Konjunkturbericht Herbst 2024
Stimmung angeschlagen
Die im Frühsommer noch an einigen Stellen keimende Hoffnung auf bessere Geschäfte ist deutlichem Pessimismus gewichen. Im Herbst 2024 hat sich die Stimmung in der regionalen Wirtschaft auf breiter Basis eingetrübt. Die Unternehmen zeigen sich nicht nur mit ihrer aktuellen Geschäftslage weniger zufrieden, sie erwarten in der nächsten Zeit auch keine wesentliche Besserung der Situation. Im Branchendurchschnitt ist der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Beurteilung der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen in einem Wert darstellt, von 109 Indexpunkten im Frühsommer 2024 auf 103 Punkte im Herbst 2024 zurückgegangen. Mit diesem Niveau hat er sich noch weiter von seinem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 124 Punkten entfernt. Rückläufige Auftragseingänge und sinkende Umsätze, hohe Kosten bei Energie und Personal, eine zunehmend angespannte Finanzlage, der anhaltende Fachkräftemangel, unattraktive wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und die auf absehbare Zeit nicht zu lösenden geopolitischen Krisenherde drücken verstärkt auf die Stimmung. Folglich halten sich die Unternehmen bei den Investitionen und Beschäftigungsplänen zurück – zumal die Kapazitäten zuletzt immer weniger ausgelastet waren.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator wird berechnet als geometrisches Mittel der Lage- und Erwartungssalden und stellt den konjunkturellen Gesamtzustand der regionalen Wirtschaft dar. Der Indikator kann zwischen den Werten 0 und 200 schwanken. Je höher der auf der linken Achse dargestellte Wert, desto besser ist das Konjunkturklima. Die Lage- und Erwartungsindikatoren werden als Saldo aus den gewichteten positiven und negativen Antworten ermittelt. Sie sind auf der rechten Achse dargestellt.
Geschäftslage
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Im Herbst 2024 ist im Branchendurchschnitt die Zufriedenheit der Unternehmen mit ihrer Geschäftslage weiter zurückgegangen. Derzeit berichten 31 % der Unternehmen nach zuvor 34 % von (noch) gut laufenden Geschäften. Zum dritten Mal in Folge melden 53 % der Betriebe eine zufriedenstellende Gesamtsituation. Der Anteil der Unternehmen mit kritischem Geschäftsverlauf hat sich um 3 Prozentpunkte auf 16 % erhöht. Gegenüber der Vorumfrage ist der Geschäftslagesaldo somit um 6 Punkte auf aktuell plus 15 Punkte zurückgegangen. Der Rückgang der Auftragseingänge hat sich in den vergangenen Monaten fortgesetzt. Zwar hat sich der Anteil der Unternehmen mit gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigenden Umsätzen leicht erhöht, gleichzeitig melden jedoch mehr Unternehmen sinkende Erlöse. Am günstigsten stellt sich aktuell noch die Geschäftslage im Dienstleistungssektor, dem Einzelhandel und dem Bau dar, wenn auch jeweils mit abnehmender Tendenz. Im Großhandel hat sich die schon im Frühsommer vorherrschende negative Lagebeurteilung verstärkt.
Geschäftserwartungen
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Beschäftigung
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Investitionen
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* Erläuterung der Trendaussagen in den Grafiken
Die Pfeile stellen die Gesamtveränderung zur Vorumfrage dar: Horizontal: Zu- bzw. Abnahme des Saldos der positiven und negativen Antworten bis +/- 5,0.
Schräg: Zu- bzw. Abnahme des Saldos der positiven und negativen Antworten um mehr als +/- 5,0 bis +/- 10,0.
Vertikal: Zu- bzw. Abnahme des Saldos der positiven und negativen Antworten um mehr als +/- 10,0.
Die Pfeile stellen die Gesamtveränderung zur Vorumfrage dar: Horizontal: Zu- bzw. Abnahme des Saldos der positiven und negativen Antworten bis +/- 5,0.
Schräg: Zu- bzw. Abnahme des Saldos der positiven und negativen Antworten um mehr als +/- 5,0 bis +/- 10,0.
Vertikal: Zu- bzw. Abnahme des Saldos der positiven und negativen Antworten um mehr als +/- 10,0.
Industrie
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Exporterwartungen
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Im Herbst 2024 sehen 46 % der hiesigen Industrieunternehmen in einer schwachen Auslandsnachfrage ein Geschäftsrisiko. Vor dem Hintergrund des schwachen globalen Umfeldes, zunehmender protektionistischer Beschränkungen und abgeschirmter Märkte sowie der vielfältigen geopolitischen Verwerfungen haben sich die Exporterwartungen der auslandsorientierten Industrieunternehmen insgesamt kaum verbessert. Wie bereits im Frühsommer rechnen auch im Herbst 16 % der Unternehmen mit steigenden Exporten, um 3 Prozentpunkte auf 46 % angestiegen ist der Anteil der Betriebe, die ein gleichbleibendes Exportniveau erwarten. Mit 24 % hat der Anteil der Betriebe, die ein rückläufiges Auslandsgeschäft befürchten, leicht abgenommen. 14 % der Betriebe werden voraussichtlich keine Ausfuhrgeschäfte tätigen. Die besten Perspektiven für ein möglicherweise anziehendes Exportgeschäft sehen die Unternehmen momentan in Nord- und Lateinamerika (Saldo jeweils plus 5 Punkte) sowie Asien (Saldo: plus 2 Punkte). Von den Märkten der Eurozone sowie denen der sonstigen EU- und der EFTA-Staaten erwarten die Unternehmen per Saldo noch keine weitergehenden Impulse. Die Ausfuhrerwartungen haben sich hier von jeweils minus 14 Punkten auf jeweils minus 10 Punkte hochgearbeitet. Auch die Handelsbeziehungen mit UK werden weiterhin eher kritisch gesehen: Der Saldo liegt nunmehr bei minus 12 Punkten nach minus 16 Punkten im Frühsommer 2024.
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Großhandel
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Einzelhandel
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Im Herbst 2024 bewertet der regionale Einzelhandel die aktuelle Geschäftslage per Saldo ähnlich günstig wie im Frühsommer. Allerdings bezeichnen mehr Unternehmen ihre derzeitige Situation als zufriedenstellend und weniger als gut. Zugleich sind die negativen Meldungen von 17 % auf 11 % zurückgegangen. Infolge liegt der Geschäftslagesaldo mit aktuell plus 19 Punkten nur geringfügig unter dem Wert von plus 21 Punkten im Frühsommer. Die Umsatzentwicklung verlief sehr unterschiedlich, hat sich jedoch per Saldo deutlich verbessert. 44 % der Einzelhändler melden gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum gestiegene Umsätze (Frühsommer 2024: 26 %). Gleichzeitig ist der Anteil der Unternehmen mit Erlösrückgängen nur um 1 Prozentpunkt auf 30 % zurückgegangen. Der Umsatzsaldo notiert derzeit bei plus 14 Punkten nach minus 5 Punkten vier Monate zuvor. Dennoch bezeichnet mehr als die Hälfte der Betriebe das Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden als zurückhaltend. Der Ertragslagesaldo ist von plus 14 Punkten auf plus 17 Punkte gestiegen. Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate hat die Skepsis zugenommen. Während etwa jeder zehnte Betrieb bessere Geschäfte erwartet, zeigen sich 18 % der Einzelhändler pessimistisch (Frühsommer 2024 jeweils 19 %). Die Einstellungs- und Investitionsabsichten sind trotz leichter Verbesserung weiterhin restriktiv.
Dienstleistungen
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Der unternehmensnahe Dienstleistungssektor meldet im Vergleich der Wirtschaftszweige nach wie vor die beste Geschäftslage, auch wenn der Saldo deutlich um 11 Punkte auf plus 26 Punkte gesunken ist. Im Herbst 2024 beurteilen 40 % der Unternehmen ihre derzeitige Lage als gut, 6 Prozentpunkte weniger als im Frühsommer. Gleichzeitig hat sich der Anteil der kritischen Stimmen von 9 % auf 14 % erhöht. Die Umsatzentwicklung verlief auch in den vergangenen Monaten sehr unterschiedlich. Vier von zehn Betrieben melden aktuell steigende Erlöse, etwa drei von zehn Unternehmen berichten von Umsatzrückgängen. Der Umsatzsaldo stieg somit um 3 Punkte auf plus 11 Punkte. Die Nachfrage hat in letzter Zeit stagniert. Je ein Viertel der Unternehmen meldet eine steigende Nachfrage bzw. Auftragsrückgänge. Die Perspektiven in den kommenden zwölf Monaten werden daher sehr verhalten eingeschätzt. 23 % der Betriebe erhoffen sich bessere Geschäfte, jedes fünfte Unternehmen befürchtet eine Verschlechterung. Die Beschäftigungspläne sind erneut weniger expansiv. Die Investitionsneigung hat sich per Saldo noch nicht ins Positive gewendet.
Auch das regionale Transport- und Verkehrsgewerbe bekommt die flaue Konjunktur immer mehr zu spüren. Per Saldo weist die Umsatzentwicklung sowohl im Binnen- als auch insbesondere im grenzüberschreitenden Verkehr ein negatives Vorzeichen auf. Der schon seit Jahresbeginn rückläufige Trend im Auftragseingang hat sich in beiden Sparten deutlich verstärkt. Infolgedessen dominiert der Pessimismus die Geschäfts- und Umsatzerwartungen der Branche. Trotz aller Skepsis besteht weiter dringender Personalbedarf.
Der Bereich der Dienstleistungen für Unternehmen blickt merklich weniger zufrieden auf seine aktuelle Situation. Die Anteile der positiven Meldungen zur Geschäftslage, der Umsatzentwicklung und der Ertragslage haben abgenommen. Beim Auftragsvolumen hat sich die negative Entwicklung per Saldo fortgesetzt. Für die kommenden Monate erhoffen sich die Betriebe jedoch eine Belebung ihrer Geschäfte und damit auch wieder steigende Erlöse. Die Personalpläne fallen zwar noch positiv, aber erneut verhaltener aus, die Investitionsplanungen liegen vorerst auf Eis.
Auch die ITK-Dienstleister berichten nun häufiger von einer zufriedenstellenden und weniger von einer guten Geschäftslage. Derzeit überwiegt der Anteil der Unternehmen mit gesunkenen Umsätzen merklich. Dennoch stellt sich die allgemeine Ertragssituation günstiger dar als im Frühsommer. Mehr Unternehmen mit steigenden Aufträgen stehen gleichzeitig noch mehr Unternehmen mit rückläufiger Nachfrage gegenüber. Der Blick in die Zukunft fällt daher skeptisch aus (minus 5 Punkte). Die Investitionspläne sind noch zurückhaltender als zuvor. Zusätzliches Personal wird jedoch gesucht.
Im regionalen Hotel- und Gaststättengewerbe hat die Euphorie des Frühsommers ziemlich nachgelassen. Einem gleichbleibenden Anteil an positiven Aussagen zur Geschäftslage steht nun ein erheblich gewachsener Anteil an negativen Meldungen gegenüber. Die Umsatzentwicklung ist oftmals hinter den Erwartungen zurückgeblieben und per Saldo deutlich negativ. Die Geschäftserwartungen sind von starkem Pessimismus geprägt. Massive Sorgen bereiten weiterhin die hohen Energiepreise und steigende Arbeitskosten. Die Personal- und Investitionsplanungen sind stark restriktiv.
Finanzdienstleistungen
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Bauindustrie
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Nach dem Zwischenhoch im Frühsommer hat sich im Herbst 2024 die Stimmung in der regionalen Bauindustrie wieder eingetrübt. Der Anteil der Unternehmen in guter Geschäftslage ist zurückgegangen, der Anteil der negativen Stimmen hat zugenommen. Der Lagesaldo hat sich von plus 35 Punkten im Frühsommer auf aktuell 18 Punkte zurückgezogen. Die Bauproduktion ist mit einem Saldo von minus 24 Punkten zwar weiterhin rückläufig, es berichten jedoch etwas mehr Firmen von einem Anstieg und etwas weniger Betriebe von einem Rückgang als zu Jahresbeginn und im Frühsommer. Die Abwärtsspirale bei der Auftragsentwicklung dreht sich insgesamt langsamer, allerdings sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Bausparten beachtlich. Während der Wohnungsbau nach wie vor am meisten unter Auftragsrückgängen leidet, hat sich die Auftragslage im Straßen- und Tiefbau weiter verbessert. Im Gewerblichen und Öffentlichen Hochbau hat sich der Abwärtstrend abgeschwächt, der Auftragseingangssaldo liegt jedoch weiterhin deutlich im negativen Bereich. Wieder zunehmender Pessimismus hat den Geschäftserwartungssaldo von minus 10 Punkten auf minus 27 Punkte gedrückt. Die Einstellungsbereitschaft bleibt schwach. Die Investitionsneigung ist so gering wie zuletzt im Herbst 2009.
Fachkräftesicherung
Trotz der in vielen Bereichen schwachen Nachfrage, die die Betriebe derzeit wirtschaftlich belastet, bleibt das Fehlen von Fachkräften aus unternehmerischer Sicht eines der Top-Risiken für die eigenen Betriebsabläufe. Im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt befürchten 57 % der Unternehmen (Frühsommer 2024: 60 %), dass sie ihren Bedarf an qualifiziertem Personal auf absehbare Zeit nicht werden decken können.
Wie bereits vor einem Jahr berichten 54 % der Betriebe von aktuell erfolgloser Suche nach passenden Arbeitskräften. 16 % der Unternehmen haben keine Probleme mit der Stellenbesetzung. Weitere 29 % haben derzeit keinen zusätzlichen Personalbedarf. Insbesondere Mitarbeiter mit abgeschlossener Berufsausbildung sowie mit Fach- oder Hochschulabschluss werden vergeblich gesucht. Jeder fünfte Betrieb würde gerne mehr Auszubildende einstellen.
Als wichtigsten Baustein im Rahmen der Fachkräftesicherung sehen die Unternehmen den Abbau von bürokratischen Vorschriften und Regularien für Unternehmen, damit die Beschäftigten mehr Zeit für Ihre eigentlichen Tätigkeiten haben. 74 % der Betriebe wäre damit schon geholfen. 44 % der Unternehmen befürworten die Stärkung der beruflichen Bildung z.B. durch eine praxisorientierte Berufsorientierung oder die Aufwertung der Berufsschulen. Eine Flexibilisierung der gesetzlichen Arbeitszeiten würden 40 % der Betriebe als hilfreich ansehen. Erleichterungen bei der Einstellung ausländischer Fach- und Arbeitskräfte wünschen sich 34 % der Betriebe. Ein Drittel plädiert für den bedarfsgerechten Ausbau von Betreuungsangeboten sowohl für Kinder als auch in der Pflege.
31 % der Unternehmen sehen in einer besseren Qualifizierung und Vermittlung von Arbeitslosen und Bürgergeldbeziehenden sowie der Stärkung von Anreizen zur Arbeitsaufnahme eine Stellschraube. Eben so hoch ist der Anteil der Unternehmen, die den Abbau von Anreizen zum vorzeitigen Renteneintritt bzw. den Ausbau von Anreizen zum späteren Renteneintritt befürworten. Jeder vierte Betrieb wünscht sich eine Verbesserung der Voraussetzungen, um mit Digitalisierung und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz auf fehlendes Personal reagieren zu können. Die Ausweitung der Arbeitszeiten insbesondere für Teilzeitbeschäftigte und Minijobber sehen 21 % der Unternehmen als einen möglichen Lösungsweg.