Kabinett besucht Talente

Inklusion weiter ausbauen

Im Arbeitsleben ist Inklusion noch keine Selbstverständlichkeit: Darauf wies Anne Janz, Staatssekretärin für Soziales und Integration, bei dem Vor-Ort-Termin in Kassel hin – obwohl immer mehr Unternehmen ihren Bedarf an qualifiziertem Personal nicht decken können.
„Es ist im Sinne aller, das Potenzial von Menschen mit Behinderungen noch deutlicher in den Vordergrund zu rücken“, sagte sie beim Besuch des Berufsbildungswerks (BBW) Nordhessen im Zuge der Aktionswoche „Kabinett besucht Talente“. Inklusion finde bislang noch nicht ausreichend statt. Darüber hinaus verwies sie auf die Unterstützung der Landesregierung für Unternehmen, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen und die duale Ausbildung attraktiver zu machen.
Die zunehmende Bedeutung der Inklusion für viele IHK-Berufe bekräftigte Jörg Ludwig Jordan, Präsident der IHK Kassel-Marburg, der Janz bei dem Besuch begleitete. Das BBW Nordhessen eröffne jungen Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, Behinderungen oder besonderem Förderbedarf neue Perspektiven. „Seit Jahrzehnten ist das BBW Nordhessen ein verlässlicher Partner bei der Integration und Inklusion von Jugendlichen“, würdigte Jordan das Engagement.

IHK baut Inklusionsangebot auf

Um die Chancen von Menschen mit Beeinträchtigungen sowie Schwerbehinderten auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen, baut die IHK Kassel-Marburg mit dem Landeswohlfahrtsverband (LWV) Hessen aktuell ein neues Beratungsangebot auf. Ab Sommer soll es regionale Unternehmen dabei unterstützen, Inklusionsangebote noch intensiver zu nutzen. „Dadurch erhöhen wir zum einen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, zum anderen tragen wir dazu bei, den Arbeitskräftebedarf zu lindern“, hielt Jordan fest. „Beide Seiten profitieren.“ Im Arbeits- und Fachkräftemangel sehen 67,8 Prozent der Unternehmen in Nordhessen und der Region Marburg laut dem jüngsten Konjunkturbericht der IHK die größten Risiken für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Daher weiteten viele nun ihren Blick für neue Zielgruppen.

Chancen-Netzwerk für Jugendliche

Jens Wehmeyer, Kaufmännischer Vorstand des BBW-Trägers Bathildisheim e.V., betonte: „Als BBW sind wir wichtiger Teil eines Chancen-Netzwerks für Jugendliche mit Behinderung. Wir unterstützen sie bei der Berufsauswahl, qualifizieren sie bis zum erfolgreichen Kammerabschluss, bilden gemeinsam mit Betrieben aus der Region aus und tragen dadurch unseren Teil dazu bei, dass Fach- und Arbeitskräfte nachfolgen.“ Das BBW bereite junge Erwachsene so inklusiv wie möglich und so individuell passgenau wie nötig auf ihre berufliche und soziale Zukunft vor. Dies sei ein Dienst am Menschen und an der Gesellschaft, „da durch unsere Arbeit aus temporären Beitragsempfängern langfristig Beitragszahler in den sozialen Sicherungssystemen werden“.

Rehapädagogische Bildungsstätte

Die Leiterin des BBW, Christine Sauer, sprach vom Berufsbildungswerk „als eine wichtige rehapädagogische Bildungsstätte“. Dort werden derzeit rund 280 junge Menschen mit Beeinträchtigungen in 25 von der IHK und Handwerkskammer anerkannten Berufen ausgebildet oder nehmen an einer rehapädagogischen Bildungsmaßnahme teil. Sauer: „In Nordhessen zählt das BBW mit zu den größten Bildungsakteuren in diesem Bereich.“
Mit der Aktionswoche „Kabinett besucht Talente“ machen die Landesregierung, der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) und die Handwerkskammern auf Chancen und Perspektiven der dualen Berufsausbildung aufmerksam.
Dr.Thomas Fölsch
Bereichsleiter Aus- und Weiterbildung