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#24 Nachfolgegründung durch Frauen
In dieser Folge geht es rund um das Thema Frauen in der Unternehmensnachfolge. Dazu ist Professorin Manuela Weller zu Gast, die auf diesem Gebiet unter anderem zu den Themen „Frauen als Unternehmensnachfolgerin und Gründerin - Female Successors and Female Entrepreneurship“ forscht und u.a. „Die soziale Positionierung der Ehefrau im Familienunternehmen“ publiziert hat.
Ca. 30 % der Unternehmen werden von Frauen geführt. Unser Beratungsalltag und auch die Zahlen zeigen, dass immer mehr Frauen in die Nachfolge gehen. Vor allem bei Familieninternen Nachfolgen gehen zunehmend die Töchter den Weg in die Unternehmensführung und auch bei Übernahmen durch Mitarbeiter gehen immer mehr Frauen diesen Weg. Deutlich unterrepräsentiert sind allerdings Frauen, wenn es darum geht einen Betrieb zu kaufen. Warum sind Frauen weiterhin bei Unternehmensnachfolgen und vor allem als Käuferinnen unterrepräsentiert? Und wie können wir alle das verändern? Darum geht es in dieser Podcast-Folge.
Ich heiße Sie herzlich willkommen. Schön, dass Sie heute mit dabei sind beim Podcast "Nachfolge ist Vertrauenssache".
Vielen Dank für die Möglichkeit hier zu sprechen. Danke für die Einladung.
Das finde ich ein superspannendes Thema, das wir heute besprechen und das aus Ihrer Sicht, aus Forschungssicht, zu betrachten. Ich muss sagen, das ist ein Thema, das mich zugegebenermaßen auch schon länger beschäftigt. Generell ist es so, dass ungefähr 30% der Unternehmen durchaus schon von Frauen geführt werden. Und wenn wir uns das Thema Unternehmensnachfolge genau anschauen, dann ist es so, dass zumindest unserer Erfahrung nach immer mehr Frauen in die Nachfolge gehen, vor allem Familienintern, sehen wir, trauen sich immer mehr die Töchter. Wir haben auch großartige weibliche Vorbilder, die vorangehen und auch bei Mitarbeiternachfolgen steigt die Zahl. Aber das Thema Unternehmenskauf ist weiterhin so, dass Frauen unterrepräsentiert sind. Also kaum in der Beratung auftreten. Und deshalb finde ich spannend, dass wir uns heute diesem Thema annehmen und fragen, woran liegt das eigentlich und wie kann man das ganz aktiv auch verändern? Wie sehen Sie das denn? Deckt sich diese Erfahrung auch mit Ihrer Erfahrung? Sind Frauen weiterhin unterrepräsentiert und wie hat sich vielleicht das Bild in den vergangenen Jahren geändert?
Ja, also ich habe denselben Eindruck und auch aus den Forschungsbereichen kriegt man das genauso gespiegelt. Es ist nicht en vogue, dass es Frauen gibt, die als externe Nachfolgerin ein Unternehmen kaufen.
Das hat oftmals damit zu tun, dass sie nicht die Zugänglichkeiten haben, in diese, sage ich mal, inoffiziellen Zirkel hineinzublicken.
Jetzt könnte man sich vielleicht fragen, warum inoffiziell? Häufig besprechen Unternehmer und Unternehmerinnen nicht gerne vor großer Gruppe, dass ihnen der Nachfolger oder die Nachfolgerin aus der Familie fehlt oder eine Person/ein Sohn sagt, ich möchte einfach das Unternehmen nicht übernehmen, die halten dann inne und versuchen das erstmal im internen Zirkel zu besprechen. Da werden Rechtsanwälte, Steuerberater hinzugezogen und dann erstmal ausgelotet, ob es da vielleicht jemand geben könnte, der passend wäre des Unternehmens zu, vielleicht zu kaufen oder erstmal in einer Art Interims Geschäftsführung zu übernehmen. Und da sind häufig die Frauen eben nicht mit in diesen inneren Zirkeln und bekommen dann nicht mit, dass da eigentlich ein Unternehmen vakant wäre, dass durchaus vielleicht auch von Interesse wäre übernommen zu werden. Und die Situation hat natürlich auch damit zu tun, dass oftmals die finanziellen Ressourcen nicht vorhanden sind. Denn wenn ich ein gut gehendes, familiengeführtes, mittelständisches Unternehmen kaufen möchte, dann hat das natürlich schon auch eine Summe, die da aufgerufen wird, die nicht zu unterschätzen ist. Wobei man auch sagen muss, Forschungstechnisch ist einen emotionalen Kaufpreis gibt, der oftmals vom übergebenden eingepreist wird, weil er sein Lebenswerk übergeben wird. Und das hat natürlich einen ganz anderen Stellenwert. Also auch dazu gibt es interessante Forschung, dass man sagt, okay, der ist oftmals nicht ganz so realistisch. Und wie man ja weiß, generell, wenn Frauen auch gründen, die tun sich in so Bankgesprächen, ja, ziemlich hart. Da werden andere Fragen gestellt. Man wird mit, sag ich mal, Stereotypen übersät. Sie sind doch noch gebärfähig? Können sie das überhaupt bedienen, dann den Kredit? Und was macht denn ihr Mann? Könnte denn der gegebenenfalls nicht mit eintreten in den Kreditvertrag? Also man erlebt da kuriose Geschichten und natürlich auch die Unterstützung aus dem familiären Umfeld. Würde der Ehemann, wenn es denn den gibt, mitgehen und sagen, du kaufst jetzt da ein Unternehmen, wie schaut es denn dann aus? Muss ich da vielleicht mit rein oder die gesamte Situation spitzt sich zu und dann heißt es „Ne, also tue mir einen gefallen, lasst da die Hände davon, du kannst mal einen Halbtagsjob machen, aber kauf kein Unternehmen. Und es ist auch ganz klassisch das Rollenbild. Ich habe vor kurzem eben in Vorbereitung auf das Gespräch mit einer jüngeren Frau gesprochen, die in der Situation ist, ja, ein Unternehmen übernehmen zu können, und zwar von ihrer Chefin. Und die hat mir dann also knallhart gesagt, weißt du, ich bin Mutter und als Mutter kann ich kein Unternehmen leiten. Und da war ich dann schon auch ein bisschen bestürzt, dass man so einen Spruch einfach da noch hört in so einer Zeit, wo ich sage, wir haben demografischen Wandel, wir sind auf der Suche nach fähigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und das Mindset ist noch so, irgendwie Old School.
Ich glaube, es gibt genug Frauen, die beweisen, Unternehmerinnen, erfolgreiche Managerinnen und Mutter zu sein. Also ich glaube, da müssen wir uns einfach von diesen klassischen Rollenbildern verabschieden.
Wenn Sie mehr über das Thema Unternehmensnachfolge erfahren möchten, dann würde ich mich freuen, wenn Sie den Podcast abonnieren und uns eine Bewertung hinterlassen. Viele weitere Informationen finden Sie in den Shownotes, und wenn Sie sonst noch konkrete Fragen haben oder Themenwünsche, dann freue ich mich über eine E-Mail an nachfolge@kassel.de. Bis zum nächsten Mal, wenn es heißt: Nachfolge ist Vertrauenssache!
Das gesamte Interview mit Prof. Dr. Manuela Weller können Sie in unserem Podcast hören.