Pressemitteilung vom 6. Mai 2024

IHK-Konjunkturumfrage Frühjahr 2024: Keine Trendwende in der regionalen Wirtschaft

Der IHK-Konjunkturklimaindex, das wirtschaftliche Stimmungsbarometer für aktuelle Geschäftslage und Perspektiven der gewerblichen Wirtschaft, liegt nach der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Koblenz bei 88 Punkten. Damit liegt der Index zwar leicht besser als zu Jahresbeginn (85 Punkte), aber nach wie vor deutlich im negativen Bereich unter dem Wert von 100 Punkten, ab dem von einer positiven Gesamtstimmung gesprochen werden kann.

Geschäftslage der Unternehmen ohne Belebung, Aussichten weiterhin verhalten

Die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen im IHK-Bezirk Koblenz hat sich im Vergleich zur Vorumfrage nochmals verschlechtert: 24 Prozent der Betriebe schätzen ihre Lage als gut ein (Jahresbeginn: 27 Prozent), 29 Prozent als schlecht (Jahresbeginn: 31 Prozent), und 47 Prozent beurteilen ihre Lage als weiterhin gleichbleibend (Jahresbeginn: 42 Prozent).
Auch bei den Geschäftserwartungen der Unternehmen für die kommenden zwölf Monate kann kein belastbarer Aufwärtstrend festgestellt werden: 56 Prozent und damit über die Hälfte der Unternehmen rechnen mit einer höchstens gleichbleibenden und 31 Prozent gar mit einer schlechteren Geschäftsentwicklung. Nur 13 Prozent gehen von einer besseren Geschäftsentwicklung aus. Damit sind die Perspektiven der Betriebe bei einem Saldo von -18 weiterhin klar pessimistisch (Jahresbeginn: -25).
Konjunktur 2024
Fabian Göttlich, Geschäftsführer Interessenvertretung der IHK Koblenz, erläutert: „Das schwache Konjunkturklima verfestigt sich. Die Zahl der Betriebe, die ihre aktuelle Lage als schlecht bewerten, überwiegt gegenüber denen, die sie positiv sehen. Gleiches gilt bei den Erwartungen für die Zukunft. Damit setzt sich das Tief vom Jahresbeginn fort.“

Inlandsnachfrage und Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts bereiten Sorge

Ein Blick auf die Gründe für die schlechte Stimmungslage zeigt: 61 Prozent der Unternehmen geben den Inlandsabsatz als größtes Geschäftsrisiko für die kommenden zwölf Monate an. 58 Prozent der Betriebe sehen in den aktuellen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen nach wie vor ein Geschäftsrisiko. Auf den weiteren Plätzen folgen der Fachkräftemangel (50 Prozent), die Arbeitskosten (49 Prozent) sowie die Energiepreise (48 Prozent).
Geschäftsrisiken
Deshalb sind die erwarteten Investitionen und die Beschäftigungsabsichten für die kommenden zwölf Monate auch weiterhin zurückhaltend: Nur 28 Prozent der Betriebe planen höhere Investitionen, während die Mehrheit der Unternehmen gleichbleibende (38 Prozent) oder geringere Investitionserwartungen (34 Prozent) haben. Beim Personal rechnen sogar 69 Prozent der Unternehmen mit gleichbleibenden und 20 Prozent mit geringeren Beschäftigtenzahlen. Und auch das Auslandsgeschäft kann nicht für Entlastung sorgen: 60 Prozent der Industrieunternehmen rechnen in den kommenden 12 Monaten mit höchstens gleichbleibenden Ausfuhren von Gütern ins Ausland, jeweils 20 Prozent erwarten mehr bzw. weniger Exporte.
Beschäftigungsabsichten
„Die Binnenkonjunktur und die weiterhin hohe Unsicherheit bei den Betrieben hinsichtlich der politischen Weichenstellungen dämpfen den Frühjahrsoptimismus – gerade in der Industrie, dem Wirtschaftsmotor für Rheinland-Pfalz“, ordnet Göttlich ein. „Und das hat Folgen: Ein Drittel der Betriebe haben bereits in den letzten 12 Monaten Investitionen zurückgestellt.“

Blick in die Branchen

Beim Blick in die einzelnen Branchen tun sich vor diesem Hintergrund Unterschiede auf: Während die Entwicklung in Industrie (Konjunkturklimaindex: 93 Punkte/Verbesserung zum Jahresbeginn um 7 Punkte) und sogar im Gastgewerbe (Konjunkturklimaindex: 85 Punkte/Verbesserung zum Jahresbeginn um 11 Punkte) etwas nach oben zeigt, verschlechtert sich die Stimmung im eigentlich stabilen Dienstleistungssektor leicht (Konjunkturklimaindex: 88 Punkte/Verschlechterung zum Jahresbeginn um 3 Punkte) und verändert sich im Handel auf schwachem Niveau nur geringfügig zum Besseren (Konjunkturklimaindex: 78 Punkte/Verbesserung zum Jahresbeginn um 3 Punkte). In Summe senden jedoch alle Branchen weiterhin negative Konjunktursignale – von der Investitionsgüterindustrie bis zum Großhandel liegt der Konjunkturklimaindex bei keiner Teilbranche im positiven Bereich über 100 Punkten.
Branchenvergleich

Mehr Verständnis von Seiten der Politik erforderlich

„Die im Vergleich zur Vorumfrage kleine Aufhellung stellt keine belastbare Trendwende dar. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Politik die Sorgen der Wirtschaft ernst nimmt“, so Göttlich abschließend.

Die Konjunkturumfrage wurde in der Zeit vom 03. bis 30. April 2024 durchgeführt. Teilgenommen haben 446 Unternehmen mit insgesamt rund 45.000 Beschäftigten.