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#7 Plötzlich Chef
In dieser Folge ist Christa Peters zu Gast. Sie ist Senior Consultant mit den Schwerpunkten Führungskräfteentwicklung, Unternehmer-Coaching und Nachfolge bei der TEAM Müller Consulting CmbH+Co.KG in Vellmar. Davor war sie 15 Jahre als Gesellschafter-Geschäftsführerin in einer Steuerberatungskanzlei in Nordhessen tätig.
Christa Peters bringt also sehr viel Erfahrung mit und ich freue mich, heute mit Ihr darüber zu sprechen, wie Nachfolgerinnen und Nachfolger sich gut in ihrer Rolle als Führungskraft zurechtfinden können.
Hallo und herzlich willkommen zum IHK-Podcast Nachfolge ist Vertrauenssache. Mein Name ist Miriam Postlep und gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen von der IHK Kassel-Marburg berate ich zum Thema der Unternehmensnachfolge.
Hallo Frau Peters und herzlich willkommen zum Podcast Nachfolge ist Vertrauenssache.
Hallo Frau Postlep. Danke.
Und schön, dass ich heute hier bei Ihnen sein darf.
Ganz oft ist es ja so, dass der Senior-Unternehmer, um den Nachfolger noch einzuarbeiten oder ihm beratend zur Seite zu stehen, noch eine Zeit lang mit im Unternehmen ist. Welcher Zeithorizont ist Ihrer Erfahrung nach denn auch dafür angemessen um dann vielleicht auch seine Rolle besser zu finden?
Das kommt darauf an wie gut der Nachfolger das Unternehmen schon kennt. Die Erfahrung zeigt so ein Zeitraum im Durchschnitt zwischen 1 und 3 Jahren ist eigentlich ein gutes Zeitfenster und dabei sollten Nachfolger und Unternehmer darauf achten, wie sicher der Nachfolger sich schon fühlt und wenn er sich zutraut das Unternehmen auch ohne die Rückendeckung vom „Senior“, in Anführungszeichen, zu führen.
Gute Vorbereitung ist die frühzeitige Einbindung des Nachfolgers in Verantwortung, Aufgaben und in den Umgang mit Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten und mit Kooperationspartnern.
Dazu muss der Unternehmer loslassen können, also bewusst loslassen können und sich das im Vorfeld auch klar machen und das ist nämlich auch der schwierigste Part in der Nachfolge und führt zu den meisten Konflikten. Und loslassen heißt in dem Fall nicht die Brocken hinschmeißen, sondern wirklich unterstützend zu übergeben. Offenheit, Respekt und ein gezielter Austausch zwischen Übergeber und Übernehmer sind dabei wichtige Voraussetzungen für diesen Zeitraum von der Überleitung.
Und diese 1 bis 3 Jahre, wären das auch Ihre Empfehlung für eine familieninterne Übergabe? Da ziehen sich ja auch Prozesse oft durchaus länger hin.
Ja also gerade in der Familienübergabe denke ich sollte man dann doch irgendwann einen Schlusspunkt setzen. Ganz gezielt, weil da ist häufig dieses nicht loslassen können, dieses „ich will ja doch noch bleiben“, ein Faktor der nicht gut ist. Also irgendwann sollte man das beenden, sonst ist das so eine „never-ending-story“ und es macht eben auch viel mit dem Nachfolger der denkt dann immer „Ach Gott ich kann es noch nicht, ich bin noch nicht soweit.“
Obwohl er eigentlich schon zehn Jahre mit dabei ist.
Genau und manchmal braucht er auch dann einfach diesen „Schubs“ zu sagen „Ich trau dir das zu, jetzt mach mal“.
Sie kennen sicherlich auch den Ausdruck „Wer Unternehmer sein möchte muss selbst und ständig arbeiten“. Das ist ein Satz, der vor allem oft von der aktuellen Unternehmer-Generation kommt, von den Senior-Unternehmern. Die Nachfolger haben da manchmal durchaus eine andere Vorstellung. Wie können sich denn vielleicht Nachfolgerinnen und Nachfolger vom Übergeber abgrenzen und auch ihren eigenen Führungsstil finden?
Ja das ist gar nicht so einfach. Der erste Schritt für Nachfolger ist, sich überhaupt bewusst zu machen, wie er führen will. Und dabei bezieht sich Führung ja nicht nur auf Personalführung, sondern generell auf Unternehmensführung und vor allen Dingen auf Selbstführung, das vergessen viele. Also wie will ich mit mir umgehen als Unternehmer, wie will ich agieren, wie will ich für mich sorgen? Also wo hänge ich mich voll rein und wo Grenze ich mich ab. Und das sollte man sich wirklich anfangs bewusst Gedanken drüber machen und wenn das klar ist dann auch abzugleichen, wo gibt es Gemeinsamkeiten in der Führung mit dem Altinhaber und wo gibt es Unterschiede und wenn es Unterschiede gibt in den Führungsvorstellungen, wer ist davon betroffen, weil da hängen ja auch dann Mitarbeitende dran oder Kunden oder Lieferanten oder andere Kooperationspartner, und welche Folgen ergeben sich daraus. Also welche Konsequenzen hat das für mich als Nachfolge, beziehungsweise für die daran Beteiligten, wenn ich anders führe, wenn sich das Führungsverständnis auf diese Art und Weise entwickelt hat dann sollte das erstmal mit dem Altinhaber kommuniziert werden, damit er auch eine Vorstellung davon bekommt. Bei dieser Kommunikation geht es nicht um Wertung im Sinne von „du hast das schlecht oder verkehrt gemacht und ich mache es jetzt besser“, der Eindruck entsteht manchmal, sondern eher um „du hast auf deine Weise geführt, und ich werde auf meine Weise führen und bitte um Akzeptanz dafür“.
Hört sich jetzt vielleicht so ein Bisschen unterwürfig an, soll es aber gar nicht sein, sondern es geht wirklich eher darum Verständnis dafür erstmal zu bekommen, dass man anders führen will und wirklich auch um Akzeptanz dafür zu bitten damit es auch keine Reibungspunkte gibt.
Und auch klar zu machen, dass man da jetzt einfach einen anderen Weg gehen will.
Genau und Konflikte zwischen Altinhaber aber Nachfolger über unterschiedliche Führungsstile sollten niemals, niemals, niemals, vor Mitarbeitern, Kunden oder Lieferanten ausgefochten werden.
Das ist etwas, das gehört wirklich in einen anderen Raum und das gehört auch nicht raus solange bis man es irgendwie geklärt hat.
Wenn Sie mehr über das Thema Unternehmensnachfolg erfahren möchten, dann würde ich mich freuen, wenn Sie diesen Podcast abonnieren. Wenn Sie sonst noch konkrete Fragen haben, dann schicken Sie mir doch gerne eine E-Mail an nachfolge@kassel.ihk.de . Bis zum nächsten Mal, wenn es heißt Nachfolge ist Vertrauenssache.
Das gesamte Interview mit Christa Peters können Sie in unserem Podcast hören.
Kontakt
Miriam Postlep
Projektreferentin Unternehmensnachfolge | Projekt Nexxt Now