9. August 2024
Fachkräfte aus Drittstaaten werden immer wichtiger
Wie wichtig es für die Wirtschaft ist, dass die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte erleichtert wird, verdeutlicht eine Umfrage der zehn hessischen Industrie- und Handelskammern. Die Auswertung der 322 Unternehmensantworten zeigt: Hessenweit können 62 Prozent ihren aktuellen Fachkräftebedarf nicht decken. Obwohl 65 Prozent bisher keine Erfahrung mit dem Anwerben von Fachkräften aus Drittstaaten haben, ziehen 73 Prozent diese Möglichkeit in Betracht. Im Bezirk der IHK Kassel-Marburg kommt diese Option sogar für 83,3 Prozent der Unternehmen infrage.
„Im Mix der personalpolitischen Instrumente wird das Rekrutieren und die Integration qualifizierter Mitarbeiter aus Drittstaaten immer bedeutender“, erläutert Désirée Derin-Holzapfel, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg und Geschäftsführerin des kunststoffverarbeitenden Unternehmens friedola 1888 GmbH in Meinhard-Frieda. „Entscheidend für den Erfolg ist, dass der gesamte Prozess deutlich einfacher, schneller und digitaler wird.“
Das beginne mit dem Visaantrag, unterstreicht Julia Esterer, Präsidiumsmitglied der IHK Kassel-Marburg und Geschäftsführerin der Dr.-Ing. Ulrich Esterer GmbH & Co. Fahrzeugaufbauten und Anlagen KG in Helsa. Viele Verfahren liefen immer noch händisch ab. „Zu lange müssen Menschen aus Drittstaaten in der Regel auf ihre Visa warten – in manchen Fällen sogar länger als ein Jahr“, schildert sie. Bei Anerkennungsverfahren und im Visaprozess wünscht sich Julia Esterer ein unkompliziertes Handling der verantwortlichen Behörden und Unterstützung über die Konsulate und Vertretungen im Ausland.
Die schwarz-rote Landesregierung beabsichtigt laut Koalitionsvertrag in der aktuellen Legislaturperiode das Welcomecenter Hessen zu einer zentralen Willkommensstelle weiterzuentwickeln, die sowohl für ausländische Fachkräfte und Studierende als auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber Anlauf-, Beratungs- und Servicestelle sein soll. „Die Idee einer zentralen Anlaufstelle ist grundsätzlich richtig, wenn sich dadurch die Fachkompetenz und die Fachkräfteverfahren hessenweit bündeln und durch einheitliche Verwaltungsprozesse effizienter, schneller bearbeiten lassen“, ordnet die Präsidentin der IHK Kassel-Marburg ein. „Wichtig ist dabei, die Prozesse so schlank und bürokratiearm wie möglich auszugestalten. Dann könnte das Welcomecenter eine Erfolgsgeschichte werden.“
Als größte Hürden, um Stellen mit Fachkräften aus Drittstaaten zu besetzen, erweisen sich laut HIHK-Umfrage fehlende Deutschkenntnisse (59 Prozent), die Komplexität und Dauer des Migrationsprozesses (46 Prozent) sowie fehlende Informationen zur rechtssicheren Anwerbung (30 Prozent). Es folgen mangelnde Kontakte ins Ausland (23 Prozent) und hohe Kosten (zwölf Prozent). „Im IHK-Bezirk Kassel-Marburg betrachten Unternehmen es zuallererst als Hindernis, dass die Migrationsprozesse zu lange dauern und dass Deutschkenntnisse und rechtliche Informationen fehlen“, erläutert Julia Esterer. „Von staatlichen Stellen wünschen sich Unternehmen, dass Deutschkurse bereits im Heimatland der Zuwanderer finanziert werden.“
Die detaillierten Ergebnisse der Umfrage der hessischen Industrie- und Handelskammern finden Sie unter www.hihk.de, wenn Sie in der Suchmaske die Dokumentennummer 6218750 eingeben sowie einen Leitfaden „Ausländische Fachkräfte beschäftigen“ unter der Dokumentennummer 6081632.