Das sagt die Wirtschaft

Bürgerentscheid zu MoVe35 am 9. Juni

Am 9. Juni 2024 sind die Marburger Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, über das im Rahmen des Mobilitäts- und Verkehrskonzepts MoVe35 beschlossene Ziel einer Halbierung des PKW-Verkehrs zugunsten anderer Verkehrsmittelnutzungen zu entscheiden.
Um eine Reduzierung des PKW-Verkehrs um 50 Prozent zu erreichen, sieht MoVe35 weitreichende Einschränkungen des PKW-Verkehrs vor, ohne dabei eine Unterscheidung zwischen E-Autos und Verbrenner vorzunehmen.
Beispiele für solche Maßnahmen gegen das Auto sind
- massiver Parkplatzabbau (10 Prozent in den ersten drei Jahren, dann 10 Prozent pro Jahr)
- Einbahnstraßenregelungen wichtiger Hauptverkehrsstraßen wie Firmaneiplatz/ Deutschhausstraße oder Biegenstraße
- perspektivische Sperrung von Biegenstraße und Rudolphsplatz
- Sperrung „Am Grün“ und Verkehrsberuhigung im Südviertel
Die Wirtschaft in Marburg schaut überwiegend mit großer Sorge auf diese Teile von MoVe35. Große Teile der Unternehmen, ob Händler, Dienstleister, Handwerker oder Industrieunternehmen sind in höchstem Maße verunsichert und befürchten durch die angekündigten Maßnahmen erhebliche negative wirtschaftliche Folgen, die zum Teil existenzbedrohende Ausmaße annehmen können.
Aus Sicht der Wirtschaft können die zur Halbierung der PKW-Verkehre vorgesehenen Maßnahmen dazu führen,
- dass Einzelhandel und Dienstleister in der Innenstadt erhebliche Umsatzeinbrüche verzeichnen werden, da beide zu einem großen Teil auf Kunden aus dem Umland angewiesen sind.
- dass die Marburger Innenstadt aufgrund der schlechteren Erreichbarkeit an Attraktivität verliert.
- dass in der Konsequenz der Online-Handel und umliegende Städte davon profitieren werden.
- dass durch aufwendigere Wegezeiten erhöhte Kosten für Endkunden im Bereich Dienstleistungen und Handwerk entstehen.
- dass einpendelnde Mitarbeiter (ca. 29.000 täglich) aufgrund längerer Anfahrtswege zu ihren Arbeitgebern höhere CO2-Emissionen verursachen.
- dass die Arbeitgeberattraktivität aufgrund längerer Anfahrtswege sinkt und in Folge die Gewinnung von qualifizierten Arbeitskräften in erheblichem Maße erschwert wird.
- dass eine erschwerte Erreichbarkeit der Unternehmen und Arbeitgeber in der Region zu einer deutlichen Erhöhung von Kosten, einer Verlängerung von Prozesszeiten und in letzter Konsequenz zu einer nachhaltigen Schwächung der regionalen Industrie führt.
- dass die Strukturen der Wirtschaft nachhaltig geschädigt werden.
Die regionale Wirtschaft unterstützt grundsätzlich das Ziel, den Verkehr in der Universitätsstadt ökologischer abzuwickeln, um die Zahl unnötiger Autofahrten zu verringern und die Innenstadt lebenswerter und klimafreundlicher zu gestalten.
Gleichwohl bedeutet es, die entsprechenden Stellschrauben und Voraussetzungen in eine zeitlich richtige Reihenfolge zu bringen, um diese wirtschaftlich verträglich zu gestalten. Dazu gehören vor Parkplatzabbau und Sperrungen u.a. ein leistungsfähiges ÖPNV-Angebot, Parkplatzkonzepte und Parkleitsysteme (wie z. B. Quartiersparkhäuser, Lade- und Lieferzonen) und eine ausreichende Radwegeinfrastruktur.
Für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort ist eine einfache und attraktive Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Auto in Verbindung mit sinnvollen Alternativen eine wesentliche Voraussetzung.
Diese Voraussetzungen sind für einen Großteil der Marburger Wirtschaft wie Handel, Dienstleister, Gastronomie, Handwerk und Industrie nicht ausreichend im Dialog erfüllt.
Mit Sorge beobachtet die Wirtschaft, dass die am 9. Juni 2024 zur Wahl stehende Halbierung des PKW-Verkehrs in der öffentlichen Wahrnehmung einer Entscheidung über den Klimaschutz gleichkommt.
Die Wahl am 9. Juni ist keine Entscheidung gegen Klimaschutz! Denn das Gesamtkonzept mit den vielfältigen Vorschlägen zur Stärkung u.a. von ÖPNV, Fahrrad- und Fußwegen ist bereits vom Stadtparlament beschlossen und steht nicht zur Abstimmung.

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