DIHK-Sonderauswertung Automobilindustrie
Wir übermitteln Ihnen hier die DIHK-Sonderauswertung zur deutschen Automobilindustrie, die symptomatisch ist auch für Entwicklungen in unserer Gesamtwirtschaft. Es sind nicht nur die sprunghaft gestiegenen Energiepreise, die 95 Prozent aller Betriebe im Kraftfahrzeugbau als ihr größtes Geschäftsrisiko bezeichnen. Hinzu kommen eine zunehmend schwächelnde Inlandsnachfrage, fehlende Zukunftsperspektiven für den Verbrennungsmotor in Europa und, wie bereits erwähnt, sich verschärfende Finanzierungsprobleme. 43 Prozent der Autobauer bezeichnen ihre Finanzlage mittlerweile als problematisch, bei den Zulieferern sind es sogar fast die Hälfte (49 Prozent) – ein starker Anstieg seit dem Frühsommer. Der Anteil der Zulieferer, die sich von Insolvenz bedroht sehen, hat sich im gleichen Zeitraum verdreifacht – von einem auf drei Prozent. Die Energiekosten sind so drückend, dass bereits 16 Prozent der Automobilhersteller als Folge ihre Produktion reduziert haben und 17 Prozent ihre Produktion verlagern wollen – deutlich mehr als im Industriedurchschnitt (Verlagerung: acht Prozent, was auch ein bereits Besorgnis erregender Wert ist).
Noch extremer sieht die Situation bei den Zuliefererbetrieben aus. Hier ist es jeweils jeder Fünfte, der seine Produktion wegen der Energiepreise reduzieren (21 Prozent) oder verlagern will (19 Prozent). Angesichts der Rekordinflation, der gedrückten Konsumlaune der Verbraucher und auch der Investitionszurückhaltung der Unternehmen bereitet den Automobilisten auch der heimische Absatzmarkt Sorgen. Der Anteil der Betriebe, die die Inlandsnachfrage als Geschäftsrisiko sehen, hat sich von 41 auf 58 Prozent erhöht. Der Kraftfahrzeugbau-Standort Deutschland steht auch an weiteren Stellen vor strukturellen Herausforderungen: Arbeitskosten sind mittlerweile das zweitgrößte Risiko im Kraftfahrzeugbau (64 Prozent nach zuvor 50 Prozent, Allzeithoch) gefolgt vom Fachkräftemangel (61 Prozent nach zuvor 52 Prozent). Die Branche befindet sich also insgesamt in schwierigem Fahrwasser. Zusätzlich bahnt sich in der EU ab 2035 ein komplettes Aus für neue Autos mit Verbrennungsmotor an. Diese Pläne sowie der Fachkräftemangel machen es attraktiver, außerhalb der EU zu produzieren, wo es keine Technologievorgaben gibt. Dort sind auch die Wachstumsmärkte zu finden. Die Folge ist Personalabbau im Inland. Fast jedes dritte Unternehmen (29 Prozent) rechnet mit einer sinkenden Belegschaft, während nur jedes zehnte von steigenden Beschäftigtenzahlen ausgeht.
(Quelle: DIHK)