29. April 2024 | VOLLVERSAMMLUNG DER IHK KASSEL-MARBURG
Resolution der Hessischen Industrie- und Handelskammern zur Europawahl
Die anstehende Europawahl 2024 wird für die Zukunft der Europäischen Union – und damit für jede Unternehmerin und jeden Unternehmer – richtungsweisend sein. Der Wandel schlägt sich vor Ort nieder: Unsicherheiten bei der Energieversorgung, Folgen des Klimawandels und die Digitalisierung haben direkte Auswirkungen auf die Unternehmen in Hessen. Antworten hierauf müssen in einem vereinten Europa entwickelt werden.
Daher ist es unabdingbar, die anstehende Europawahl zu nutzen, um die Europäische Union als Grundlage unseres wirtschaftlichen Wohlstands und unserer internationalen Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. In diesem Sinne appellieren wir an alle Unternehmerinnen und Unternehmer, ihr Wahlrecht wahrzunehmen.
Die Industrie- und Handelskammern in Hessen bekräftigen die europapolitischen Positionen der IHK-Organisation aus dem Jahr 2023 und rufen das neu gewählte Europäische Parlament und die neu besetzte Europäische Kommission zu einem starken Engagement für ein zukunftsfähiges Europa auf:
1. Binnenmarkt und Digitalisierung
Der Europäischen Binnenmarkt ist eine wesentliche Säule des Erfolgs der hessischen Unternehmen. 55 % der hessischen Exporte (Wert 2022: 44,5 Milliarden Euro) gehen in den EU-Binnenmarkt. Die Freizügigkeit von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Personen muss daher weiterhin gewährleistet und durch den Abbau von Handelshemmnissen gestärkt werden. Eine beschleunigte Digitalisierung der europäischen Wirtschaft sehen wir als essenziell an, um unsere Wettbewerbsfähigkeit auch im globalen Maßstab zu sichern und die Rahmenbedingungen des digitalen Wandels aktiv mit gestalten zu können.
2. Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Wir unterstützen die ambitionierten Ziele der Europäischen Union im Bereich des Klimaschutzes und des nachhaltigen Wirtschaftens. Wir halten es für entscheidend, dass der ökologische Wandel nicht nur sozial, sondern auch ökonomisch machbar gestaltet wird. Dabei muss die Politik einen innovationsfreundlichen und technologieoffenen Rahmen schaffen, so dass Wachstumspotentiale, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden.
3. Bildung und Fachkräftesicherung
Die Sicherung eines (hoch)qualifizierten Fachkräfteangebots ist für die Wettbewerbsfähigkeit der hessischen Wirtschaft von größter Bedeutung. Durch Programme wie Erasmus+ werden Mobilität und Austausch gefördert, wodurch die Qualifikation und Verfügbarkeit von Fachkräften in Europa gesichert wird. Die Stärkung dieser Maßnahmen halten wir für essenziell, um den Bedarf unserer Wirtschaft an (hoch)qualifizierten Arbeitskräften zu decken.
4. Außenhandel und internationale Beziehungen
Wir bekennen uns zu einem offenen und regelbasierten Welthandelssystem. Die EU muss hierfür ihre Rolle als globaler Akteur stärken und nachdrücklich für faire Handelsbedingungen eintreten. Dies schließt den Abschluss weiterer Handelsabkommen mit strategischen Partnern
ein, um unserer Wirtschaft Zugang zu neuen Märkten zu verschaffen und die internationale Wettbewerbsposition europäischer Unternehmen zu stärken.
ein, um unserer Wirtschaft Zugang zu neuen Märkten zu verschaffen und die internationale Wettbewerbsposition europäischer Unternehmen zu stärken.
5. Europäische Werte und Rechtsstaatlichkeit
Die Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit und die Förderung der europäischen Werte sind grundlegend für das Vertrauen in die europäische Integration und die Funktionsfähigkeit des Binnenmarktes. Wir stehen für ein Europa, das auf Demokratie, Transparenz und Gleichheit basiert.
6. Reformbedarf
Auch in ihren Rollen als Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer ist das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die europäische Idee wesentlich, um die Errungenschaften der EU auch langfristig zu sichern. Wir sehen dringenden Reformbedarf, um die Europäische Union zukunftsfähig zu machen. Es ist entscheidend, die realwirtschaftlichen Auswirkungen von Weichenstellungen auf EU-Ebene besser als bislang zu antizipieren, die durch EU-Regulierung bereits bestehenden Bürokratie- und Kostenbelastungen der Wirtschaft systematisch abzubauen und eine Konzentration der Europäischen Union auf strategisch relevante Politik- und Aufgabenbereiche zu forcieren.
Mit Blick auf die positiven Beiträge Europas zu Frieden, Freiheit und Wohlstand, Europas zunehmende Relevanz im globalen Systemwettbewerb sowie die anerkannten Reformbedarfe ermutigen wir alle Wirtschaftsakteure in Hessen, die anstehende Europawahl als Chance zu nutzen, unsere gemeinsame Unterstützung der europäischen Idee und ihrer Institutionen zu bekräftigen.
Stand: April 2024