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#5 Nachfolge im Gastgewerbe
Bei unserer heutigen Folge „Nachfolge im Gastgewerbe“ darf ich Oliver Kasties begrüßen. Oliver Kasties war über 9 Jahre beim Hotel und Gaststättenverband DEHOGA in Stuttgart und Wiesbaden als Betriebsberater tätig, hat mehrjährige Erfahrung als Hoteldirektor, ist gebürtig aus Kassel und seit diesem Jahr als Geschäftsführer des DEHOGA zuständig für Nord- und Osthessen. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen mit dieser Podcast-Folge.
Hallo und herzlich willkommen zum IHK-Podcast Nachfolge ist Vertrauenssache. Mein Name ist Miriam Postlep und gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen von der IHK Kassel-Marburg berate ich zum Thema der Unternehmensnachfolge.
Herr Kasties, herzlich willkommen in der IHK. Schön, dass sie heute da sind.
Vielen Dank.
Wer hätte gedacht, dass Corona uns diesen Winter wieder so stark beschäftigt. Gerade für das Gaststättengewerbe ist das sicherlich eine herausfordernde Zeit. Es werden wieder viele Weihnachtsfeiern abgesagt, auch wir haben uns leider dieses Jahr aufgrund der Situation für ein digitales Format entschieden. Von daher die Frage an Sie Herr Kasties, wie stark hat Corona den Markt bisher beeinflusst, wie ist die aktuelle Stimmung im Gastgewerbe, vor allem im Hinblick auf die Unternehmensnachfolge?
Anders als noch im letzten Winter, da hatten wir ja eine deutlich geringere Inzidenz von knapp über 100 zu dieser Zeit, sind wir nicht in einem erneuten Lockdown. Damit dies unbedingt so bleiben kann, erduldet unsere Branche aber immer strenger werdende Maßnahmen. Die Verunsicherung der Gäste schlägt in der Branche spürbar zu Buche. Vor diesem Hintergrund lässt die Corona-Pandemie viele Unternehmer der Branche noch zusätzlich über eine Nachfolge nachdenken, da die herausfordernde Situation der langen Zeit der Betriebsschließung und sich ständig ändernden Corona Verordnungen Ressourcen und Energie rauben.
Wie kann das Gastgewerbe auf diese Entwicklung denn eingehen und vor allem auch in Hinsicht auf zukünftige Übernehmer? Also, wie kann die Branche sich zukunftsfähig aufstellen?
Wir haben ja bereits eine breite Sensibilisierung für dieses Thema, insbesondere auch gegenüber der Politik, erreicht. Also auf zahlreichen Veranstaltungen, wie zum Beispiel „Gasthaus trifft Rathaus“ haben wir schon in der Pandemie, haben wir schon vor der Pandemie muss man sagen, deutlich gemacht, dass die klassische ländliche Gastronomie, die ja ein echtes Stück Kultur bedeutet, ernsthaft in Gefahr ist. Bürgermeister und Gastronomen ziehen oft am gleichen Strang. Sie wollen ja einen lebenswerten Ort und dazu gehören Schule, Pfarrei und der Arzt, ebenso wie das Gasthaus. Die Kommunen können Gastwirte mit Tourismusmarketing und vernünftigen Steuerregelungen unterstützen.
Viel wichtiger sind für uns aber Bundes- und Landespolitiker, die konkret etwas für ihre Dorfgasthäuser und Betriebe im ländlichen Raum unternehmen müssen. Kommunale Tourismusförderung muss sich als eine Verknüpfung mit den Nachbargemeinden verstehen. Auch die Gastronomen in den verschiedenen Orten müssen zusammengebracht werden.
Ein intelligentes Tourismusmarketing in einer Kommune kann nur funktionieren, wenn sich Gastronomen und Hoteliers auf Destinationsebene dort einbringen.
Wenn wir uns den Bereich der Existenzgründung ansehen, gibt es ja weiterhin sehr viele Gründungen im Gastronomiebereich, auch während der Pandemie sieht man, dass immer wieder neue Gastronomiebetriebe geöffnet haben. Welche Vorzüge hat es denn, Gastronom zu sein und welche Chancen und Risiken bringt eine Nachfolge in diesem Bereich mit sich?
Ja, für die Nachfolgegeneration geht es ja bei einer Unternehmensübergabe fast immer um eine Existenzgründung. Unabhängig davon, ob es sich um einen Familienbetrieb oder um einen externen Nachfolger handelt.
Dabei ist es natürlich von Vorteil, wenn der potentielle Nachfolger den sogenannten „Stallgeruch“ mit sich bringt bzw. in einem der sechs gastgewerblichen Berufe ausgebildet wurde damit der schon mal reingeschnuppert hat.
Die Übernahme eines bestehenden Gastronomiebetriebes ist ja mit einer Vielzahl von Herausforderungen neben den eigenen unternehmerischen und konzeptionellen Überlegungen auf dem Weg in die Selbständigkeit verbunden. Grundlage sind ein fundierter, überzeugender Businessplan und solide Branchenkenntnisse. Die Existenzgründer sollten sich genügend Zeit zur Vorbereitung lassen. Konzept, Lage und Standort müssen zusammenpassen und ein Marktkonzept und Marktanalyse stehen gegen den eigentlichen Selbstverwirklichungsdrang. Also, man muss das ganz realistisch auch angehen. Man sollte nicht zu klein beginnen und keine Gastronomie ohne Außenplätze betreiben wollen, das ist auch so eine Grundregel bei uns, Trends erkennen ist ganz wichtig und Unterstützungsmöglichkeiten nutzen. Das betriebswirtschaftliche Know-how gewinnt weiter an Bedeutung und fachliche Qualifikationen sind auch für Seiteneinsteiger wichtig. Ein Risiko ist sicherlich die Verschärfung des Fachkräftemangels.
Wenn Sie mehr über das Thema Unternehmensnachfolge erfahren möchten, dann würde ich mich freuen, wenn Sie den Podcast abonnieren. Den Link zu den Förderprogrammen LEADER und Sonderprogramm Gaststätten sowie viele weitere Informationen finden Sie in den Shownotes. Wenn Sie sonst noch konkrete Fragen haben, dann schicken Sie mir doch gerne eine E-Mail an nachfolge@kassel.ihk.de. Bis zum nächsten Mal, wenn es heißt Nachfolge ist Vertrauenssache.
Das gesamte Interview mit Oliver Kasties können Sie in unserem Podcast hören.
Kontakt
Miriam Postlep
Projektreferentin Unternehmensnachfolge | Projekt Nexxt Now
Uta Wudonig
Referentin Unternehmensnachfolge
Team Unternehmensförderung