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IHK-Gründerreport
Es gibt sie noch: Gute Nachrichten. Die Zahl der Gewerbeanmeldungen und Unternehmen in Nordhessen und dem Kreis Marburg ist erneut gewachsen. 2021 wurden 2.173 Unternehmen mehr an- als abgemeldet (Anmeldungen: 10.107; Abmeldungen: 7.934), wie die regionale Auswertung des hessischen Gründerreports der Industrie- und Handelskammern (IHKn) sowie der Handwerkskammern anlässlich der bundesweiten Gründerwoche vom 14. bis 20. November zeigt.
Damit übertreffen die Gewerbeanmeldungen sogar das Vorkrisenjahr 2019 (Anmeldungen: 9.540; Abmeldungen 9.214). Im Corona-Jahr 2020 hatte es einen leichten Rückgang bei den Gewerbeanmeldungen gegeben, auch wenn der Saldo zwischen An- und Abmeldungen noch positiv war und ein Zuwachs an Gewerbebetrieben verzeichnet werden konnte (Anmeldungen: 8.953, Abmeldungen: 7.679).
„Unternehmergeist, Tatkraft und Innovationen sind die Grundlagen nachhaltiger Gründungen. Das gilt auch in herausfordernden Zeiten“, sagt Dr. Arnd Klein-Zirbes, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg. „Die Politik kann dabei ihren Beitrag leisten, beispielsweise durch weniger Bürokratie und einen besseren Zugang zur Gründungsfinanzierung.“
Für ein gutes Gründungsklima sei außerdem entscheidend, wie Gesellschaft und Politik auf kleine und mittlere Unternehmen schauen. „Der Wunsch, etwas zu gestalten und sich im besten Sinne selbst zu verwirklichen, ist ein viel stärkerer Antrieb für das Unternehmertum als Profitstreben. Leider wird das in der öffentlichen Meinung nicht immer transportiert“, sagt Pauline Koch, Geschäftsführerin der Albert Koch Maschinen- und Vorrichtungsbau GmbH in Baunatal. „Ein positives gesellschaftliches Unternehmerbild wäre aber wichtig, um ein gutes Klima für Gründungen zu schaffen. Daran mitzuwirken ist aus meiner Sicht eine wichtige Aufgabe der IHK-Organisation.“
Das Gros der Gewerbeanmeldungen im Land sowie in der Region entfällt weiterhin auf Handel und Dienstleistungen. Bis auf das Gastgewerbe, das leichte Rückgänge zu verzeichnen hatte, legten hessenweit alle anderen Branchen gegenüber dem Jahr 2020 zu. In Nordhessen und dem Kreis Marburg ist die Nachfrage nach Existenzgründungsinformationen und Beratungsgesprächen im Vergleich zum Vorjahr gleichbleibend. So gaben die Gründungsberaterinnen und -berater der IHK Kassel-Marburg im vergangenen Jahr 1.254 telefonische oder persönliche Auskünfte (2020: 1.202, 2019: 1.400) und führten 591 Beratungsgespräche mit Existenzgründerinnen und -gründern (2020: 531, 2019: 523).
Auf die Regionen heruntergebrochen bedeutet dies, dass in Stadt und Landkreis Kassel im vergangenen Jahr die meisten Auskünfte und Beratungsgespräche mit Jungunternehmern in spe stattgefunden haben (2021: 819; 2020: 752). Es folgen der Landkreis Waldeck-Frankenberg mit 342 Auskünften und Beratungsgesprächen (2020: 309), der Altkreis Marburg mit 231 (2020:260), der Werra-Meißner-Kreis mit 173 (2020: 123), der Schwalm-Eder-Kreis mit 172 (2020:176) sowie der Landkreis Hersfeld-Rotenburg mit 108 (2020:113) Auskünften und Beratungsgesprächen.
Auf dem Weg ins Unternehmertum greifen die Gründungsberater in den IHK-Servicezentren der Landkreise sowie der Geschäftsstelle Marburg und im „Haus der Wirtschaft“ in Kassel Gründungsinteressierten unter die Arme: Sie sind eine wichtige Anlaufstelle für einen Start in die Selbstständigkeit. In Einzelgesprächen informieren und beraten sie, was beim Erstellen eines Business-Plans zu berücksichtigen oder welche Rechtsform passend ist und wie sich Fördermittel nutzen lassen. Parallel bieten sie ein breites Angebot an Sprechtagen und Informationsveranstaltungen an, beispielsweise zu den Themenfeldern Unternehmensaufbau und -führung sowie Steuerberater- und Finanzierungssprechtage – alle sind kostenfrei, eine Übersicht gibt es unter www.ihk.de/kassel-marburg/veranstaltungen. Gründer können auch die digitale Gründungswerkstatt Hessen unter www.gruendungswerkstatt-hessen.de nutzen, um ihr Geschäftskonzept Schritt für Schritt zu entwickeln.
Dabei nimmt die Unternehmensnachfolge bei den Existenzgründungen eine zunehmend wichtigere Rolle ein, was die steigenden Beratungszahlen der IHK Kassel-Marburg zeigen. 2021 gab es 227 Erstkontakte zu Unternehmern und Nachfolgern, 167 Unternehmer und Nachfolger nahmen eine ausführliche Orientierungsberatung in Anspruch. Für das Jahr 2022 ist die Tendenz weiterhin steigend. Im Zuge der Initiative „Nexxt Now“ hilft die IHK Kassel-Marburg gemeinsam mit Partnern in einem bundesweiten Pilotprojekt bei der Suche nach dem richtigen Unternehmen für eine Übernahme oder einem passenden Nachfolger. Das Ziel lautet, mehr Nachfolgerinnen und Nachfolger für die Region zu gewinnen.