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Azubis begeistern mit innovativen Ideen
Explodierende Energiepreise sorgen bei vielen Unternehmen für massive Probleme. Gas- und Strompreise sind in Folge des Russland-Ukraine-Konflikts immer weiter gestiegen. Auf der anderen Seite sind die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit für Unternehmen aktueller denn je.
Die Qualifizierungsreihe Energie Scouts der IHK Kassel-Marburg leistet bereits seit vielen Jahren einen Beitrag, dass sich Auszubildende als Fachkräfte von morgen bereits frühzeitig mit dem Thema Energieeffizienz beschäftigen. Denn für Unternehmen bedeutet mehr Energieeffizienz langfristig geringere Kosten sowie einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.
Stolz auf das Erreichte: Die Energie-Scouts des Jahres 2022 nach der Abschlussveranstaltung im IHK-Prüfungszentrum in Waldau, bei der sie ihre Ergebnisse präsentiert hatten.
© Dieter Schachtschneider
Auszubildende haben durch die Qualifizierungsreihe die Möglichkeit, sich aktiv und eigenverantwortlich am betrieblichen Klimaschutz zu beteiligen. Dadurch steigert sich die Identifikation mit dem Betrieb, die Motivation des Auszubildenden sich einzubringen und die Energieeffizienz des Unternehmens. Ein Dreiklang, den wir weiterhin fördern werden.
Sechs Unternehmen profitieren
Im Jahr 2022 können sich insgesamt sechs Unternehmen aus der Region auf frisch ausgebildete und hochmotivierte Energie Scouts freuen: 14 Auszubildende ließen sich von der IHK Kassel-Marburg in zwei Monaten qualifizieren. Am 16. November stellten die Auszubildenden-Teams ihre Projektergebnisse der Jury vor.
Ziel dieser Maßnahme ist, einerseits Auszubildende für ein effektives Energiemanagement zu sensibilisieren und andererseits dahingehend zu qualifizieren, dass sie in ihren Unternehmen Energieeinsparpotenziale identifizieren. Schwerpunkt ist die Planung und Durchführung eines praktischen Energieeffizienzprojekts. Eine Jury bewertet die Projektideen und gibt insbesondere Tipps und Hinweise zur weiteren Umsetzung. In diesem Jahr reichten die Projekte von Einsparpotenzialen bei Leucht- und Betriebsmitteln über Anreizsysteme für ein ökologischeres Mobilitätsverhalten bis hin zu Konzepten zur Mitarbeitersensibilisierung.
- Das Team des Unternehmens TapMed Medizintechnik ist das Mitarbeiterverhalten und die Etablierung von Verhaltensroutinen angegangen. Hierfür haben die Auszubildenden einen Energie-Dienst ins Leben gerufen, welcher auf ein bestimmtes energiesparendes Verhalten, zum Beispiel das Ausschalten des Lichts oder das Herunterdrehen der Heizung hinweist und dieses kontrolliert. Dabei wurde darauf geachtet, dass der Energie-Dienst nicht zu einer zusätzlichen Arbeitsbelastung führt, indem der Kontrollgang rotierend mit dem Küchendienst zusammenfällt.
- Das Pharmaunternehmen CSL Behring hat sich den hohen Stromverbrauch durch Leuchtmittel genauer angeschaut. Dabei haben die Auszubildenden näherungsweise berechnet, wie hoch die Dauer der Beleuchtung in ungenutzten Räumen ist und wie diese realistisch minimiert werden kann. Ansatzpunkte zur Effizienzsteigerung waren für die Auszubildenden einerseits die Installation von Bewegungsmeldern sowie die verstärkte Nutzung von natürlichem Licht. Auch die Art des Leuchtkörpers wurde in die Analyse einbezogen.
- Die Auszubildende der first energy GmbH, Energie- und Nachhaltigkeitsdienstleisters, legte den Fokus ihrer Überlegungen auf die Mobilität der Mitarbeitenden. Zu diesem Zweck wurden beispielsweise der Einfluss von mehr Homeoffice-Möglichkeiten oder der Einführung eines Job-Tickets und deren Effekt auf die emittierten Treibhausgasemissionen untersucht. Im Ergebnis zeigte die Auszubildende, dass durch diese Konzepte die Emissionen im Mobilitätsbereich der Mitarbeitenden reduziert werden können.
- Dem Thema Mobilitätsverhalten haben sich auch die Energiescouts der Raiffeisenbank eG angenommen, wobei sie sich neben dem Angebot eines möglichen Jobtickets auf das Einsparpotenzials der CO2-Emissionen eines elektrisch betriebenen Firmenwagens im Vergleich zu einem Verbrennungsmotor fokussierten. Besonders wurden, passend zur Branchenzugehörigkeit, die Kosten-Nutzen-Faktoren bezüglich Anschaffungspreis und geschätztem Einsparpotenzial auf ökologischer Ebene berechnet und bewertet.
- Das Team des Automobilzulieferers WEGU Holding GmbH identifizierte Stromeinsparpotenzial bei der Wassererwärmung im Produktionsprozess. Hierzu sollte der bisherige Pumpenkopf einer Warmwasserpumpe durch eine neuere, technisch effizientere Pumpe ersetzt werden. Im Ergebnis präsentierten die Auszubildenden mit einer Vergleichsrechnung sowohl ein ökologisches Einsparpotenzial durch den neuen Pumpenkopf als auch den Ansatz für eine ganzheitliche und intelligente Pumpensteuerung, um weitere Einsparpotenziale im Unternehmen insgesamt zu heben.
- Eine besondere Form der Mitarbeitersensibilisierung erarbeitete das Team des Automobilherstellers Volkswagen. Hierfür entwickelten die Auszubildenden eine Konstruktion mit mehreren Bildschirmen, auf denen die Kolleginnen und Kollegen für mehr umweltbewusstes Verhalten sensibilisiert werden sollten. Das Besondere daran, bei der Entwicklung der Konstruktion wurde ein Upcycling-Ansatz verwendet, das heißt, es wurden beispielsweise aussortierte aber noch funktionsfähige Bildschirme und Materialien verwendet. Der Gedanke der Ressourceneffizienz und -schonung wurde demnach direkt mitgedacht. Die Auszubildenden nutzten Gamification-Ansätze (wie z. B. ein interaktives Videospiel), um individuelle Entscheidungen mit der unmittelbaren visuellen Darstellung klimatischer Auswirkungen in Verbindung zu bringen. Hierdurch soll ein Bewusstsein für die Bedeutung kleiner, scheinbar energetisch unbedeutender Handlungen, wie zum Beispiel das Ausschalten des Lichts bei Verlassen eines Raumes, geschaffen werden. Die Einzigartigkeit, Kreativität und der ganzheitliche Ansatz des Projekts wurde von der Jury mit Begeisterung wahrgenommen.
Die Jury entschied demnach einstimmig, dass das Auszubildenden-Team der Volkswagen AG für die Bestenehrung der Energie-Scouts des DIHK in Berlin anmeldet wird. Hier werden jährlich die drei besten Teams aus ganz Deutschland ausgewählt. In der IHK-Qualifizierungsmaßnahme „Energie Scouts“ haben die technischen und kaufmännischen Auszubildenden in vier Workshops die Grundlagen der betrieblichen Energieeffizienz sowie die Bedeutung von Querschnittstechnologien und deren Einsparpotenziale, wie beispielsweise Druckluft, Beleuchtung, Pumpen etc. erlernt. Zusätzlich gehörte zu den Lerninhalten die Einführung in Projektmanagement und -kommunikation sowie die Durchführung verschiedener energiebezogener Messmethoden.
An der Qualifizierungsmaßnahme Energie Scouts 2022 nahmen die Unternehmen TapMed Medizintechnik, die CSL Behring GmbH, die first energy GmbH, die Raiffeisenbank eG, die WEGU Holding GmbH und die Volkswagen AG teil. Die nächste Fortbildung zum Energie-Scout findet im Jahr 2023 statt.