Pressemitteilung vom 11. März 2024 (Montabaur)
Standort Rhein-Lahn-Kreis fit für die Zukunft?
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz hat heute ein von der Regionalgeschäftsstelle Montabaur und deren Beirat aus Unternehmerinnen und Unternehmern erarbeitetes Standortpapier für den Rhein-Lahn-Kreis vorgestellt. Das neue Positionspapier „Fit für die Zukunft? Der Standort Rhein-Lahn-Kreis im Fokus der regionalen Wirtschaft“ baut auf einem im Jahr 2013 für den Landkreis erstmals erstellten Standortpapier.
„Angesichts der dynamischen Entwicklung der regionalen Wirtschaft und den damit verbundenen Herausforderungen war es notwendig, das Standortpapier aus dem Jahr 2013 zu überarbeiten und an die aktuellen Entwicklungen, Bedürfnisse und Potenziale anzupassen“, so Richard Hover, Geschäftsführer der IHK-Regionalgeschäftsstelle Montabaur, bei der Vorstellung des Papiers im Rahmen eines Pressegesprächs.
Es biete eine komprimierte Bestandsaufnahme des Rhein-Lahn-Kreises als Wirtschaftsstandort und identifiziere die Stärken und Schwächen sowie die Chancen und Risiken der Region, so Hover weiter.
„Das Positionspapier kann mit seinen Handlungsempfehlungen als Grundlage für zukunftsgerichtete Strategien dienen, um die Wettbewerbsfähigkeit und das qualitative wirtschaftliche Wachstum des Standorts Rhein-Lahn-Kreis nachhaltig weiterzuentwickeln“, betonte Laura Heuchemer, Vorsitzende des Beirates der IHK-Geschäftsstelle und Geschäftsführerin der Heuchemer Verpackung GmbH & Co.KG in Miehlen, bei der Erläuterung der zentralen Inhalte des Standortpapiers.
Dabei erhebe es keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Standortpapier der IHK Koblenz für den Rhein-Lahn-Kreis betone vielmehr die Bedeutung einer perspektivischen Entwicklung für die Region, bei der alle relevanten Akteure im Austausch bleiben.
Um den Standort weiterhin erfolgreich im Wettbewerb zu positionieren und weiterzuentwickeln, werden zehn Handlungsempfehlungen hervorgehoben, darunter die Planung und der Aufbau einer zukunftsfesten Energieversorgung, der Abbau bürokratischer Hürden in Genehmigungsverfahren und der Ausweis neuer Gewerbeflächen.
Laura Heuchemer unterstrich – neben den Forderungen an Politik und Verwaltung – die Bedeutung der Unternehmen und deren Aktionsradius: „Um den Rhein-Lahn-Kreis nachhaltig zu entwickeln, ist gegenseitiges Verständnis und eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen den kommunalen (Genehmigungs-)Behörden, Unternehmen, Bildungseinrichtungen und der Gemeinschaft unerlässlich. Alle Beteiligten – Unternehmen, regionale Politik und Verwaltung – sind gefordert, noch stärker in den Dialog einzutreten, um Netzwerke zu bilden, die letztlich allen zugutekommen.“
Es gelte zu betonen, dass natürlich die Politik und die Verwaltungseinrichtungen vor Ort besonders gefordert seien, aber auch die Akteure in der Wirtschaft selbst, also in den Unternehmen, müssten sich entsprechend stärker einbringen. Die Umsetzung der zehn Handlungsempfehlungen könne dazu beitragen, die Wirtschaft zu unterstützen, die Lebensqualität im Kreis zu verbessern und den Rhein-Lahn-Kreis weiterhin als attraktiven und zukunftsfähigen Standort im Wettbewerb zu positionieren.
Das vollständige Positionspapier „Fit für die Zukunft – Der Standort Rhein-Lahn-Kreis im Fokus der regionalen Wirtschaft“ (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 654 KB) kann auf der rechten Seite unter “Weitere Informationen” eingesehen und heruntergeladen werden.
10 Punkte für die künftige Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Rhein-Lahn-Kreis
Das Standortpapier der IHK Koblenz für den Rhein-Lahn-Kreis betont die Bedeutung einer perspektivischen Entwicklung für die Region. Um den Standort weiterhin erfolgreich im Wettbewerb zu positionieren und weiterzuentwickeln, werden folgende zehn Handlungsempfehlungen hervorgehoben – wobei deren Reihenfolge keine Priorisierung bedeutet:
1. Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur
Der Ausbau, Erhalt und die Pflege der Bundes-, Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen sowie ein gutes ÖPNV-Angebot sind von großer Bedeutung, um eine effiziente, weil gut funktionierende Verkehrsinfrastruktur sicherzustellen. Dies fördert die Mobilität von Menschen und Gütern und unterstützt das Wirtschaftswachstum im Rhein-Lahn-Kreis. Nach dem positiven raumordnerischen Entscheid zur Mittelrheinbrücke sind die vor Ort auf Kreisebene und in den betroffenen Kommunen politisch Verantwortlichen gefordert, weiter am Ball zu bleiben, um das entstandene Momentum zum Vorantreiben des Projekts zu nutzen.
2. Investitionen in das Breitbandnetz und die 5G-Infrastruktur
Weiterhin sind vorausschauende Investitionen in das Breitbandnetz, insbesondere mit Blick auf die Anbindung von Gewerbegebieten, erforderlich, um die digitale Infrastruktur zu verbessern und Unternehmen wettbewerbsfähig zu machen. Eine zuverlässige und leistungsfähige Leitungsinfrastruktur ist heute entscheidend für unternehmerischen Erfolg und Innovation. Das gilt natürlich auch in Sachen Mobilfunknetz im 5G-Standard! Das ist zwischenzeitlich einer der bedeutsamsten Standortfaktoren überhaupt!
3. Planung und Aufbau einer zukunftsfesten Energieversorgung
Die Entwicklung einer zukunftsfesten Energieversorgungsinfrastruktur ist von großer Bedeutung. Dies trägt nicht nur zur Nachhaltigkeit bei und ermöglicht es Unternehmen und Bürger*innen, auf saubere und effiziente Energiequellen umzusteigen. Die bezahlbare Versorgungssicherheit ist ebenso wichtig. Untersuchungen und Planungen für ein Konzept der künftigen Energieversorgungsinfrastruktur in der Region, also die Erstellung und Umsetzung eines Energieversorgungskonzeptes, gilt es, sehr zeitnah anzugehen.
4. Stärkung der Bildungslandschaft und MINT-Fähigkeiten
Weitere Investitionen in die Bildungslandschaft des Rhein-Lahn-Kreises sind notwendig, um qualifizierte Fachkräfte auszubilden und die MINT-Kompetenzen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) der (jungen) Menschen zu fördern und auszubauen. Dies ermöglicht es Unternehmen, auf gut ausgebildete Arbeitskräfte zurückzugreifen und fördert die regionale Innovationskraft. Das führt direkt zum nächsten Punkt:
5. Der Ausbau guter Beziehungen zu Hochschulen
Die Pflege enger Kontakte zu Hochschulen in der weiteren Region ermöglicht den Wissensaustausch, die Zusammenarbeit bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten sowie den Zugang zu qualifizierten Absolventen. Dies stärkt die Innovationskraft und schafft neue Chancen für Unternehmen im Rhein-Lahn-Kreis.
6. Stärkung des Handels im ländlichen Raum
Die flächendeckende Erarbeitung von Einzelhandelskonzepten auf VG-Ebene unter ernsthafter regionaler Abstimmung mit den Nachbar-Gebietskörperschaften und die Zusammenarbeit des Handels/der Gewerbevereine über die Grenzen der jeweiligen Gebietskörperschaft hinaus (z. B. abgestimmte Terminierung der verkaufsoffenen Sonntage) muss stärker betrieben werden. Dafür braucht es auch mehr nachhaltiges ehrenamtliches Engagement des örtlichen Handels/Gewerbes in den Gewerbevereinen. Zudem sollte der örtliche Handel einen stärkeren Fokus auf die Chancen der eigenen Nutzung von Online-Plattformen bzw. Technologie legen, statt vorwiegend deren Risiken zu betonen.
7. Professionellere Vermarktung des Rhein-Lahn-Kreises vor allem im Tourismus sowie ein attraktiveres Erscheinungsbild von Orts- und Stadtkernen – insbesondere mit Blick auf die Welterbestandorte und die BUGA 2029
Eine professionelle Vermarktung des Rhein-Lahn-Kreises als attraktive Tourismusdestination ist erforderlich, um Besucher anzuziehen und die Potenziale des hiesigen Tourismussektors zu nutzen. Dies erfordert gezielte Marketingmaßnahmen und die Förderung nachhaltiger Tourismusangebote. Eine konzentriertere Vermarktung auf Kreisebene wäre mit Blick auf mehr Effizienz anzuraten (Beispiel: Projekt VIELFALT Rhein-Lahn-Limes). Und: An einem attraktiveren Erscheinungsbild vieler Orts- und Stadtkerne sollte gearbeitet werden. Da ist noch „Luft nach oben“ – auch mit Blick auf potenziell ansiedlungswillige Fachkräfte bzw. den Zuzug in Zeiten des demographischen Wandels.
8. Abbau von bürokratischen Hürden
Eine Reduzierung der Bürokratie bei Genehmigungsverfahren und ein effizienterer Umgang mit Genehmigungsprozessen unterstützen eine schnelle und reibungslose Unternehmensgründung und -entwicklung. Dies schafft ein positives Geschäftsumfeld im Rhein-Lahn-Kreis. Diesbezüglich ist nach wie vor eine entsprechende Änderung im Mindset erforderlich.
9. Ausweisung von Gewerbeflächen
Die Ausweisung zusätzlicher (interkommunaler) Gewerbeflächen ist erforderlich, um den Bestand zu entwickeln, neue Unternehmen anzusiedeln und das Wirtschaftswachstum zu fördern. Eine ausreichende Verfügbarkeit von Gewerbeflächen ist entscheidend für die Attraktivität des Rhein-Lahn-Kreises als Standortfür Unternehmen. Das aktuelle Flächenangebot reicht nicht mehr aus.
10. Intensivierung des Netzwerkgedankens
Die Intensivierung der Zusammenarbeit und des generellen Austauschs zwischen Behörden, Kommunen, Schulen (hier vor allem Gymnasien!) und Unternehmen sowie dieser untereinander im Kreis (Beispiel: BGM-Netzwerk Rhein-Lahn) würde den Netzwerkgedanken stärken und den Erfahrungsaustausch sowie die kooperative Lösung von Herausforderungen fördern. Es würde eine stärkere lokale Gemeinschaft, gegenseitiges Verständnis und eine besser vernetzte regionale Wirtschaft bedeuten.
© IHK Koblenz
Im 2013 vorgelegten, ersten Standortpapier hieß es: „Ebenso, wie Wirtschaft nicht alles ist, können Naturschönheiten und Beschaulichkeit nicht die alleinige Perspektive für diesen Kreis mit seinen Potenzialen darstellen. Vor allem: Das eine schließt das andere nicht aus.“ Diese Tatsache scheint im Verlauf des letzten Jahrzehnts im Kreis und bei dessen Akteuren etwas stärker ins Bewusstsein gerückt zu sein. Das ist eine Grundvoraussetzung, um wirtschaftliche Zusammenhänge und ihre Bedeutung für eine Region wie die unsrige zu verstehen. Um den Rhein-Lahn-Kreis weiter nachhaltig als erfolgreichen Standort zu entwickeln, ist gegenseitiges Verständnis und hieraus folgend eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen den kommunalen (Genehmigungs-)Behörden, Institutionen, Unternehmen, Bildungseinrichtungen und der Gesellschaft unerlässlich.
Es gilt zu betonen, dass natürlich die Politik und die Verwaltungseinrichtungen vor Ort besonders gefordert sind – aber nicht nur: Auch die Akteure in der Wirtschaft selbst, also in den Unternehmen, müssen sich entsprechend stärker einbringen. Die Umsetzung der vorgenannten Empfehlungen kann dazu beitragen, die Wirtschaft zu unterstützen, die Lebensqualität aller zu verbessern und den Rhein-Lahn-Kreis als attraktiven und zukunftsfähigen Standort im Wettbewerb zu positionieren.