im Herbst 2023. Die Stimmung der Unternehmen ist somit weiterhin unterhalb der 100-Punkte-Marke, der Grenze zwischen positiver und negativer Gesamtstimmung.
Geschäftslage der Unternehmen kippt, Aussichten bleiben pessimistisch
Die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen im IHK-Bezirk Koblenz wird zusehends kritischer. 27 Prozent der Betriebe schätzen ihre Lage als gut ein (Jahresbeginn 2023: 33 Prozent), 31 Prozent als schlecht (Jahresbeginn 2023: 19 Prozent) und 42 Prozent beurteilen ihre Lage als weiterhin gleichbleibend (Jahresbeginn 2023: 48 Prozent). Lag der Saldenwert aus positiven und negativen Antworten vor einem Jahr noch bei +14 (Jahresbeginn 2023), nahm er im Verlauf des letzten Jahres kontinuierlich ab und liegt nun bei -4. Die Betriebe, die ihre aktuelle Lage als schlecht bewerten, überwiegen damit erstmals wieder seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020. Der Klimaindex liegt entsprechend in allen Branchen im negativen Bereich. Das geht auch an die finanzielle Substanz: Ein Viertel aller Betriebe geben an, dass ihre Finanzlage wesentlich von einem Rückgang des Eigenkapitals geprägt ist.
Die Geschäftserwartungen der Unternehmen für die kommenden zwölf Monate sind ebenfalls wenig hoffnungsvoll: 51 Prozent und damit über die Hälfte der Unternehmen rechnen mit einer höchstens gleichbleibenden und 37 Prozent sogar mit einer schlechteren Geschäftsentwicklung (Saldo: -25). Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine sind die Geschäftsaussichten damit kontinuierlich negativ.
Fabian Göttlich, Geschäftsführer Interessenvertretung der IHK Koblenz, sieht darin eine schwierige Gemengelage: „Kostendruck, Konsumzurückhaltung, ausbleibende internationale Nachfrage oder fehlendes Personal – die Sorgen der Unternehmen sind nicht mehr nur auf die Zukunft gerichtet, sondern betreffen das Hier und Heute. Es herrscht Krisenmodus statt Aufbruchsstimmung.“
Wirtschaftspolitische Unsicherheit als größtes Geschäftsrisiko, Exporterwartungen der Industrie gehen zurück
Beim Blick auf die Gründe für die schlechte Stimmungslage fällt besonders auf: 63 Prozent der Unternehmen nennen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiko – das sind im Vergleich zum Zeitpunkt des Amtsantritts der Ampel-Koalition im Bund mehr als doppelt so viele Betriebe (Jahresbeginn 2022: 29 Prozent). Dicht darauf folgen die Energiepreise (58 Prozent), der Inlandsabsatz (57 Prozent) sowie der Fachkräftemangel (52 Prozent) und die Arbeitskosten (51 Prozent). Damit werden fünf von zehn der abgefragten Geschäftsrisiken von mehr als der Hälfte der Unternehmen als Risikofaktor angegeben.
Deshalb sind die erwarteten Investitionen und die Beschäftigungsabsichten für die kommenden zwölf Monate auch entsprechend zurückhaltend: Nur 28 Prozent der Betriebe rechnen mit höheren Investitionen und sogar nur 11 Prozent planen neues Personal einzustellen. Gleichzeitig kann auch die Weltwirtschaft nicht für Erleichterung sorgen: Mit 29 Prozent rechnen inzwischen über ein Viertel der Industrieunternehmen in den kommenden 12 Monaten mit weniger Ausfuhren von Gütern ins Ausland. Dabei bewerten nur noch 25 Prozent der Industrieunternehmen ihren Auftragsbestand als hoch (Jahresbeginn 2023: 37 Prozent).
„Die Betriebe sind einem breiten Risikomix ausgesetzt. Das ist verheerend für den Wirtschaftsstandort im Norden von Rheinland-Pfalz: Bereits 47 Prozent der im Ausland investierenden Unternehmen geben an, diese Investitionen zu tätigen, um damit Kosten bei der Produktion zu sparen“, führt Göttlich aus.
Politik muss für Planbarkeit und Entlastungen sorgen
„Angesichts dieser besorgniserregenden Lage muss die Wirtschaftspolitik endlich für Orientierung sorgen und Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung geben. Die Wirtschaft braucht weniger Bürokratie, schnellere Genehmigungen und verlässliche Infrastrukturinvestitionen“, so Göttlich abschließend.
Die Konjunkturumfrage wurde in der Zeit vom 3. bis 23. Januar 2024 durchgeführt. Teilgenommen haben 379 Unternehmen mit insgesamt rund 60.500 Beschäftigten aus dem Kammergebiet der IHK Koblenz.