7 min
Lesezeit
#20 Vereinbarkeit von Lebenswünschen - Lena Schaumann
Lena Schaumann ist seit letztem Jahr Geschäftsführerin von Möbel Schaumann in vierter Generation, Podcasterin und hat eine Coachingausbildung. Ein Thema, über dass wir heute hier im Podcast sprechen möchten, ist die Vereinbarkeit der Nachfolge mit anderen Lebenswünschen, wie z. B. Familie und Beruf, aber auch das Thema Freizeit und dem Drang nach Selbstverwirklichung.
Hallo und herzlich willkommen zum IHK-Podcast Nachfolge ist Vertrauenssache: Mein Name ist Miriam Postlep, und gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen von der IHK Kassel-Marburg berate ich zum Thema der Unternehmensnachfolge.
In unserer heutigen Folge ist Lena Schaumann zu Gast. Lena Schaumann ist seit letztem Jahr Geschäftsführerin von Möbel Schaumann in vierter Generation, Podcasterin und hat eine Coachingausbildung. Als Couch berät sie zu Themen rund um die Nachfolge. Ein Thema, über dass wir heute hier im Podcast sprechen möchten, ist die Vereinbarkeit der Nachfolge mit anderen Lebenswünschen, wie z. B. Familie und Beruf, aber auch das Thema Freizeit und dem Drang nach Selbstverwirklichung. Lena Schaumann lebt wie keine andere vor, dass sich Lebenswünsche mit der Nachfolge vereinbaren lassen, sie arbeitet jedes Jahr einmal von Bali aus, sagt offen, dass es keine bessere Berufswahl gibt, um Familie und Beruf zu vereinbaren, und wie und ob das immer so gelingen kann, darüber sprechen wir heute miteinander.
Hallo und herzlich willkommen beim Podcast, Lena.
Hallo, vielen Dank, dass ich hier sein darf.
Ich freue mich, dass du dabei bist mit diesem spannenden Thema „Wie vereinbare ich die Nachfolge mit anderen Lebenswünschen“, das ist u. a. ein Thema, bei dem du als Coach auch ganz stark unterstützt, und anderen Nachfolgerinnen und Nachfolgern Unterstützung anbietest. Mit welchen Fragestellungen kommen denn Nachfolgerinnen und Nachfolger in diesem Zusammenhang auf dich zu, was sind denn oft vielleicht so Wünsche, bei denen das Gefühl aufkommt, das kann ich gar nicht vereinbaren mit dieser Tätigkeit als Geschäftsführerin oder als Geschäftsführer.
Ja, das sind so ganz unterschiedliche Wünsche. Und was dem glaube ich ganz oft zugrunde liegt, ist, dass wir Nachfolger*innen natürlich immer ein Vorbild haben, und das ist der Übergeber oder die Übergeberin.
In meinem Fall z. B. mein Vater. D. h., wir haben ein sehr klares Bild davon, wie eigentlich Unternehmertum und insbesondere vielleicht das Unternehmertum in diesem einen Unternehmen auszusehen hat, nämlich so wie eben das Leben meines Vaters. Und wie das bei Kindern immer so ist, man findet viele Dinge gut und man findet auch manche Dinge nicht so gut. Z. B. bei meinem Vater war es immer so, dass er mich unheimlich inspiriert hat mit diesem Unternehmertum. Also, er hat mir immer Unternehmertum als einen wirklich geilen Job vorgelebt. Und das war wirklich was Großartiges, weil es gibt ja auch Nachfolger*innen, die sagen, also mein Vater fand das immer schon mal anstrengend. Ich bin doch nicht verrückt und mache das auch noch. Das war bei mir überhaupt nicht so. Und gleichzeitig habe ich natürlich gesehen, dass mein Vater vielleicht noch eher das klassische Familienbild gelebt hat. Ja, also meine Mutter war zu Hause, hat einen großartigen Job zu Hause gemacht, und mein Papa konnte dann eben auch 60 Stunden, wie lange auch immer, im Möbelhaus sein. Er war immer unheimlich präsent, wenn er zu Hause war. Also, ich kann mich da überhaupt nicht beschweren, aber natürlich war es das klassische Rollenbild. Und dann als Frau stellt man sich unweigerlich die Frage, okay, heißt das also Nachfolge gleich niemals Familie, weil, als Frau klassisches Rollenbild mit Nachfolge wäre nicht so richtig zu vereinbaren, also das ist ganz oft vor allem bei Frauen ein Thema. Und da gibt's ja auch einfach leider noch zu wenig weibliche Vorbilder, das ändert sich ja gerade, das ist auch gut so, und ich freue mich, dass da so viele so laut werden.
Also ganz oft genau, sind das Fragen zu Vereinbarkeit von Familie und zu dem anderen sind es auch Hobbys, Freizeit, bei mir z. B. war ganz krass dieser Wunsch, ich habe ein unheimliches Fernweh, ich habe das wirklich, kann man die Uhr nach stellen, spätestens nach sechs Monaten habe ich das Gefühl, ich muss jetzt mal raus aus Deutschland. Selbstverwirklichung, es ist nicht immer mit der Nachfolge alleine getan. Manchmal interessieren einen mehrere Themen, und eben ganz oft sind wir da so in diesem – im Coaching sagen wir bipolarem Denken, dass wir immer denken entweder oder, aber dürfen wir nicht vielleicht viel mehr in sowohl als auch denken. Und das ist eigentlich genau das, wo man dann immer mal so hinkommen darf, um einfach zu gucken, was ist da alles drin, und wie kann ich das richtig gut miteinander kombinieren.
Und wie können denn Nachfolge-Interessierte auf solche Fragen Antworten finden, also wenn die unsicher sind und eben denken, dass es nicht möglich ist, das zu vereinbaren. Was für Tipps kannst du denen mitgeben oder wie unterstützt du da auch im Coaching?
Also, ich finde, es ist immer erstmal wichtig, völlig weg von dieser Bewertung zu gehen und wirklich einfach zu sagen, was ist mir denn eigentlich wichtig. Ja, man sagt immer so schön, wie wäre es, wenn es richtig schön wäre. Welche Dinge würden dann in meinem Leben sein, völlig unabhängig davon, ob ich das für möglich halte oder nicht, sondern einfach erst mal aufschreiben und sich wirklich selber bewusst darüber werden. Weil, manchmal denkt man ja auch im ersten Schritt, ja, und das ist mir noch wichtig, und das ist mir noch wichtig, und dann merkt man, manche Dinge sind ehrlich gesagt verhandelbar, aber dann gibt es Dinge, die sind echt nicht verhandelbar, die sind einfach wie sie sind, Punkt, Ende aus. Und wenn man das dann klargekriegt hat, dann geht es wirklich darum, outside the box zu denken, also wirklich zu gucken, welche Lösung gibt es dafür, was muss funktionieren, damit dass wiederum geht, also da spricht man auch im Coaching so schön davon, es gibt immer diesen Frame, wo ich mich auf das Problem konzentriere und sage, das geht nicht, das geht nicht oder ich nehme den Frame, wo ich wirklich in die Entfaltung gehe und gucke, okay, ist vielleicht nicht so einfach, aber komm, welche Möglichkeiten haben wir? So ein klassisches Beispiel, wo man das selber an sich immer mal testen kann, sind so Sachen, mal ein ganz extremes Thema. Donald Trump fanden – glaube ich – die meisten furchtbar als Präsident und alle haben sich darüber aufgeregt, und das ist auch richtig so, und man kann immer drauf gucken, Donald Trump ist schlecht, schlecht, schlecht, oder man kann einmal den Frame drehen und sagen, ok, aber was ist auch gut an Donald Trump.
Und das ist jetzt eine provokative Frage, aber es gibt ja Dinge, die auch gut waren, vielleicht nicht so viele, aber es gibt welche.
Und wenn ich mich auf die konzentriere, werde ich merken, es kommt immer mehr, immer mehr. Corona, es ist alles schlecht, aber was gab es auch für Chancen durch Corona gerade im Unternehmertum gab es echt viele Chancen. Also, da kann man sich manchmal selber so trainieren. Wirklich, manchmal hilft es auch einfach, wenn ich z. B. immer an meinem Schreibtisch auf dem einen Platz sitze, einfach mal zu sagen, ich setze mich jetzt einfach mal auf die andere Seite vom Schreibtisch, wechsele damit wirklich im wahrsten Sinne meinen Blickwinkel und gehe von den Gedanken her in eine andere Richtung.
Da bleibt nur noch, mich ganz herzlich bei dir zu bedanken für das Interview.
Gerne.
Wenn Sie mehr über das Thema Unternehmensnachfolge erfahren möchten, dann würde ich mich freuen, wenn Sie diesen Podcast abonnieren und uns eine Bewertung hinterlassen. Viele weitere Informationen finden Sie in den Shownotes. Wenn Sie sonst noch konkrete Fragen haben oder Themenwünsche, dann freue ich mich über eine E-Mail an nachfolge@kassel.ihk.de. Wir würden uns freuen, wenn Sie bei dem nächsten Podcast wieder mit dabei sind, wenn es heißt: Nachfolge ist Vertrauenssache!
Das gesamte Interview mit Lena Schaumann können Sie in unserem Podcast hören.
Kontakt
Miriam Postlep
Projektreferentin Unternehmensnachfolge | Projekt Nexxt Now