Nach der Landtagswahl

IHk fordert: Wieder mehr Wirtschaft wagen!

Marode Infrastrukturen, hohe Energiekosten, Rezession am Bau, zunehmender Personalmangel und eine belastende Bürokratie: Hessens nächste Landesregierung tritt ihren Dienst in ernsten wirtschaftlichen Zeiten an. „Das Leitmotiv für alle politischen Entscheidungen sollte jetzt lauten, wieder mehr Wirtschaft zu wagen“, forderte IK-Präsident Jörg Ludwig Jordan nach der Landtagswahl.
Mit Blick auf die vielfältigen strukturellen Herausforderungen sowie die fragile konjunkturelle Lage sprach er sich für möglichst weitgehende Entlastungen aus. „Die großen Herausforderungen unserer Zeit lassen sich nur gemeinsam mit den Unternehmen meistern“, betonte Jordan. „Die Politik sollte die Belange der Wirtschaft ernst nehmen und entsprechend berücksichtigen, möchte sie Wertschöpfung und Wohlstand sowie Arbeitsplätze und Steuerzahlungen am Standort sichern.“ 
Zu den wirtschaftsförderlichen Rahmenbedingungen gehört eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur. „Der Sanierungs- und Ausbaustau auf Straßen und Schienen muss zügig behoben werden, Ähnliches gilt für die digitale Infrastruktur“, hielt Jordan fest. „Ansonsten droht ein Dominoeffekt: Ist unser bundesweit bedeutender Logistik- und Verkehrsstandort in Gefahr, stellt das auch die Zukunft unseres Industriestandorts infrage. Schon die zum 1. Dezember 2023 wirksame drastische Erhöhung der Lkw-Maut sowie die ab 2024 höheren CO2-Abgaben belasten die Verkehrswirtschaft außerordentlich. Am Ende zahlt für diese versteckten Steuern der Endverbraucher die Rechnung.“
Die in der Vollversammlung der IHK Kassel-Marburg engagierten Unternehmerinnen und Unternehmer aus Industrie, Handel und Dienstleistung fordern die neue Landesregierung auf, dass durch den Ausbau des Flughafens Kassel-Calden gegebene Versprechen einzuhalten, die Region über diese wichtige Infrastrukturmaßnahme weiterzuentwickeln. Nach der Diskussion im Landtagswahlkampf um eine Zurückstufung des Kassel Airport gelte es nun, den Blick nach vorne zu richten und den Regionalflughafen weiterhin als wichtigen Baustein in die Investitions- und Infrastrukturmaßnahmen der Region einzubeziehen. IHK-Präsident Jordan zeigte sich überzeugt: „Wird der Standort noch besser infrastrukturell angebunden, kann er sein Potenzial noch besser entfalten.“ 
Drei weitere Handlungsfelder stehen in der neuen Legislaturperiode ebenfalls ganz oben auf der Agenda: das Sichern des Arbeits- und Fachkräftebedarfs, die Energiepolitik sowie Deregulierung und Entbürokratisierung. Sie sind eng miteinander verwoben. 
„Wirtschaft und Gesellschaft sind angewiesen auf gut ausgebildete Produktivkräfte“, hielt der IHK-Präsident fest. Branchenübergreifend sei der Mangel an Arbeits- und Fachkräften spür- und erlebbar – und damit weit über Zukunftsaufgaben wie Klimaneutralität und Digitalisierung hinaus. „Wir müssen die duale Ausbildung mit ihren vielfältigen Karriere- und Verdienstmöglichkeiten hierzulande wieder als gleichwertige Alternative in den Köpfen etablieren“, resümierte Jordan. „Und das nicht nur bei Jugendlichen und Eltern, sondern auch bei Lehrkräften.“ Dafür brauche es unter anderem eine praxisnahe berufliche Orientierung als festen Bestandteil an allen Schulformen und in der Fläche. Bezüge zur Berufswelt gelte es fest im Fachunterricht zu verankern, in der Lehrkräftebildung sollten Module zu dualen Karrierewegen verpflichtend sein. Derzeit arbeitet die IHK Kassel-Marburg ein Impulspapier zur Sicherung des Arbeits- und Fachkräftenachwuchses aus – basierend auf den Vorschlägen, Ergebnissen und Erkenntnissen aus drei Workshops mit Unternehmerinnen und Unternehmern verschiedener Branchen und Größen.
Bei bundesweit bedeutenden Themen wie hohen Energiekosten, den Ausbau erneuerbarer Energien sowie überbordenden bürokratischen Vorgaben sollte sich die neue Landesregierung mit aller Kraft im Bundesrat und über die Landesvertretung in Berlin und Brüssel für die Belange der Wirtschaft einsetzen, forderte Jordan. Zudem sollte sie für Hessen möglichst schnell nach ihrer Wahl eine langfristig angelegte und ressortübergreifende Strategie auflegen, um hierzulande mit gutem Beispiel im Bürokratieabbau voranzugehen. Als Maßstab sollten dabei die einfachsten und unkompliziertesten Lösungen dienen: „Das ist das wirksamste Konjunkturprogramm“, sagte der IHK-Präsident. 
Was sollte die neue Landesregierung unternehmen, um den Wirtschaftsstandort zu sichern? Die Forderungen der hessischen Industrie- und Handelskammern finden Sie unter www.hihk.de/landtagswahl2023