Pressemitteilung vom 15. Oktober 2024 (Montabaur)

Unternehmen im Rhein-Lahn-Kreis fehlen Gewerbeflächen

Die wirtschaftliche Entwicklung einer Region hängt maßgeblich vom Flächenangebot und der -qualität für Unternehmen ab. Deshalb müssen bestehende Gewerbeflächen gesichert und ausreichend neue Flächen schnell nutzbar gemacht werden.
Aber: Der Engpass an Industrie- und Gewerbeflächen im IHK-Bezirk Koblenz hat sich in den vergangenen Jahren erheblich verschärft. Zugleich sind die Anforderungen an Gewerbegebiete deutlich gestiegen – auch im Rhein-Lahn-Kreis. Die Regionalgeschäftsstelle des Rhein-Lahn-Kreises der IHK Koblenz nahm dies kürzlich zum Anlass, bei Unternehmen vor Ort abzufragen, wie sich die Situation für diese darstellt. Die Ergebnisse dieser Umfrage, an der knapp 60 Unternehmen teilnahmen, liegen nun vor.
Danach benötigen mit 39 Prozent deutlich mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen an ihrem Betriebsort weitere gewerbliche Flächen. Bei 42 Prozent dieser Unternehmen ist der Bedarf akut bis kurzfristig (innerhalb eines Jahres). 71 Prozent der Betriebe mit zusätzlichem Flächenbedarf geben an, bis zu 5.000 qm zu benötigen, bei 23 Prozent liegt der Bedarf mit bis zu 10.000 qm darüber. Benötig werden die Flächen vor allem für Lager (68 Prozent), Büros und Verwaltung (48 Prozent), Produktion (42 Prozent) und Stellplätze für Fahrzeuge (ebenfalls 42 Prozent).
Gesucht werden die erforderlichen Flächen überwiegend im Nahbereich (81 Prozent) bis maximal 10 km Entfernung vom aktuellen Unternehmenssitz. Problem: Mit 53 Prozent gibt über die Hälfte der Unternehmen im Rhein-Lahn-Kreis mit zusätzlichem Flächenbedarf an, dass dort keine geeigneten Flächen vorhanden sind. Bei 19 Prozent der Befragten ist zwar eine Fläche in Aussicht, jedoch die Umsetzung bisher ungewiss.
Folge: Auf die Frage, welche Handlungsempfehlungen bei fehlenden Erweiterungsmöglichkeiten am aktuellen Standort in Betracht gezogen werden, geben fast 60 Prozent der Unternehmen an, diese Pläne alternativlos fallen zu lassen und den Betrieb im aktuellen Zustand weiterzuführen.
Laura Heuchemer, Vorsitzende des 17-köpfigen Regionalbeirats der IHK-Regionalgeschäftsstelle des Rhein-Lahn-Kreises und des Westerwaldkreises, dazu: „Das ist ein immenses Potenzial an Wirtschaftsentwicklung, das unserer Region verloren geht. Wenn man dann noch sieht, dass 24 Prozent der Betriebe planen, die Erweiterung an einem anderen, weiteren Standort umzusetzen und immerhin 10 Prozent der Unternehmen ernsthaft über eine komplette Betriebsverlagerung an einen anderen Standort nachdenkt, wird erkennbar, welche Bedeutung dieses Thema per se hat!“
Denn ebenfalls 10 Prozent der Betriebe im Rhein-Lahn-Kreis, für die die nötigen Flächenerweiterungen fehlen, ziehen laut der IHK-Umfrage sogar eine Betriebsaufgabe in Betracht.
Mit Blick auf die wichtigsten Aspekte für eine in Frage kommende Gewerbefläche geben die Unternehmen an, dass im Zuge deren Erschließung neben der guten Verkehrsanbindung vor allem eine leistungsfähige Breitbandinfrastruktur unabdingbar sei. Um die Baureife einer Fläche zügig – also innerhalb weniger Monate – zu ermöglichen, müssten die Genehmigungsprozesse vereinfacht und dadurch beschleunigt werden. Dies könne, so Heuchemer, über weniger Bürokratie und mehr Digitalisierung der Verwaltungsvorgänge erreicht werden.
In diesem Zusammenhang weist die IHK-Beiratsvorsitzende aber auch darauf hin, dass es keinen Sinn mache, komplizierte Verwaltungsvorgänge ohne vorherige „Entrümpelung“ Eins-zu-eins zu digitalisieren. „Das würde zu einer Zementierung der Ineffizienz führen“, so Laura Heuchemer abschließend.