Lena Schaumann

#20 Vereinbarkeit von Lebenswünschen

Lena Schaumann ist seit letztem Jahr Geschäftsführerin von Möbel Schaumann in vierter Generation, Podcasterin und hat eine Coaching-Ausbildung. Als Coach berät sie zu Themen rund um die Nachfolge. Ein Thema, über das wir im Podcast sprechen möchten, ist die Vereinbarkeit der Nachfolge mit anderen Lebenswünschen, wie zum Beispiel Familie und Beruf, aber auch das Thema Freizeit und dem Drang nach Selbstverwirklichung. Lena Schaumann lebt wie keine andere vor, dass sich Lebenswünsche mit der Nachfolge vereinbaren lassen, sie arbeitet jedes Jahr einmal von Bali aus, sagt offen, dass es keine bessere Berufswahl gibt, um Familie und Beruf zu vereinbaren, und wie und ob das immer so gelingen kann, darüber sprechen wir heute miteinander.
Hallo und herzlich Willkommen zum IHK-Podcast Nachfolge ist Vertrauenssache: Mein Name ist Miriam Postlep, und gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen von der IHK Kassel-Marburg berate ich zum Thema der Unternehmensnachfolge.
Hallo und herzlich willkommen beim Podcast, Lena.
Hallo, vielen Dank, dass ich hier sein darf.
Ich freue mich, dass du dabei bist mit diesem spannenden Thema „Wie vereinbare ich die Nachfolge mit anderen Lebenswünschen“ ist u. a. ein Thema, bei dem du als Coach auch anderen Nachfolgerinnen und Nachfolgern Unterstützung anbietest. Mit welchen Fragestellungen kommen denn Nachfolgerinnen und Nachfolger in diesem Zusammenhang auf dich zu, was sind denn oft vielleicht so Wünsche, bei denen so das Gefühl aufkommt, das kann ich gar nicht vereinbaren mit dieser Tätigkeit als Geschäftsführerin oder als Geschäftsführer.
Ja, das sind so ganz unterschiedliche Wünsche. Und was dem glaube ich ganz oft zugrunde liegt, ist, dass wir NachfolgerInnen natürlich immer ein Vorbild haben, und das ist der Übergeber oder die Übergeberin. In meinem Fall z. B. mein Vater.
D. h., wir haben ein sehr klares Bild davon, wie eigentlich Unternehmertum und insbesondere vielleicht das Unternehmertum in diesem einen Unternehmen auszusehen hat, nämlich so wie eben das Leben meines Vaters.
Und wie bei Kindern immer so ist, man findet viele Dinge gut und man findet auch manche Dinge nicht so gut. Z. B. bei meinem Vater war es immer so, dass er mich unheimlich inspiriert hat mit diesem Unternehmertum. Also, er hat mir immer Unternehmertum als wirklich einen geilen Job vorgelebt. Und das war wirklich was Großartiges, weil es gibt ja auch NachfolgerInnen, die sagen, also mein Vater fand das immer schon mal anstrengend “Ich bin doch nicht verrückt und mache das auch noch”. Das war bei mir überhaupt nicht so. Und gleichzeitig habe ich natürlich gesehen, dass mein Vater vielleicht noch eher das klassische Familienbild gelebt hat. Ja, also meine Mutter war zu Hause, hat einen großartigen Job zu Hause gemacht, und mein Papa konnte dann eben auch 60 Stunden, wie lange auch immer, im Möbelhaus sein. Er war immer unheimlich präsent, wenn er zu Hause war. Also ich kann mich da überhaupt nicht beschweren, aber natürlich war es das klassische Rollenbild. Und dann als Frau stellt man sich unweigerlich die Frage, okay, heißt das also Nachfolge gleich niemals Familie, weil, als Frau klassisches Rollenbild mit Nachfolge wäre nicht so richtig zu vereinbaren, also das ist ganz oft vor allem bei Frauen ein Thema. Und da gibt's ja auch einfach leider noch zu wenig weibliche Vorbilder, das ändert sich ja gerade, das ist auch gut so, und ich freue mich, dass da so viele so laut werden, also ganz oft genau, dass Vereinbarkeit Familie, muss ich zu dem einen ja sagen, zu dem anderen nein, oftmals sind es auch Hobbys, Freizeit, bei mir z. B. war ganz krass dieser Wunsch, ich habe ein unheimliches Fernweh, ich habe das wirklich, kann man die Uhr nach stellen, spätestens nach sechs Monaten habe ich das Gefühl, ich muss jetzt mal raus aus Deutschland. Selbstverwirklichung, es ist nicht immer mit der Nachfolge alleine getan. Manchmal interessieren einen mehrere Themen, und eben ganz oft sind wir da so in diesem – im Coaching sagen wir bipolarem Denken, dass wir immer denken entweder oder, aber dürfen wir nicht vielleicht viel mehr in sowohl als auch denken. Und das ist eigentlich genau das, wo man dann immer mal so hinkommen darf, um einfach zu gucken, was ist da alles drin, und wie kann ich das richtig gut miteinander kombinieren.
Und wie können denn Nachfolge-Interessierte auf solche Fragen Antworten finden, also wenn die unsicher sind und eben denken, dass es nicht möglich ist, das zu vereinbaren. Was für Tipps kannst du denen mitgeben oder wie unterstützt du da auch im Coaching?
Also, ich finde, es ist immer erstmal wichtig, völlig weg von dieser Bewertung zu gehen und wirklich einfach zu sagen, was ist mir denn eigentlich wichtig. Ja, man sagt immer so schön, wie wäre es, wenn es richtig schön wäre. Welche Dinge würden dann in meinem Leben sein, völlig unabhängig davon, ob ich das für möglich halte oder nicht, sondern einfach erst mal aufschreiben und sich wirklich selber bewusst darüber werden. Weil, manchmal denkt man ja auch zum ersten Schritt, ja, und das ist mir noch wichtig, und das ist mir noch wichtig, und dann merkt man, manche Dinge sind ehrlich gesagt verhandelbar, aber dann gibt es Dinge, die sind echt nicht verhandelbar, die sind einfach wie sie sind, Punkt, Ende aus. Und wenn man das dann klargekriegt hat, dann geht es wirklich darum, outside the box zu denken, also wirklich zu gucken, welche Lösung gibt es dafür, was muss funktionieren, damit dass wiederum geht, also da spricht man auch im Coaching so schön davon, es gibt immer diesen Frame, wo ich mich auf das Problem konzentriere und sage, das geht nicht, das geht nicht oder ich nehme den Frame, wo ich wirklich in die Entfaltung gehe und gucke, okay, ist vielleicht nicht so einfach, aber komm, welche Möglichkeiten haben wir? So ein klassisches Beispiel, wo man das selber an sich immer mal testen kann, sind so Sachen, mal ein ganz extremes Thema. Donald Trump fanden – glaube ich – die meisten furchtbar als Präsident und alle haben sich darüber aufgeregt, ist auch richtig so, und man kann immer drauf gucken,
Donald Trump ist schlecht, schlecht, schlecht, oder man kann einmal den Frame drehen und sagen, ok, aber was ist auch gut an Donald Trump.
Und das ist jetzt eine provokative Frage, aber es gibt ja Dinge, die auch gut waren, vielleicht nicht so viele, aber es gibt welche. Und wenn ich mich auf die konzentriere, werde ich merken, es kommt immer mehr, immer mehr, Corona, es ist alles schlecht, aber was gab es auch für Chancen durch Corona gerade im Unternehmertum gab es echt viele Chancen. Also, da kann man sich manchmal selber so trainieren. Wirklich, manchmal hilft es auch einfach, wenn ich z. B. immer an meinem Schreibtisch auf dem einen Platz sitze, einfach mal zu sagen, ich setze mich jetzt einfachmal auf die andere Seite vom Schreibtisch, Wechsel damit wirklich im wahrsten Sinne meinen Blickwinkel und gehe von den Gedanken her in eine andere Richtung.
Vielleicht kannst du noch kurz was zum Nachfolge-Festival sagen, das im Juni in Kassel stattfinden wird. Ihr habt ja schon ganz spannende Gäste, die auch schon angekündigt wurden, vielleicht so ein paar Stichworte?
Ja, absolut. Ich freue mich besonders, wir haben tatsächlich sehr viele Frauen auf der Bühne, vielleicht ist das selbsterfüllende Prophezeiung, ich weiß es nicht. Anna Weber von BabyOne z. B. kommt, ganz tolle Unternehmerin und Mama, genauso Alicia Lindner von Annemarie Börlind, auch ganz, ganz tolle Unternehmerin und Mama, beide sind auch gerade zu den Top 100 Familienunternehmern gewählt worden vom Magazin Markt und Mittelstand. Dann haben wir dabei Frederik Mack vom Europapark, wir haben dabei Tim Mittelstenscheid von Vorwerk, Anna Katharina Koch von Wurstehimmel, also wirklich durch jede Branche hindurch und jede Unternehmensgröße. Und ich freue mich natürlich ganz besonders, dass wir Frau Dr. Petra Bock dabeihaben, es ist meine Lehrcoach, sie ist eine der Top-Coaches Deutschlands. Viele kennen vielleicht die Mindfuck-Bücher von ihr, die sind sehr bekannt und in etlichen Sprachen übersetzt, und sie ist wirklich eine der Coaches, die ganz stark auf dieses Thema geht, wie kann ich wirklich raus aus diesen Schubladen, wie kann ich mich durch mein Leben ganz neu denken und auf Lebensqualität optimieren, und da wird es einen ganz, ganz spannenden Impuls geben, auf den ich mich riesig freue, und dann mit angereichert mit all den tollen Nachfolge-Geschichten, die dann folgen, wird es sicherlich ein ganz, ganz tolles Potpourri. Es gibt natürlich ein paar Panels, wo wir auch diskutieren werden, es gibt ganz tolle Workshops, wo man dann auch wirklich noch mal konkret arbeiten kann, und natürlich ganz viel Zeit zum Netzwerken und auch eine schöne Party am Abend.
Toll, also ich freue mich riesig, ich war ja auch total begeistert, dass ihr dieses erste Nachfolge-Festival Deutschlands plant und das auch noch bei uns in Kassel. Also, ich bin auch schon ganz aufgeregt und vielleicht gibt es noch Zuhörerinnen und Zuhörer, die noch Lust haben, sich anzumelden. Wir würden uns total freuen, und ich verlinke das natürlich in den Shownotes sehr gerne.
Wir geben in den Shownotes auch noch einen kleinen Rabatt Code bekannt, dann freuen wir uns, wenn ihr Hörerinnen und Hörer gerne mit 10 % Rabatt dabei seid. Genau, wir freuen uns auf jeden einzelnen von euch.
Da bleibt nur noch, mich ganz herzlich bei dir zu bedanken für das Interview.
Gerne.
Wenn Sie mehr über das Thema Unternehmensnachfolge erfahren möchten, dann würde ich mich freuen, wenn Sie einen Podcast abonnieren und uns eine Bewertung hinterlassen. Viele weitere Informationen finden Sie in den Shownotes und wenn Sie sonst noch konkrete Fragen haben oder Themenwünsche, dann freue ich mich über eine E-Mail an nachfolge@kassel.ihk.de
Bis zum nächsten Mal, wenn es heißt: Nachfolge ist Vertrauenssache.
Wir würden uns freuen, wenn Sie bei dem nächsten Podcast wieder mit dabei sind, wenn es heißt: Nachfolge ist Vertrauenssache!
Das gesamte Interview mit Lena Schaumann können Sie in unserem Podcast hören.

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Miriam Postlep
Projektreferentin Unternehmensnachfolge | Projekt Nexxt Now