Pressemitteilung vom 29. August 2024
IHKs und Handwerkskammern stellen Gründungsreport Rheinland-Pfalz 2024 vor
Mehr Unternehmensgründungen trotz Hemmnissen
Rheinland-Pfalz hat wieder mehr Gründerinnen und Gründer: Nach einem Rückgang im vergangenen Jahr ist die Zahl der Gewerbeanmeldungen in diesem Jahr um 10,7 Prozent auf insgesamt 34.878 gestiegen, dem höchsten Wert in Rheinland-Pfalz seit 2015.
„Viele Vorhaben, die in den vergangenen Jahren durch die multiplen Krisen zurückgestellt wurden, werden nun langsam angegangen – das sehen wir auch am steigenden Interesse an den Beratungsleistungen unserer Starterzentren und an den Netzwerkveranstaltungen“, sagt Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. „Wichtig ist es jetzt, vor allem die Finanzierungsbedingungen für Gründerinnen und Gründer weiter zu verbessern und bürokratische Hürden abzubauen, damit aus den positiven Zahlen ein langfristiger Trend wird.“
Denn auch wenn die Gründungszahlen in Rheinland-Pfalz insgesamt gestiegen sind, ist die Zahl der wirtschaftlich relevanten Betriebsgründungen gesunken, die in der Regel mit viel Kapitaleinsatz einhergehen. „Vor allem die Regulierungsdichte und die hohen Kosten hemmen hier den Unternehmergeist – auch das ist ein Zeichen, dass wir dringend an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen arbeiten müssen.“ Hinzu kommt: Die Zahl der Gewerbeabmeldungen in Rheinland-Pfalz stieg im Jahr 2023 leicht. Weil es aber nach wie vor mehr Gründungen als Betriebsaufgaben gibt, verzeichnet das Bundesland zum fünften Mal in Folge insgesamt einen Zuwachs an Unternehmen – allein im vergangenen Jahr lag das Plus bei 4.022 Betrieben.
Auch im Handwerk sind die Neugründungen im vergangenen Jahr wieder gestiegen. Trotz weiterhin schwieriger Lage in der Baubranche gab es im vergangenen Jahr bei den zulassungspflichtigen Handwerken einen leichten Aufwärtstrend von 1.790 auf 1.822 Gründungen: Friseurbetriebe sowie die Bereiche Elektrotechnik, Kfz-Technik sowie Installation und Heizungsbau waren hier führend.
Als doppeltes Hemmnis für die Gründungsdynamik sieht Axel Bettendorf, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz, den Fachkräftemangel: „Auf der einen Seite birgt der Arbeitsmarkt gut vergütete Alternative für jungen Menschen. Auf der anderen Seite wird es für Gründerinnen und Gründer dann in der Wachstumsphase besonders schwer, bei vollen Auftragsbüchern auch die Fachkräfte dafür zu gewinnen“.
Karina Szwede, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Rheinhessen, nennt einen weiteren entscheidenden Standortfaktor für Gründungen: „Finanzielle Unterstützungen und Förderprogramme sind in Zeiten des teuren Fremdkapitals wichtiger denn je, damit Rheinland-Pfalz für Gründerinnen und Gründer auch gegenüber den Nachbarbundesländern attraktiv bleibt.“ Die IHKs und Handwerkskammern fordern, Unterstützungsprogramme wie das Gründungsstipendium Rheinland-Pfalz auszuweiten, um die Startbedingungen für Jungunternehmen zu verbessern.
Ein Blick auf die Branchen zeigt: Startups sind ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor auch für etablierte Unternehmen: So verzeichnen Gründungen im Dienstleistungsbereich für Unternehmen (B2B) seit einigen Jahre das größte Wachstum. Ob neue Wege der Fachkräftegewinnung oder Unterstützung bei der Nutzung und Implementierung neuer Technologien: Startups in Rheinland-Pfalz spielen hier eine wichtige Rolle für die Wirtschaft. Das gilt auch für Gründungen von Nicht-Bundesbürgern - jede sechste Gründung in Rheinland-Pfalz wird von ihnen ins Leben gerufen. Insbesondere die Neugründungen durch Menschen, die keine europäische Staatsbürgerschaft besitzen (unter anderem Türkei, Kosovo oder Ukraine) sind im vergangenen Jahr stark (+12 Prozent) gestiegen und liegen nun deutlich über den Gründungen von EU-Bürgern in Rheinland-Pfalz.
Im Zentrum dieser Entwicklung stehen die Starterzentren Rheinland-Pfalz: Als Zusammenschluss der acht Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern im Land begleiten sie landesweit Gründerinnen und Gründer auf dem Weg in die Selbständigkeit. Besonders in Zeiten von neuen Technologien und schnellen Geschäftsentwicklungen werden den Starterzentren zufolge auch Kooperationen, Austausch und Netzwerke immer wichtiger für einen erfolgreichen Unternehmensstart. Ebenso spielt die individuelle Beratung eine immer größere Rolle. Das spiegelt sich im gestiegenen Interesse an den Angeboten der Starterzentren in Rheinland-Pfalz wider:
So ist die Nachfrage nach den Angeboten der Starterzentren nach einem Rückgang in den vergangenen vier Jahren erstmals wieder gestiegen - sowohl bei den individuellen Beratungen als auch bei den kostenfreien Steuer- oder Rechtsanwaltssprechtagen und den Netzwerkveranstaltungen.
Der komplette Gründungsreport 2024 findet sich unter:
www.starterzentren-rlp.de
www.starterzentren-rlp.de
Starterzentren Rheinland-Pfalz – zum Hintergrund
Acht rheinland-pfälzische Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern haben im Jahr 2002 auf einen Schlag 26 einheitliche Anlaufstellen für Existenzgründerinnen und -gründer aus der Taufe gehoben: Unter der Dachmarke „Starterzentrum“ werden seither die kostenfreien Beratungsangebote der IHKs und HWKs gebündelt, einem Qualitätsstandard unterworfen und flächendeckend in Rheinland-Pfalz angeboten. Die Starterzentren können von Beginn an auf ein landesweites Netzwerk an Kooperationspartnern zurückgreifen, das Gründerinnen und Gründern den Start in die unternehmerische Selbständigkeit erleichtert. Diese Form der Zusammenarbeit ist bundesweit einzigartig: www.starterzentren-rlp.de