IHK-Regionalgeschäftsstelle Montabaur

Engpässe an Industrie- und Gewerbeflächen im Westerwald

Die wirtschaftliche Entwicklung einer Region hängt maßgeblich vom Flächenangebot und der -qualität für Unternehmen ab. Deshalb müssen bestehende Gewerbeflächen gesichert und ausreichend neue Flächen schnell nutzbar gemacht werden.
Aber: Der Engpass an Industrie- und Gewerbeflächen im IHK-Bezirk Koblenz hat sich in den vergangenen Jahren erheblich verschärft. Zugleich sind die Anforderungen an Gewerbegebiete deutlich gestiegen – auch im Westerwaldkreis. Die Regionalgeschäftsstelle Montabaur der IHK Koblenz nahm dies zum Anlass, in der Zeit vom 18. September bis zum 2. Oktober mit einer Gewerbeflächen-Umfrage von den Unternehmen im Westerwaldkreis zu erfahren, wie sich die Situation für diese darstellt, wann welche Flächen benötigt werden, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Die Ergebnisse dieser repräsentativen Umfrage, an der 140 Unternehmen aus dem Kreis teilnahmen, liegen nun vor.
Danach benötigt mit 35 Prozent mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen am Betriebsort weitere gewerbliche Flächen. Bei 42 Prozent dieser Unternehmen ist der Bedarf akut bis kurzfristig (innerhalb eines Jahres). Über 60 Prozent der Betriebe mit zusätzlichem Flächenbedarf geben an, bis zu 5.000 qm zu benötigen, bei 23 Prozent liegt der Bedarf darüber bis zu 10.000 qm. Benötig werden die Flächen vor allem für Lager (70 Prozent), Büros und Verwaltung (50 Prozent), Stellplätze für Fahrzeuge (42 Prozent) und Produktion (33 Prozent).
Gesucht werden die erforderlichen Flächen überwiegend im Nahbereich (82 Prozent) bis maximal 10 km Entfernung vom aktuellen Unternehmenssitz. Problem: 63 Prozent der Unternehmen im Westerwaldkreis mit zusätzlichem Flächenbedarf geben an, dass dort keine geeigneten Flächen vorhanden sind. Bei 23 Prozent der Befragten ist zwar eine Fläche in Aussicht, jedoch die Umsetzung bisher ungewiss. Folge: Auf die Frage, welche Handlungsempfehlungen bei fehlenden Erweiterungsmöglichkeiten am aktuellen Standort in Betracht gezogen werden, gibt knapp über die Hälfte der Unternehmen an, diese Pläne alternativlos fallen zu lassen und den Betrieb im aktuellen Zustand weiterzuführen.
Geimer, Jens
Jens Geimer, Vizepräsident der IHK Koblenz: „Das ist ein immenses Potential an Wirtschaftsentwicklung, das unserer Region verloren geht. Wenn man dann noch sieht, dass 37 Prozent der Betriebe planen, die Erweiterung an einem anderen, weiteren Standort umzusetzen und immerhin 21 Prozent der Unternehmen ernsthaft über eine komplette Betriebsverlagerung an einen anderen Standort nachdenkt, wird erkennbar, welche Bedeutung dieses Thema per se hat!“
9 Prozent der Betriebe, für die die nötigen Flächenerweiterungen fehlen, ziehen laut der IHK-Umfrage sogar die Betriebsaufgabe in Betracht!

Mit Blick auf die wichtigsten Aspekte für eine in Frage kommende Gewerbefläche geben die Unternehmen an, dass im Zuge deren Erschließung neben der guten Verkehrsanbindung vor allem eine leistungsfähige Breitbandinfrastruktur unabdingbar sei. Um die Baureife einer Fläche zügig – also innerhalb weniger Monate – zu ermöglichen, müssten die Genehmigungsprozesse vereinfacht und dadurch beschleunigt werden. Dies könne über weniger Bürokratie und mehr Digitalisierung der Verwaltungsvorgänge erreicht werden.
In diesem Zusammenhang weist IHK-Vize Geimer auch darauf hin, dass es keinen Sinn mache, komplizierte Verwaltungsvorgänge ohne vorherige „Entrümpelung“ Eins-zu-eins zu digitalisieren. „Das würde zu einer Zementierung der Ineffizienz führen“, so IHK-Vizepräsident Jens Geimer abschließend.
Die Auswertung der Umfrage können Sie hier (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 330 KB) downloaden.