Regionale Konjunktur weiterhin kraftlos

Das sommerliche Umfeld hat die meist trübe Stimmung der Unternehmen im Wirtschaftsraum Nordostniedersachsen auch im zweiten Quartal des Jahres nicht aufhellen können.
Stattdessen bleibt die konjunkturelle Lage in der Region weiter angespannt. Das zeigt der Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW), für den im Juni und Juli 218 Betriebe aus den Landkreisen Harburg, Heidekreis, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen und Celle ihre aktuelle und künftige Wirtschaftslage bewertet haben. Der IHK-Konjunkturklimaindikator erreicht aktuell lediglich einen Stand von 84 Punkten und liegt damit zwei Punkte unter dem bereits sehr mäßigen Wert des Vorquartals.
„Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage ist es höchste Zeit, die Wachstumskräfte der Wirtschaft zu stärken“, sagt IHKLW-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert. Das kürzlich auf den Weg gebrachte Wachstumspaket der Ampel-Koalition sei dazu ein erster Schritt, auf den nun aber die entschlossene Umsetzung folgen müsse. „Ganz oben auf der Agenda steht der wirklich radikale Abbau von Bürokratie. Die Ankündigung, dass Gesetze und Regelungen nun Praxis-Checks unterzogen werden, muss konsequent für neue und für bestehende Regelungen umgesetzt werden. Wir setzen dabei auf die One-in-two-out-Formel: Mit jeder neuen Vorgabe müssen zwei bestehende Bürokratielasten entfallen, sodass echte Entlastungen für die Wirtschaft erreicht werden“, so Zeinert.
Wie ernst die Lage ist, machen die schwachen Beurteilungen der Unternehmen zu ihren aktuellen Geschäften und die unverändert pessimistischen Geschäftserwartungen deutlich. Nur 18 Prozent der Betriebe bezeichnen ihre Geschäftslage als gut. 54 Prozent sehen die Situation als befriedigend an, 28 Prozent beurteilen ihre Lage jedoch als schlecht. Eine umfassende Besserung scheint kaum in Sicht. Für die kommenden Monate rechnen lediglich 13 Prozent der Befragten mit besseren Geschäften. 53 Prozent gehen von einem unveränderten Geschäftsverlauf aus. Ein Drittel befürchtet hingegen eine weitere geschäftliche Eintrübung.
Welche Sorgen die regionale Wirtschaft umtreiben, verrät ein Blick auf die größten Risiken: 61 Prozent der Betriebe besorgt der Fach- und Arbeitskräftemangel. Ebenfalls 61 Prozent sehen die künftige Geschäftsentwicklung durch die aktuell sehr dynamische Entwicklung der Arbeitskosten belastet. Auch die immer noch hohen Energie- und Rohstoffpreise stellen für 43 Prozent der Unternehmen ein beträchtliches Problem dar. 61 Prozent der Befragten sorgen sich um die Inlandsnachfrage. IHKLW-Chef Zeinert sieht ein äußerst alarmierendes Signal darin, dass am ehemals vor Stabilität strotzenden Wirtschaftsstandort Deutschland derzeit 60 Prozent der befragten Betriebe in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein erhebliches Risiko für ihre künftige Geschäftsentwicklung sehen.
Von der insgesamt ausgesprochen schwachen Dynamik des Konjunkturgeschehens können sich auch einzelne Wirtschaftsbereiche nicht frei machen. So liegen die Konjunkturklimaindikatoren aller betrachteten Branchen deutlich unter dem neutralen Wert von 100. Tristesse herrscht weiterhin im Großhandel mit einem Indikatorstand von 61. Besser ist die Stimmung im Einzelhandel mit einem Indikatorwert von 85. In der Industrie wird lediglich der eher bescheidene Wert von 83 erreicht. Und auch unter den Dienstleistern ist die Laune entsprechend mit einem Indikatorstand von 96 nur durchwachsen. „All das beeinträchtigt die Investitionsbereitschaft der Unternehmen, die aktuell besorgniserregend gering ausfällt. Für mehr Investitionsfreude braucht die regionale Wirtschaft Verlässlichkeit, Freiräume und spürbare Entlastung. Nur so kommen wir international wieder auf Augenhöhe“, bekräftigt IHKLW-Hauptgeschäftsführer Zeinert.
Neben dem Konjunkturbericht für Nordostniedersachsen bietet die IHKLW gemeinsam mit der IHK Braunschweig einen Konjunkturbericht für den Wirtschaftsraum Braunschweig-Wolfsburg an. Beide Berichte mit weiteren Daten, Grafiken und Erläuterungen sind zu finden unter: www.ihk.de/ihklw/konjunktur
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Lüneburg, 19. Juli 2024