Vollversammlung

Um Gastronomie und Infrastruktur besorgt

In den Räumen der FingerHaus GmbH in Frankenberg (Eder) hat sich die IHK-Vollversammlung zu ihrer Herbstsitzung getroffen. Auf der Tagesordnung standen Resolutionen zum Kassel Airport, zur Entfristung der Mehrwertsteuer auf gastronomische Speisen und zur Stärkung der regionalen Verkehrsinfrastruktur. Die drei Resolutionen wurden einstimmig angenommen.
IHK-Präsident Jörg Ludwig Jordan unterstrich, der Kassel Airport sei ein wichtiger Motor für die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region: „Er hat sich in den vergangenen zehn Jahren zu einem Standortfaktor entwickelt, der nicht nur Unternehmen und Fachkräfte in der Region hält, sondern sie auch hierherzieht.“ Besonders wertvoll seien die Gewerbegebiete rund um den Flughafen in Calden, die ausreichend Flächen für Unternehmenserweiterungen sowie Um- und Neuansiedlungen böten, so Jordan. „Vergleicht man die Kosten für den Regionalflughafen zum Beispiel mit Zuschüssen des Landes für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), dann handelt es sich im Sinne einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung um ein gut angelegtes Investment.“

Airport: Für bessere Anbindung einsetzen

Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir hatte eine Herabstufung des Flughafens zum Verkehrslandeplatz ins Spiel gebracht und damit eine öffentliche Diskussion ausgelöst. Eine solche Herabstufung würde einer Untersuchung aus dem Jahr 2017 zufolge nur zu geringfügigen Einsparungen führen. Gleichzeitig bringe die Thematik Verunsicherungen mit sich und könne Arbeitsplätze gefährden, so der IHK-Präsident. Anstatt immer wieder derartige Diskussionen zu führen, sei es sinnvoller, sich auch seitens der Landesregierung für eine bessere Anbindung an große internationale Airports einzusetzen. „Das würde den Flughafen und den Standort stärken“, betonte Präsident Jordan.

Restaurants verschwinden vom Markt

Bei der Aussprache über eine Entfristung der Mehrwertsteuerreduzierung in der Gastronomie erläutert Fabian von Berlepsch dem „Parlament der Wirtschaft“ die aktuelle Situation seiner Branche. „Restaurants verschwinden seit Jahren in Deutschland vom Markt“, sagte der Vorsitzende des IHK-Ausschusses für den ländlichen Raum undTourismus. „Im europäischen Ausland erleben wir einen anderen Trend, was sich mit der Steuerpolitik erklärt.“
Weiterhin führt er aus: „Bei unseren Nachbarn gelten im Gegensatz zu uns für Fast-Food-Anbieter und Supermärkte auch bei Außer-Haus-Verkauf überwiegend gleiche Steuersätze wie für die gesetzte Gastronomie. Die Politik muss sich an diesem Vorgehen orientieren, um steuerliche Gleichbehandlung zu schaffen und damit unsere Branche zu stützen.“ Eine Rückkehr zu einem Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent – insbesondere zum jetzigen Zeitpunkt – träfe die Gastronomie schwer, sagte von Berlepsch.

Schneller handeln, Standort stärken

Verlässliches Handeln der verantwortlichen Akteure bei der Fertigstellung laufender Projekte fordert die Resolution zur regionalen Verkehrsinfrastruktur. Bei der Umsetzung von Verkehrsinfrastrukturprojekten sei ein weitaus höheres Tempo notwendig, „damit unser Wirtschaftsstandort seine Bedeutung als wichtige Industrie- und Logistikregion in der Mitte Deutschlands behält“, sagte Präsident Jordan mit Blick auf die A 44 und die A 49.
Hinsichtlich der Bergshäuser Brücke fordert die IHK, kurzfristig zu prüfen, ob eine Sanierung nicht besser und schneller zu realisieren wäre als der geplante
Brückenneubau. „Letzteres würde wahrscheinlich deutlich mehr Zeit beanspruchen als eine Ertüchtigung des bestehenden Bauwerkes. Eine Außerbetriebnahme der Bergshäuser Brücke vor Fertigstellung einer neuen Brücke gilt es unbedingt zu vermeiden“, so Jörg Ludwig Jordan.

In der Diskussion: Der Industriestrompreis

Neben der Digitalisierung der IHK-Organisation standen auch Maßnahmen zur Fachkräftesicherung und Informationen zu den anstehenden IHK-Wahlen auf der Tagesordnung. Die Vollversammlung tauschte sich darüber hinaus über den Industriestrom aus. Dabei wurde deutlich, dass für viele energieintensive Unternehmen der derzeit diskutierte Ansatz zu kurz greife.
„Die gestiegenen Energiepreise belasten die gesamte deutsche Wirtschaft, insbesondere mittelständische, energieintensive Betriebe“, hielt IHK-Präsident Jordan fest. Die aktuellen Modelle eines Industrie-, Brücken- oder Transformationsstrompreises kämen jedoch nur einem kleinen Kreis an Betrieben zugute. Es müsse jetzt darum gehen, das Angebot auszuweiten und die Zusatzbelastungen aus Steuern und Umlagen auf ein Minimum zu senken. Dadurch könnten die Preise in der Breite sinken.

Investitionen in Erneuerbare fördern

Damit wurde ein Vorschlag der IHK-Spitzenorganisation aufgegriffen. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) spricht sich für einen Dreiklang aus: Die Stromkosten sollten von Steuern und Umlagen weitestgehend befreit, gleichzeitig sollte der Ausbau erneuerbarer Energien durch Investitionszuschüsse vorangetrieben und die Wettbewerbsfähigkeit hochenergieintensiver Unternehmen sichergestellt werden. Vor der Sitzung führte Gastgeber Klaus Cronau, Geschäftsführer der FingerHaus GmbH, die Mitglieder der Vollversammlung durch das Unternehmen und stellte das Produktportfolio vor. Finger- Haus ist führender Anbieter individueller Fertighäuser mit mehr als 75 Jahren Erfahrung in dem Segment.
Die Resolutionen in voller Länge sind unter ihk.de/kassel-marburg/herbstvollversammlung2023_resolutionen zu finden.