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Minister Tarek Al-Wazir zu Gast in Kassel
Fast jedes zweite hessische Unternehmen fürchtet wegen der hohen Gaspreise und Stromkosten um seine Wettbewerbsfähigkeit. Jeder vierte Betrieb stellt deshalb vorgesehene Investitionen in Wertschöpfung oder Klimaschutz zurück.
Das geht aus einer Vorabauswertung des HIHK-Energiewendebarometers hervor, an dem über 350 hessische Betriebe teilgenommen haben. „Die Ergebnisse sind besorgniserregend. Sie verdeutlichen: Verlässliche und bezahlbare Energie ist die Grundlage für erfolgreiches Wirtschaften und Investitionen in Klimaschutz“, so HIHK-Vizepräsident Dr. Christian Gastl.
Vor diesem Hintergrund tauschten sich Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir und die Spitzen der hessischen IHK-Organisation am 22. August über Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit aus. Al-Wazir war zu Gast bei einer Sitzung des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK) in den Räumen der W. & L. Jordan GmbH in Kassel.
Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, der das Unternehmen im Rahmen seiner Sommertour besuchte, sagte: „Die Auswirkungen eines Gasmangels auf Industrie und gewerbliche Wirtschaft wären mit Sicherheit erheblich. Die Landesregierung tut alles in ihrer Macht stehende, eine solche Situation zu vermeiden. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien sind wir in den vergangenen Jahren ein großes Stück vorangekommen und setzen diesen Weg fort. Gleichzeitig treffen wir alle Vorkehrungen, unser Land durch die gegenwärtige Gaskrise zu steuern. Wir haben auch für die Landesverwaltung ehrgeizige Energiesparziele gesteckt und helfen auch Bürgerinnen, Bürgern und Unternehmen dabei, ihre Einsparpotenziale zu mobilisieren. Für einen etwaigen Notfall, der kurzfristige Maßnahmen der Bundesnetzagentur erzwingt, hat die Landesregierung einen Krisenstab gebildet, um die Netzagentur fundiert zu beraten und die hessische Perspektive einzubringen. Jede eingesparte Kilowattstunde trägt dazu bei, einen solchen Fall zu verhindern. Dabei kann jede und jeder helfen.“
Jörg Ludwig Jordan, Präsident der IHK Kassel-Marburg, unterstrich die Bedeutung des Gasverbrauchs, der auf das Beheizen von Büroräumen, Produktions- und Lagerhallen hessischer Unternehmen entfällt: „Schon in den zurückliegenden Jahren hat die deutsche Wirtschaft große Anstrengungen zur Einsparung von Gas- und Ölverbrauch unternommen. Daher besteht jetzt in der Krise nicht mehr viel Spielraum, in den Produktionsprozessen einzusparen. Ein relevanter Hebel ist die vorübergehende Absenkung der Temperaturen in den Betriebsräumen, die in Abstimmung mit der Belegschaft sicher vielerorts möglich ist.“ Politischer Handlungsbedarf bestehe bei Genehmigungsverfahren, etwa bei der Freigabe bereits fertig installierter Windkraftanlagen, die auf ihren Einsatz warten. Jordan unterstreicht: „Die hiesige Wirtschaft ist bereit, den Weg Richtung Klimaneutralität zu gehen. Die Politik muss das mit Entbürokratisierung begleiten“. Wegen der erheblich gestiegenen Gas- und Ölpreise sehe er einen deutlichen Wettbewerbsnachteil der deutschen und auch europäischen Wirtschaft, so Jordan weiter.
„Hessens Wirtschaft steht für einen verantwortungsvollen Weg zu Klimaneutralität, im Sinne der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ökonomisch, ökologisch und sozial im Ausgleich. Wir können nur dann andere Volkswirtschaften zum Nachfolgen animieren, wenn wir ökonomisch erfolgreich bleiben, Beschäftigung ausbauen und die Natur schützen“, erläuterte HIHK-Vizepräsident Dr. Christian Gastl. „Wir sehen in Technologie, innovativen Verfahren, Produkten und Dienstleistungen eine große Hoffnung im Kampf gegen den Klimawandel. Dafür brauchen wir aber auch mehr Fachkräfte, mehr junge Menschen die sich für eine duale Ausbildung interessieren. Denn sie sind es, die Nachhaltigkeit und Energiesicherheit tatsächlich umsetzen“, so Gastl abschließend.