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Schliff und Glanz in dritter Generation
Es gibt Orte, mit denen man direkt etwas verbindet, wenn man den Ortsnamen hört, selbst wenn man noch nie dort war. Idar-Oberstein ist so ein Ort. Die erste Assoziation: Edelsteine. Die Stadt blickt auf eine 500-jährige Tradition in der Fertigung und Bearbeitung von Edelsteinen zurück. Seit über 90 Jahren wird diese Geschichte auch von der Edelsteinmanufaktur Herbert Stephan KG mitgeschrieben.
- Autor: Lothar Schmitz -
Herbert Stephan gründete 1932 in Idar-Oberstein eine Edelsteinhandlung und lieferte schon damals bis in die USA. 1957 zog das Unternehmen nach Frauenberg um, wenige Kilometer die Nahe aufwärts. Dort etablierte Gründersohn Klaus Stephan eine Edelsteinschleiferei für echte und synthetische Schmucksteine. Das Unternehmen wuchs rasch.
„Das hat mit einer besonderen Tradition in den USA zu tun“, erzählt Kathrin Stephan, die gemeinsam mit ihrem Mann, dem Gründerenkel Bernd Stephan, die Geschäfte des Unternehmens führt. „Dort erhielten junge Menschen zum Schulabschluss ihren sogenannten Schulring. Der ist oft verziert mit dem Schulwappen oder auch den jeweiligen Symbolen für Sportarten und Künste, die sie als Schüler ausüben.“ Einer der Ringhersteller in den USA, die von der Stephan KG mit geschliffenen Edelsteinen beliefert werden, ist seit 65 Jahren Kunde.
Vor rund 20 Jahren ließ die Ringtradition – und damit das USA-Geschäft des Frauenberger Unternehmens – nach. Bernd Stephan, der 2002 ins Unternehmen eingestiegen war, reagierte früh und baute ein zweites Standbein auf. „Wir sehen uns immer in Verantwortung für unsere Beschäftigten am Standort und deren Familien und wollen ihnen nachhaltige Arbeitsplätze bieten“, erklärt Kathrin Stephan den Strategiewechsel.
Spielten bisher fast ausschließlich sogenannte synthetisch erzeugte Edelsteine eine Hauptrolle, rückten nun echte Steine in den Fokus, vor allem Achat. Und damit auch eine neue Zielgruppe, nämlich das Luxusgütersegment in Europa.
Von Brasilien über Frauenberg in die Welt
Achat kam einst auch in Idar-Oberstein vor, doch schloss die letzte Mine laut Stephan schon vor 250 Jahren. Das Unternehmen bezieht den Rohstein aus Brasilien, meist direkt aus Minen, die Kathrin und Bernd Stephan persönlich besucht haben und kennen. Viele Tonnen des Rohmaterials gelangen in Fässern per Schiff nach Hamburg und von dort mit Lkws nach Frauenberg. Dann beginnt die Feinarbeit bei der Stephan KG. Der Achat wird geschnitten und geschliffen, die nötigen Maschinen hat das Unternehmen zum Teil selbst entwickelt. Zahlreiche Fachkräfte sind in die Verarbeitung involviert. Gefertigt werden Edelsteine in großen Serien, insgesamt verlassen pro Jahr mehrere Millionen Steine die Produktionsstätte. Darunter auch geschnittene, gravierte Edelsteine, sogenannte „Gemmen“. In diesem Segment ist die Stephan KG nach eigenen Angaben Weltmarktführer.
Bei der Herstellung von sogenannten Gemmen – geschnittenen und gravierten Edelsteinen – ist die Stephan KG Weltmarktführer.
© Nikola Krieger
Das Unternehmen zählt insgesamt 250 Beschäftigte, darunter rund ein Dutzend Auszubildende. „Wir haben sämtliche Berufe im Haus, die die Edelsteinindustrie zu bieten hat“, erzählt Kathrin Stephan. Und die besten Azubis. So gehörte Edelsteinschleiferin Aline Stanek deutschlandweit zu den besten Azubis 2022 und gewann 2021 den Nachwuchswettbewerb beim Deutschen Schmuck- und Edelsteinpreis. Ronja Maria Pieroth, die ebenfalls bei der Stephan KG arbeitet, ist Preisträgerin 2022.
Mit Ausbildung sichert sich das Unternehmen die Fachkräfte von morgen. Gleichzeitig kümmert es sich frühzeitig um die Unternehmensnachfolge. Kathrin und Bernd Stephan haben drei Kinder, die vierte Generation wächst also heran. „Wir wollen nichts überstürzen, aber alle Beteiligten sollen vorbereitet sein“, erklärt Kathrin Stephan. Deshalb arbeiten sie und ihr Mann schon jetzt an einer Nachfolgestrategie für 2032. Dann wird die Stephan KG 100 Jahre alt.
Kontakt
Christina Schwardt
Geschäftsführerin Regionalgeschäftsstelle Birkenfeld