Fachkräftesicherung
- Attraktive, arbeitsmarktrelevante Studiengänge mit hohem Praxisanteil bieten
- Duale Berufsausbildung flächendeckend in der Region anbieten
- “Meisterbonus” auch für die IHK-Weiterbildungsabschlüsse
- Moderne Ausstattung der beruflichen Schulen
- Start-Ups und Spinoffs an Hochschulen und Forschungseinrichtungen fördern
- Unternehmen bei der Akquise ausländischer Fachkräfte unterstützen und Berufsanerkennung voranbringen
Attraktive, arbeitsmarktrelevante Studiengänge mit hohem Praxisanteil bieten
Den 325 Ausbildungsberufen der dualen beruflichen Ausbildung stehen bundesweit mehr als 19.000 Studiengänge gegenüber. Die Hochschulen sind gesetzlich aufgefordert, ihre Studierenden auf berufliche Tätigkeiten vorzubereiten. Die Bedarfe der Wirtschaft und des regionalen Arbeitsmarkts müssen bei der Evaluierung von bestehenden und der Konzeptionierung von neuen Studienangeboten noch stärker berücksichtigt werden.
Politik und Hochschulen müssen daher in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft für Studierende aller Fachrichtungen frühzeitig im Studienverlauf verpflichtende, arbeitsmarktrelevante Praxiserfahrungen vorsehen.
Duale Berufsausbildung flächendeckend in der Region anbieten
Die duale Ausbildung ist ein zentrales Element der Fachkräftesicherung in der Region. Daher ist es wichtig, eine nutzenbringende Berufsorientierung in allen allgemeinbildenden Schulen (auch in Gymnasien) anzubieten. Praktika sind dabei ein wesentlicher Bestandteil bei der Wahl des Ausbildungsberufs. Die Praktikumswochen BW sollten daher verstetigt werden.
Um ausbildungswillige Jugendliche und Ausbildungsbetriebe zu vernetzen, sollten alle Arbeitsmarktakteure geeignete und zukunftsgerichtete Formate anbieten, um den Zugang zu Ausbildungsplätzen möglichst niederschwellig zu gestalten. Dabei sind auch berufs- und zielgruppenspezifische Angebote notwendig.
Während der Ausbildung sollten leistungsstarke Jugendliche gefördert werden. Gleichzeitig müssen lernschwächere Auszubildende individuell unterstützt werden.
Im ländlichen Raum hängt die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe oft von der Erreichbarkeit der Berufsschulen ab. Weit entfernte Landes- oder gar Bundesfachklassen sind Ausbildungshemmnisse und verstärken so den Fachkräftemangel im ländlichen Raum. Durch eine optimierte regionale Schulpolitik sollte eine duale Berufsausbildung auch für kleinere Berufsgruppen weiterhin flächendeckend möglich sein. Viele Auszubildende sind unter 18 Jahren und daher nicht gleichermaßen mobil wie Erwachsene, so dass eine wohnortnahe Beschulung wichtig ist. Die regionale Schulentwicklung im ländlichen Raum sollte deshalb erhalten beziehungsweise ausgebaut werden.
Die regionale Schulentwicklung sollte daher weiterhin auf Basis der gesetzlichen Regeln und in enger Abstimmung mit der IHK und ihren Mitgliedsunternehmen erfolgen.
“Meisterbonus” auch für die IHK-Weiterbildungsabschlüsse
Praxisnahe und qualitativ hochwertige Weiterbildung ist aus Sicht der Unternehmen ein wichtiges Instrument, um auf aktuelle Fachkräfteengpässe zu reagieren und die Deckung des künftigen Fachkräftebedarfs proaktiv vorzubereiten. Insbesondere bei beruflich weitergebildeten Fachkräften mit IHK-Abschlüssen der DQR-Stufe 6 und 7 besteht künftig ein größerer Mangel.
Daher sollten, wie in unseren Nachbarbundesländern bereits üblich, alle Absolventinnen und Absolventen der Höheren Berufsbildung nach erfolgreichem Abschluss eine finanzielle Anerkennung in Höhe von 1.500 Euro erhalten.
Moderne Ausstattung der beruflichen Schulen
Die Unternehmen in Baden-Württemberg brauchen eine starke berufliche Bildung, um ihre Wettbewerbsfähigkeit auch in Zukunft mit bestens qualifizierten Fachkräften sichern zu können. Vor allem Fachkräfte mit gewerblich/technischer Aus- und Weiterbildung sind aktuell und künftig stark nachgefragt. Daher ist es notwendig, dass die Berufsschulen personell sowie sachlich so ausgestattet sind, dass sie die duale Ausbildung in den Betrieben jederzeit professionell unterstützen und bedarfsgerecht ergänzen können.
Alle Schulen der TechnologieRegion sollten ihrem Bedarf entsprechend auf technisch aktuellem Stand sein und eine administrativ-technische Betreuung an der Schule bereitgestellt werden. Neben der modernen und digitalen Ausstattung der beruflichen Schulen sind auch fortlaufende Investitionen in die bestehende Infrastruktur der Schulgebäude wichtig.
Start-Ups und Spinoffs an Hochschulen und Forschungseinrichtungen fördern
Neugründungen und Spinoffs sind ein wichtiger Motor unternehmerischer Innovationen und in der Region Karlsruhe seit vielen Jahren etabliert. Dennoch sehen wir im Bereich von Ausgründungen aus den Hochschulen noch Ausbaupotentiale. Wissenschaftspolitik und Hochschulen müssen Rahmenbedingungen und finanzielle Anreize schaffen, um Gründungsinteressenten zu motivieren und die Existenzgründung nachhaltig als Alternative zur abhängigen Beschäftigung zu verankern. Daher sollte das Thema „Entrepreneurship" systematisch und fachübergreifend in Studium und Lehre eingeführt werden.
Unternehmen bei der Akquise ausländischer Fachkräfte unterstützen und Berufsanerkennung voranbringen
Unternehmen sind angesichts des Arbeitskräftemangels auf den Zuzug ausländischer Fach- und Arbeitskräfte sowie auf die bessere und vor allem koordinierte Qualifizierung geflüchteter Menschen für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt angewiesen. Um die Integration in den Arbeitsmarkt zu fördern, benötigen Unternehmen, ausländische Fachkräfte sowie Geflüchtete ein überschaubares, verständliches Regelwerk.
Entscheidend ist eine unbürokratische, transparente und digitale Umsetzung durch gut ausgestattete Behörden auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Engpässe beispielsweise bei der Visavergabe durch die Auslandsvertretungen oder bei den Ausländerbehörden sollten beseitigt werden.
Um zu kommen und zu kommen und zu bleiben, benötigen ausländische Fachkräfte zudem attraktive Rahmenbedingungen vor Ort wie bezahlbare Wohnmöglichkeiten, digitale Infrastruktur, ÖPNV-Angebote, Kinderbetreuung oder Schulen und vor allem eine serviceorientierte und kundenfreundliche Verwaltung.