IHKLW fordert bessere Rahmenbedingungen für die Automobilindustrie

„Niedersachsen ist Autoland und muss es auch bleiben. Wir sind stolz auf unsere Automobilwirtschaft und wir brauchen bestmögliche politische Rahmenbedingungen, damit diese in Niedersachsen und unserer Region wettbewerbsfähig produzieren kann. Dazu gehört Verlässlichkeit in der Politik. Für die Wende hin zu klimaneutralen Antrieben braucht es eine flächendeckende und leistungsfähige Ladeinfrastruktur, marktgängige Fahrzeugmodelle, niedrigere Energiepreise und nicht zuletzt freie Märkte anstatt neuer Handelsbarrieren“, fordert Andreas Kirschenmann, Präsident der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW), anlässlich der Sitzung der IHKLW-Vollversammlung am 12. September in Lüneburg.
Der IHKLW-Präsident richtet sich damit nicht zuletzt gegen die von der EU-Kommission zwischenzeitlich erlassenen Strafzölle auf in China produzierte Elektrofahrzeuge. „Strafzölle rufen im Zweifel nur Gegenreaktionen hervor und richten damit mehr Schaden an, als dass sie nutzen. Bei der Wettbewerbsfähigkeit unserer Automobilwirtschaft unterstützen sie jedenfalls nicht.“ Zur Diskussion um die Zukunft der Automobilwirtschaft und die aktuelle Krise bei Volkswagen hatte die Vollversammlung den Wirtschaftsredakteur Andreas Schweiger von Funke Medien aus Braunschweig eingeladen. Den aktuellen Ruf nach Wiedereinführung einer Kaufprämie für E-Autos sehe er kritisch, so Schweiger. Er sei grundsätzlich gegen Subventionen, im konkreten Fall könne eine Prämie ein Anreiz sein, sollte aber maximal in der Startphase der Transformation eingesetzt werden.
Die Bedeutung der Automobilwirtschaft für Niedersachsen lässt sich anhand von Zahlen deutlich machen: Während in Deutschland im Durchschnitt rund 13 Prozent der Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes im Fahrzeugbau tätig sind, sind es in Niedersachsen knapp 22 Prozent. Der Anteil der Automobilindustrie an allen Investitionen in dieser Branche liegt bundesweit bei knapp 23 Prozent – in Niedersachsen sind es rund 41 Prozent.
„Niedersachsen ist das Autoland Nummer 1. Der in mehreren Kommunen ausgebrochene offene Kampf gegen das Auto muss uns auch vor diesem Hintergrund Sorgen machen“, so Kirschenmann mit Blick auf die Diskussion zur zukünftigen Gestaltung urbaner Mobilität in zahlreichen Kommunen.
Abschließend macht der IHKLW-Präsident noch einmal deutlich: „Die Transformation der Automobilindustrie ist eine Mammutaufgabe, gleichzeitig beschäftigt die zunehmende Digitalisierung die Branche. Dieser grundlegende Technologiewandel bedeutet erhebliche Investitionen in die Zukunft. Um diese Investitionen stemmen zu können, braucht es den nötigen Rückenwind aus der Politik – zum Beispiel durch spürbare Entlastungen bei Bürokratie, Energiepreisen, Steuern und mehr Tempo bei Planungs- und Genehmigungsverfahren.“
Zum Hintergrund
Laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) wurden im August 2024 197.322
Personenkraftwagen neu zugelassen, dies sind 27,8 Prozent weniger als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Die Zulassungszahlen von Neuwagen mit batterieelektrischem Antrieb (BEV) lagen sogar 68,8 Prozent unter dem Vorjahresmonat. Der Anteil der reinen Elektrofahrzeuge lag damit nur noch bei 13,7 Prozent.
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Lüneburg, 16. September 2024